Wolfdieterich’s Buße in Burkheim

Textdaten
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Autor: Wolfgang Müller von Königswinter
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Titel: Wolfdieterich’s Buße in Burkheim
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 311–313
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[311]
Wolfdieterich’s Buße in Burkheim.[1]

Wolfdieterich, der alte Held,
Er tritt aus seinem Schlosse,
Gewappnet wie zum Kampf im Feld,
Schwingt er sich hoch zu Rosse;

5
Noch grüßt er seiner Helden Chor

Und jaget durch das hohe Thor,
Wolfdieterich der Alte.

Ihm blühet Kraft, ihm glühet Muth,
Noch manchen Feind zu schlagen;

[312]
10
Doch mahnt der weißen Locken Fluth,

Der Weltlust zu entsagen.
Drum macht den letzten Ritt er nun:
Im Klosterport will Buße thun
Wolfdieterich der Alte.

15
Die Mönche hören sein Begehr

Und nah’n von allen Seiten,
Sie holen Fahn’ und Meßbuch her,
Zur Kirch’ ihn zu geleiten.
Sie beten und sie singen schon;

20
Mit Unmuth sieht’s der Heldensohn

Wolfdieterich der Alte.

„Es wollte Niemand bei mir seyn,
Als ich beging die Sünden,
Vergebung hoff’ ich auch allein

25
Durch mich bei Gott zu finden.“

So spricht und treibt sie all hinaus
Und schließt das hohe Gotteshaus
Wolfdieterich der Alte.

Und betend bis um Mitternacht

30
Harrt er vor dem Altare,

Und lehnt im Chor sich wohlbedacht
Drauf an die Todtenbahre;
Dann zieht sein Schwert, beschwört zur Stund’
Der Feinde Geister aus dem Grund

35
Wolfdieterich der Alte.


„Wohlauf zum Kampf!“ so ruft der Held,
Wild wie in jungen Tagen;
Die Mann für Mann er einst gefällt,
Will er zugleich jetzt schlagen.

40
Da saust das Heldenschwert um ihn,

Die Geister bringet selbst zum Fliehn
Wolfdieterich der Alte.

Und als vom Feind die Stelle rein,
Streckt müd der Held sich nieder;

[313]
45
Ein Engel löst bei’m Morgenschein

Den Geist vom Band der Glieder.
Und wie zur Mess’ die Mönche nah’n,
Erblicken sie, wie Buß’ gethan
Wolfdieterich der Alte.

C. O. Müller.

  1. [313] Die zwei Dichtungen Hug- und Wolfdieterich, die mit Otnit, dem großen Rosengarten und der Zwergsage vom König Laurin in das Heldenbuch gehören, sind verwandt und sollen den Dietrich von Bern verherrlichen. Hug Dieterich, König von Konstantinopel, hat sich die von ihrem königl. Vater in einen Thurm gesperrte Hildgard zur Gemahlin erwählt und ist in einer Verkleidung zu ihr gedrungen. Beider Sohn wird im Walde ausgesetzt und von Wölfen ernährt, daher sein Name Wolfdieterich. Obwohl von seinem Vater anerkannt, versagen ihn doch nach dessen Tode seine Brüder und er muß mit seinen Vasallen in ein festes Schloß weichen. Die rauhe Else, welche ihn liebt, befreit ihn durch Zauberkunst. Nach langem Umherirren und Kämpfen wird sie seine Gemahlin, ihm dann geraubt, allein wieder von ihm gewonnen. Er besiegt Otnit, macht einen Kreuzzug, und wirbt, nachdem Otnit erschlagen ist, um dessen Wittwe Siderat. Sie gibt ihm auf, gegen die Drachen zu ziehen. Der alte Drache reißt ihn zwar in seine Höhle, doch tödtet er hier die Drachen, vermählt sich mit Siderat, zieht nach Konstantinopel, überwindet seine Brüder und befreit seine Vasallen. Er wird dann Kaiser von Rom, übergibt seinem Sohne, der Hugdieterich heißt, das Reich, und geht nach Siderats Tode in ein Kloster, wo er, nachdem in dieser Sage berichteten Kampfe mit den Geistern aller von ihm erschlagenen Feinde, sein Leben beschließt. Vergl. Nodnagel’s „Fünf Bücher teutscher Sagen.“ etc.
    Das „Universallexikon von Baden“ IA gibt, Seite 223, Burkheim als den Ort an, wo dieser Held Buße gethan und erwähnt auch des dortigen „Hexenthurmes“, worin sieben Weiber, welche im Juni 1616 zu Burkheim als Hexen verbrannt wurden, gefangen saßen.