Zedler:Annaberg, S. Anneberg oder Annäberg


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Annabon, Annobon oder Annebon

Band: 2 (1732), Spalte: 378–379. (Scan)

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Annaberg, S.Anneberg oder Annäberg, lat. Annaberga, eine schöne Berg-Stadt in Meissen, und zwar im Ertz-Gebürgischen Creysse, so 9. Meilen von Dreßden, 5. über Freyberg, Süd-Westlich gegen Joachims-Thal und dem Böhmischen Walde, unterm 35. Gr. 43. Min. Long. und 50. Gr. 40. Min. Latit. gelegen.

Ihren Nahmen soll sie von der Heil. Anna, die Mutter der Jungfrau Maria, bekommen haben, und deren Erbauung sich also angefangen haben. Es hat sich nehmlichen nach Boemii Bericht an. 1490. an diesem Orte ein sehr reichhaltiges Silber-Bergwerck hervor gethan, welches Schreckenberg genannt, und von einem Bergmann, Nahmens Daniel, erfunden worden, auch binnen 4. Jahren auf die 124838. Rheinische Gold-Gülden Ausbeute gegeben, dahero Hertzog George zu Sachsen bewogen worden, an. 1492. oder, wie andere wollen, an. 1498. etwas davon an den Fuß des Pelberges, unter Hertzog Albrechten zu Sachsen, eine Stadt anzulegen, welche dessen Sohn, Hertzog George, auch endlich vollbracht, und Annaberg genennet habe. Von diesem Bergwercke kommen auch die alten an. 1499. gemüntzten Engel-Groschen, (weil ein Engel darauf gepräget) und Schreckenberger genannt werden.

Ao. 1501. begnadigte sie Kayser Maximilianus mit vielen Privilegiis, und ließ an. 1503. rings herum eine schöne Mauer führen. Es war sonst allda ein Franciscaner-Closter, woraus der andächtige Theologus, Fridericus Myconius, herkommen, und sich der Lutherischen Religion zugethan hat.

Nach der Zeit ist diese Stadt auch vielen Unglücks-Fällen unterworffen gewesen.

Ao. 1565. den 21. Jul. erhub sich in dasiger Gegend eine grosse Fluth, welche sowohl in der Stadt, als nahe herum gelegenen Dörffern, alles überschwemmete, und Brücken, Häuser, Scheunen und dergleichen einrisse, worbey viel Vieh umkommen, das Gewässer ist auch so wütend gewesen, daß es Mühl-Steine fortgetrieben.

Vor dem grossen Brande, der an. 1604. den 27. Apr. daselbst gewütet, und Mordbrenner angeleget hatten, war auch an diesem Orte eine von den schönsten Kirchen in gantz Deutschland, welche mehrentheils von der Ausbeute und starcken Wallfahrt zu obgedachter S. Annae, deren Reliquien [379] mit grossen Kosten aus Franckreich und aus den Niederlanden dahin verschaffet, erbauet worden.

Unweit dieser Stadt ist das sogenannte Hiobs- oder Sophien-Bad.

Im Dreyßig-jährigen Kriege ist dieser Ort auch ziemlich ruiniret worden.

Jenesii Anneb. Chron. Peccenstein Theatr. Zeileri topogr. Barthae Anneberga. Müllers Chur-Sächs. Annales p. 54. 137. & 234. Albini Meisn. Land-Chron. XIV. p. 184. Ejusd. Berg-Chron. V. p. 44. 45. 46.

Anno 1731. den 3. Aug. Abends gegen 7. Uhr, kam mit einem Süd-Ost-Winde ein Donner-Wetter, welches sich jedoch mit einem starcken Regen zu resolviren schiene, und mit einigen Donnerschlägen über dasige Stadt hinweg zog, es fieng sich aber der Wind an zu ändern, indem er von Nord-Westen wehete, und trieb das Gewitter wieder zurück über die Stadt, worauf, als sich der Wind völlig geleget, gegen halb 8. Uhr ein neues entsetzliches und fast unerhörtes Donner-Wetter entstanden, da es denn um selbige Zeit einen grausamen Schlag gethan, wovon der Strahl in die Haube des Thurns dasiger Stadt-Kirche gieng, also, daß das Feuer und der brennende Schiefer davon auf die Strasse fiel. Unerachtet es nun auf dem Thurne, allwo es einen Splitter von drittehalb Ellen aus einem Balcken geschlagen, gezündet, so wurde doch das Feuer durch die dasige guten Veranstaltungen gelöschet; gleich darauf that es den andern Schlag in eben den Thurn, und in kurtzer Zeit noch 4. andere auf eben denselbigen, also, daß es in drey Viertel Stunden in solchen 6. mahl dergestalt mit feurigen Strahlen geschlagen, daß davon allemahl der brennende Schiefer und das Feuer auf die Gasse gefallen. Und ob gleich durch dieses entsetzliche und nicht leicht erhörte Ungewitter die gantze Stadt in die äusserste Furcht und Schrecken, und die dasige schöne Kirche und Thurn in die grösseste Gefahr gesetzet wurden, so hat doch die gute Anstalt des dasigen Magistrats, der unerschrockene Muth der Bürgerschafft, und der währender Zeit starck anhaltende Regen, es mit Hülffe GOttes so weit erhalten, daß sowohl der Thurn, als die Kirche nicht in Brand gerathen, und beydes benebst der Stadt gnädiglich erhalten worden; Unterdessen sind doch von denen aufm Thurn zu dessen Erhaltung gegenwärtig gewesenen Personen vom Strahl 8. beschädiget worden. Ueberdies hat es auch allda in den Gast-Hof zum Wilden-Mann, jedoch ohne Schaden, eingeschlagen, und sich endlich nach und nach wieder weggewendet.

Doch dieses waren nur Vorboten eines grössern Unglücks. Dennoch in eben demselbigen Monathe des 1731sten Jahres entstund früh Morgens in eines Posamentirers Hause eine dermassen entsetzliche Feuers-Brunst, daß in Zeit von 5. Stunden auf die 300. Häuser, nebst dem schönen Rath-Hause, Berg-Kirche, Superintendur, Tuch-Hause, und andern publiquen Gebäuden, jämmerlich in die Asche geleget worden, und der schönste Theil der Stadt im Rauch aufgegangen, wie denn aller Raths-Glieder bis auf eines, ingleichen aller vornehmer Bürger und Einwohner ihre Häuser von der grimmigen Flamme gäntzlich ruiniret worden.