Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Erweichung, Subactio

Band: 8 (1734), Spalte: 1825–1827. (Scan)

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Erweichung, Lat. Emollitio, ist die Veränderung, die man mit einem Cörper vornimmt, wenn man ihn in den Stand setzet, daß seine Theile leichter, als zuvor, mit einander zusammen hangen, und sich leichter von einander trennen lassen. Wenn man eine grössere Gewalt brauchet, die Theile eines Cörpers von einander zu trennen, wird derselbe harte genennet; hingegen weich, wenn man wenigere Gewalt von Nöthen hat; und sind dennoch dieses nur Correlata, da man die Vergleichung mit einem grössern und kleinern Grade der Cohaesion derer Theile eines festen Cörpers (denn bey flüßigen findet dieser Begriff nicht Statt) anstellet; daß also die Erweichung der Erhärtung entgegen gesetzet ist, und eine contraire Operation andeutet. Von denen verschiedenen Arten einen Cörper zu erhärten handelt der Titel: Erhärtung; Fast auf gleich viel Arten gehet auch die Erweichung eines Cörpers von Statten, da man solches durch Wärme, Kälte, Zusatz einer andern Materie, und durch diesen und der Wärme zu gleich, zu Wege bringen kann. Wachs, Hartz, gefrorner Thon, etc. wird durch die Wärme weich; und die Metalle, z. E. Eisen, wenn sie glüend gemacht werden, lassen sich leichter tractiren und arbeiten. Insgemein siehet man, daß ein solcher Cörper eher weich werde, als er in Fluß gerathe, da z. E. das Wachs erst weich, hernachmahls flüssend wird. Da wir nun die Kälte durch einen Abgang der Wärme nur erkennen, und dieselbe alles, aber umgekehret, wiederhohlet, was die Wärme nach und nach hervorgebracht; so wird ein Cörper, nachdem er durch die Wärme fliessend gemacht worden und nun zu erkalten anfängt, erst wieder weich und alsdenn immer härter. Dahero siehet man, wir auch durch die Kälte eine Erweichung geschehen könne. Es sind aber nicht alle Cörper von der Beschaffenheit, daß sie durch die Wärme sich [1826]erst erweichen und hernach in Fluß bringen lassen; sondern fangen alsbald an der äussern Fläche an zu fliessen, wenn sie mit Feuer gezwungen werden, ohne zuvor eine Weichheit zu erhalten. Von dergleichen Beschaffenheit sind das Eiß und die Saltze. Andere Cörper z. E. Steine lassen sich durch die Wärme weder weich noch fliessend machen; wie die Chymischen Operationen bezeugen. Daß einige Cörper von dem Zusatz einer andern Materie erweichen, siehet man an dem Thone, Erde, trockenen Teige etc. die man durch Wasser weich machen kan; und darff man hier nur die bey der Erhärtung angemerckten Operationen umgekehrt vornehmen, wenn man eine Erweichung zu Wege bringen will. Hierzu ist nun eben keine Wärme von Nöthen, doch muß beydes bey einigen Cörpern angewendet werden, wenn man sie gehöriger massen erweichen will. Wir haben die tägliche Erfahrung bey Abkochung des Fleisches und anderer poroesen Cörper z. E. dcS Gorcks etc. Man hat auch Machinen erdacht, vermittelst deren man die härtesten Knochen auf einen Grad Weichheit, wie eine Gallerte bringen kann. Dergleichen hat Boyle erfunden, und Dionysius Papinus in seinem Digestore Ossium (so nennet er diese Machine) an. 1681. in Englischer Sprache beschrieben; deren Beschaffenheit man auch aus denen Actis Erud. an. 1682 p. 105. 306. und an. 1687. pag. 276. abnehmen kann. Endlich nennet man auch elastische Cörper, als Federn, Wolle, Leinen-Gewebe etc. weich, wenn sie nicht starck zusammen gedruckt sind, daher nicht viel resistiren, sondern sich weiter zusammen drücken lassen. Daß dieses letztere Phaenomenon nirgends anderswo her komme, als von einem geringern Wiederstande der elastischen Krafft, der sich nach der Stärcke der Zusammendrückung richtet, ersiehet ein jeder leicht. Allein die vorhergehenden Phaenomena setzen eine weit andere Ursache zum Grunde; und zwar wird diese just derselben entgegen gesetzet seyn, wodurch die Erhärtung erfolgte. Es wurde nemlich ein Cörper harte, wenn man die Cohaesion seiner Theile beförderte, daß sie stärcker an einander hiengen, und sich schwerer trennen liessen, dahero wird eine Erweichung erfolgen, wo man die Cohaesiones derer Theile destruiret, daß solche nicht mehr so feste zusammen hangen. Die Kräffte der Wärme sind denen Cohaesions- Kräfften derer Theile eines Cörpers entgegen gesetzet, wie man aus dem Titel Erwärmung ersehen kann; dahero macht die Wärme die Cörper weich. Wenn man mit andern Cörpern z. E. Erde oder Thon eine andere Materie z. E. Wasser, deren Theile nicht sonderlich cohaeriren vermischet; so wird dadurch die Cohaesion in dem vermischten Cörper geringer; als in dem ersten; daher wird derselbe weicher; und so gehet es auch bey dem Abkochen zu, wenn zwey die Erweichung befördernde Dinge, als Wärme und Wasser, concurriren. Daß aber nicht alle Cörper durch einerley Ursache können erweichet werden, rühret von ihrer besondern textur, denen Theilen, die von verschiedener Beschaffenheit und Cohaesion sind und sie componiren, und endlich von deren verschiedenen Cohaesion selbst, her; so man aber nicht a priori darthun kann, weil uns die Cohaesions-Kräffte derer Cörper [1827]und ihre Textur nicht gnungsam bekandt, wie aus dem Titel Cohaesio Tom. VI. p. 614. seqq. erhellet; sondern man muß nur a posteriori und durch die Erfahrung determiniren, durch was für Ursachen ein gegebener Cörper könne erweichet werden, und hernachmahls aus dessen zuvor erkannten verschiedenen Composition, von andern Materien, die in ihn befindlich sind, urtheilen, auf was Art und Weise die Erweichung sich zu getragen habe.