Westphälische Sagen und Geschichten/Graf Eberhard von Altena

Textdaten
<<< >>>
Autor: H. Stahl alias Jodocus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Graf Eberhard von Altena
Untertitel:
aus: Westphälische Sagen und Geschichten
Seite 104–106
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1831
Verlag: Büschler’sche Verlagsbuchhandlung
Drucker:
Erscheinungsort: Elberfeld
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons = Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[104]
V.


Graf Eberhard von Altena.


Nachdem der Graf Eberhard von Altena in dem Kriege, welcher Anno 1162 zwischen dem Herzoge Heinrich von Limburg und seinen Bundesgenossen an einer, und dem Herzoge Gottfried zu Braband an der anderen Seite geführt, dem Ersteren also tapfer gedient, [105] daß Heinrich den Sieg erfochten, so geschah es, daß Eberhard in seinem Gemüthe wegen so vielen vergossenen Blutes sehr unruhig wurde. Wie er nun bey diesen Umständen einen Ekel an aller weltlichen Gesellschaft hatte, und sich daher vornahm, heimlich davon zu gehen, und im Elende seine Sünden zu büßen, so steckte er sich in schlechte Kleidung, und wanderte, ohne Jemandem etwas zu sagen, erstlich nach Rom, ferner nach St. Jakob zu Compostell; endlich kam er nach Marimunda, einem Kloster in Frankreich, und wurde daselbst ein Laybruder, da ihm dann auf einem, diesem Kloster zuständigen Meyerhofe, der Witthof genannt, die Schweine zu hüten aufgegeben wurde.

Als er nun in dieser seiner Bedienung sehr fleißig, und in langer Zeit Niemand erfahren können, wo Eberhard geblieben war, so geschah es ferner, daß zwey von seines Bruders, des Grafen Adolph von Altena, Bedienete mit ihren Knechten, welchen Allen Eberhard wohl bekannt war, nach Frankreich reiseten. Da sie nun nicht weit von besagtem Kloster in die Irre geriethen, schickten sie Einen von den Knechten nach dem Kloster, sich des rechten Weges zu erkundigen. Dieser, als er eines Sauhirten gewahr wurde, und von ihm den rechten Weg zu erlernen suchte, erkannte an einem Hiebe, welchen Eberhard[WS 1] in einer Schlacht empfangen hatte, daß er Adolfs, Grafen von Altena, Bruder sey. Kaum hatte er solches bey seiner Rückkehr seinen Herren entdeckt, so eilten diese mit großer Begierde nach dem Orte, und fanden die Erzählung des Dieners wahr. Zwar wollte sich Eberhard[WS 2] anfänglich nicht kund geben; doch ließ er auf ihr inständiges Anhalten sich endlich bewegen, zu erzählen, wie er zu [106] diesem Stande gekommen wäre. Darauf umarmten ihn die Edelleute mit vielen Thränen, gingen auch gleich zum Verwalter des Hofes, und zeigten ihm an, was er für einen Sauhirten hätte. Als nun dieser die Sache gleich an den Abt berichtete, und selbiger über die große Demuth des Eberhard sich nicht genug verwundern konnte, nahm er ihn ins Kloster und machte ihn zu einem Mönche.

Sobald diese Sache dem Grafen Adolph vorgebracht wurde, reisete selbiger zwar hin, seinen Bruder auf andere Gedanken zu bringen; da er aber die einmal angefangene Lebensart nicht ändern wollte, hielte er bey dem Abte an, daß dem Eberhard möchte erlaubt seyn, mit ihm zu reisen, um seine Freunde zu besuchen. Da ihm nun dieses bewilliget wurde, und Eberhard in Deutschland kam, beredete er nicht nur seinen Bruder Adolph, das Schloß Aldenburg im Jahre 1133 zu einem Kloster zu machen, sondern er verlangte auch von seinem Vetter, dem Landgrafen in Thüringen, Zogonn, durch Vorsprache seiner Gemahlin, der Gesela, und seiner Söhne Heinrichs und Günthers, den Berg des heiligen Gregorii mit seinem Zubehör; und als er auf diesem zur Ehre des heiligen Gregorii eine Abtey gestiftet hatte, so wurde er, durch Vorsprache seiner Freunde, vom Bischofe von Maynz zum ersten Abte derselben eingeweihet.

(Von Steinen Westph. Gesch. Th. 1. S. 97–100.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Eberhand
  2. Vorlage: Eberhand