Wir haben stolze Lust erfahren

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Wir haben stolze Lust erfahren
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 39–40
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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29. (1897.)


     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Wir haben stolze Lust erfahren, wir waren oft von Leid bewegt, seit wir vor dreißig langen Jahren zu neuem Bau den Grund gelegt. Nun überfliegt in weiter Runde der Blick ein festliches Gewühl; drum schwellt die Brust in dieser Stunde ein ernstes, frohes Hochgefühl.

     2. Und heute darf die Freude walten, die ihre Lerchenschwingen regt, denn mannhaft ward der Schwur gehalten, den wir entschlossen abgelegt, der Schwur, trotz Mühen und Beschwerden, so frisch als fromm, so froh als frei, ein starker, grüner Zweig zu werden am Baum der deutschen Turnerei.

     3. Ob mühsam auch, wir sind’s geworden, und Ehre war’s, die mit uns zog, so oft im Süden wie im Norden entfaltet unser Banner flog. Das war ein frohes Wiederkehren, doch schwerer noch als Kranz und Band und alle äußerlichen Ehren wog uns der Druck der Bruderhand.

     4. Gesund und herzlich blieb das Leben, das Jung und Alt zusammenfügt, und zäh und rastlos blieb das Streben und hat sich selber nie genügt. Es blieb ein Fremdling unserm Dache der Geist, der Ruhm begehrt und Lohn – die [40] gute, die gerechte Sache ging stets uns über die Person.

     5. Geschirmt von unsichtbarem Walle war unsre Heimstatt jederzeit vor unfruchtbarem Phrasenschwalle, wie vor dem Hauch der Eitelkeit, und schlicht und wahr sind wir geblieben und ehrlich ohne Unterlaß in Allem, was wir je getrieben, in Red’ und Thun, in Lieb’ und Haß.

     6. Das ist’s, was unter bunten Narren, die er im Innern stolz verlacht, und unter Pflegern fremder Sparren den Deutschen und den Turner macht! Nie wird uns unser Kranz entrissen von Nebenbuhlern laut und dreist, wenn wir uns nur zu wahren wissen den schlichten, deutschen Turnergeist.

     7. Nie wird des Volkes Kern bethören die krause Modespielerei, und immer wird sein Herz gehören der ernsten, strammen Turnerei. Und diese Liebe auszuroden aus seiner Seele – wer vermag’s? So stehn wir fest auf breitem Boden und unberührt vom Lärm des Tag’s.

     8. Auch dir, Verein, dem wir geschworen, weil du uns solche Art gelehrt, geht Keiner derer je verloren, die ernstlichen Bedauerns wert. Laß dein bekränztes Banner fliegen, schließ fester deiner Mannen Reihn! Frisch auf zu Kämpfen und zu Siegen, geliebter Leipz’ger Turnverein!