Zedler:Feuer-Löschende Machine


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Feuerlin oder Feuerlein, (Johann)

Nächster>>>

Feuer-Mahl

Band: 9 (1735), Spalte: 757–760. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|9|Feuer-Löschende Machine|757|760}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Feuer-Löschende Machine|Feuer-Löschende Machine|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1735)}}

Feuer-Löschende Machine, ist eine Machine, welche bey noch nicht überhandgenommener Feuers-Brunst solche alsbald löschet. Der Erfinder hiervon ist Zacharias Greyl, ein Silberstecher in Augspurg gewesen, welcher, nachdem er damit sowohl in seiner Vater-Stadt, als auch zu Wien anno 1716. 1717. Proben damit angestellet, und darüber von dem Rathe in Augspurg ein Adtestatum erhalten, an. 1720. zu Augspurg einen gedruckten Bogen unter dem Titel: Nachricht von der ausserordentlich geschwinden Feuerlöschenden Machine, welche Zacharias Creyl von Augspurg gantz neu erfunden, und hierdurch dem Publico, auch allen, so von derselben ungemeinem Nutzen profitiren wollen, um einen ciuilen Preiß zur Eröffnung und Gebrauch anbietet, heraus gegeben; ist aber kurtz darauf gestorben. Die erste Probe wurde in Augspurg anno 1716. gemacht, da der Erfinder in einem Gewölbe an drey Ecken Scheiter-Hauffen aufrichten lassen, anderthalb Schuh hoch und breit, und nachdem er Späne, Pech-Cräntze, und anderes Zeug, so sich nicht leicht löschen läst, darauf geworffen, in Gegenwart eines Raths-Herrn angezündet. Als nun alles in voller Flamme war, hat er mit seiner Feuerlöschenden Machine die hochauflodernde Flamme auf einmahl ausgelöscht, daß nur an denen Scheiter-Hauffen, absonderlich, wo Pech-Cräntze gelegen, etliche wenige Scheiter geraucht und geglimmet. Nach dem Tode des Erfinders offerirte seine hinterlassene Witbe die Machine gegen 4000. Ducaten dem versammleten Reichs-Conuent, legte auch eine Probe zu Regenspurg den 16. Julii 1721. damit ab, welche Adam Göritz, ein Medicus zu Regenspurg mit angesehen, und die Beschreibung von dem Erfolg dieser Machine in denen Breßlauischen Sammlungen anno 1721. eingerücket. Es ward nemlich eine breterne Hütte 24. Schuhe lang und breit, 9. Schuh hoch aufgerichtet, die hinten und forne eine Thür, zu denen Seiten aber 8. Fenster hatte. Inwendig wurden an denen Wänden lange höltzerne Späne aufgerichtet, die biß an das Dach giengen. Unten herum legte man Stroh und andere verbrennliche Materien: an der Decke hienge man bey 10. Pech-Cräntze auf. Des Abends wurde in Gegenwart etlicher 1000. Personen die in der Hütte befindlichen Materien mit 2. Pech-Fackeln angezündet. Als nun nach zwey Minuten, das Feuer bey 6. Schuhe hoch an allen 8. Oeffnungen, auch so gar durch die Ritze derer Breter heraus schlug, schob man die feuerlöschende Machine durch die eine Thür ins Feuer. Ungefehr nach einer Minute gab es einen Schlag, wie etwan von einer Mousquete, und es verlohr sich augenblicklich alle Flamme, daß man sogleich in die Hütte hinein gehen konnte, wo man nichts weiter fand, als daß ein und das andere Bret und Span noch glimmete, welches vollends mit Wasser ausgegossen ward. Eine gleichmäßige Probe hat man im Nouembr. an 1721 in Dreßden auf Befehl des Königes mit gleichem Erfolg abgeleget. Zu Erfurt wurde diese feuerlöschende Machine im Sommer an. 1722. ebener Massen von einer Person probiret, der Effect äusserte sich gewöhlicher Massen; wiewohl bey dem stillen und heitern Wetter, und da das Feuer nicht allzuhefftig zu dem Hauße heraus geschlagen, dennoch nicht soviel effectuiret, daß das Feuer nach erfolgtem Knall gäntzlich wäre gelöschet worden; sondern es brannte vielmehr lichterloh wieder an, daß man die Balcken abreissen, und das Feuer mit Wasser löschen muste. Die Machine bestund aus einem Faße, das auf einem Brete stunde, und auf 4. Rädern fortgeschoben wurde. Der Bauschreiber in Erfurt Günther fand nach geschehener gäntzlichen Löschung des Haußes eine blecherne Cylindrische Büchse, welche ziemlich aus einander geschlagen war, auf dem Boden liegend, und dadurch ward das gantze Arcanum auf einmahl offenbar: denn da das Faß gäntzlich zerschlagen war, und die Büchse mit einem dumpfigten Knalle zersprungen, so konnte man überaus leicht indiciren, daß ein gewisser Satz Pulver diesen Effect müsse gethan haben. Er ließ dannenhero nach der Abreise des Künstlers ein höltzernes Faß von gleicher Grösse verfertigen, that in dasselbige eine blecherne Büchse mit Pulver, zusamt einer Zünd-Röhre, die über das Faß heraus gieng, und füllte den übrigen Raum des Fasses mit Wasser. Hierauf wurde von neuem eine breterne Hütte aufgerichtet, mit Reiß-Holtz versehen und in Gegenwart vieler Personen angezündet. Der Wind wehete damahls aus Nord-West sehr starck, daß er auch die Flamme über zwey Ellen hoch über das Dach trieb, und dadurch verursachte, daß man fast gäntzlich an einem gewünschten Succes zweiffelte. So bald aber die Machine hinein geschoben wurde, und sie einige Zeit gestanden hatte, that sie den gehofften Knall, und löschete anbey das Feuer so plötzlich und so vollkommen aus, daß nichts als ein dicker Dampff, und einige wenige glimmende Feuer-Brände übrig blieben, welche aber mit leichter Mühe vollends gedämpffet worden. Die Zünd-Röhre, welche durch das Wasser das Pulver anzündete, brannte ein wenig zu langsam, dahero dieser Zufall beynahe die gantze Probe zu Schanden gemacht hätte, immassen das Faß von der Gewalt des Feuers bereits um und um angegriffen war; und wenn der Knall noch 3. Minuten zurück geblieben, wäre das Faß von dem Feuer verzehret worden, und würde solcher Gestallt das Pulver einen geringen Effect gethan haben. Der Knall war dumpffend, und bey demselben merckte man, sowohl am Feuer als auch in einer Weite von 6. Ellen von dem Hause eine starcke Erschütterung der Lufft. Ausfühliche Nachricht von der Feuerlöschenden Machine Bautzen 1725. in 4. Und hieraus kann man die Ursache des auslöschens klar abnehmen, daß solches von der durch Loßbrennung des Pulvers starck erregten Bewegung der Lufft herrührte. Es ist eine bekannte Sache, daß, wenn eine Feuer-Mauer sich entündet, die Flamme auf einmahl erstickt wird, wenn man starck hinein schüttet. Die ungemeine Feuers-Brunst, die an. 1666. einen grossen Theil von London verzehret, und die man zu löschen gar kein Mittel fand, wurde gedämpffet, da ein Hauß mit Pulver sprang. Bey beyden findet einerley Ursache mit der feuerlöschenden Machine Stat. Das Wasser der Machine trägt am wenigsten zur Auslöschung bey, indem bey der letztern Probe zu Erfurt man zwar an denen Wänden wahr genommen, daß das Holtz naß gewesen, hingegen oben an dem Dache war alles trocken, und gar wenig Spur des Wassers zu sehen; vielmehr lag der Boden so voller Wasser, daß es schiene, als hätte man das gantze Faß auf einmahl, ohne geschehene Umhersprützung, auf demselbigen ausgeschüttet; daher es scheinet, daß das Wasser bey der Machine zu nichts sonderlich diene, als daß es die Gewalt des Pulvers nur in so weit dämpffe, damit dasselbe durch seinen Schlag nicht das gantze Zimmer auf einmahl über den Hauffen schmeisse; welches doch von einer solchen Menge Pulver, die man darzu nehmen muß, erfolgen kan. Thümmig in dem vierten Stück seiner Erläuterung einiger Begebenheiten in der Natur n. 2. allwo er diese Machine gleichfalls beschreibet, will, daß das Wasser sich in einen subtilen Dampf bey der Entzündung des Pulvers resoluire, welcher der Bewegung der Lufft folge, und den Wind, der durch den Knall erreget wird, vermehre; allein angeführtes Experiment will mit dieser Theorie nicht übereinstimmen. Ob nun zwar diese Machine das ihre praeltiret, wenn das Feuer noch nicht über Hand genommen, so hat man sich doch von ihr keinen sonderlichen Effect zu versprechen, wo das Feuer schon tief in das Holtz eingebrannt. Denn, da hier das löschen durch ein ausblasen sich gleichsam ereignet, solches aber nirgends, als wo nur die Flamme noch an der obern Fläche ist, Stat findet; so gehet in demjenigen Falle, da das Feuer schon tief eingebrannt, daß es unter der Flamme schon gluende Kohlen hat, die Flamme zwar weg, aber die verbrennliche Materie bleibet gluend, und bläset sich von selbst wieder an, wie zu der durch den Schlag rareficirten Lufft wieder an den Ort der verbrennlichen Materie die äussere Lufft mit Gewallt hinzuflüsset, und solcher Gestallt einen Wind verursachet, der die Kohlen wieder anbläset. Einige Proben mit der Machine haben solches ausgewiesen; und man weiß es aus der täglichen Erfahrung, daß, wenn man mit einem Blase-Balge in das Feuer starck bläset, die Flamme wieder zurücke schage und und nicht verlösche, woferne sie am tief eingebrannten Holtze hafftet. Es erhellet demnach hieraus, daß der Nutzen der so gepriesenen Feuer-löschenden Machine gar sehr eingeschränckt ist, indem man sie weiter nicht brauchen kann, als wo das Feuer nur in einem Gemache brennet, aber noch keine rechte Gluth hat, und dürffte wohl im Ernste von schlechter Würckung sich zeigen. Von denen magischen Künsten, das Feuer zu löschen, siehe unter Feuer-Versprechung.