II.
1. Wer reit’t mit sieben Knappen ein zu Heidelberg im Hirschen?
Das ist der Herr von Rodenstein, auf Rheinwein will er pirschen.
2. „Hollahe! den Hahn ins Faß! schenkt ein! Ich fürcht, die Kehlen
rosten! Wir wölln ein halb Jahr lustig sein, und sollt’s ein Dorf auch
kosten!“
3. „Ein Dorf, was ist’s? Ein rußig Loch, und ich hab ihrer zweie!
Ich hab ja Pfaffenbeerfurt noch und Reichelsheim, das treue.“
4. Trommeten klangen mit Schalmein, die Pauken thäten schweigen;
sechs Monden saß der Rodenstein beim süßen Rheinweinreigen.
5. Und als nach halben Jahres Frist der Rechnung er gewunken,
da sprach er: „Hollahe, jetzt ist auch Reichelsheim vertrunken! Reichels=
heim ist hin! Reichelsheim ist fort! Reichelsheim, der treue, schnaps=
brennende Ort! Reichelsheim ist veritrunken!“
6. „Hollahe! doch wie man’s treibt so geht’s! Was liegt an dem
Verlurste? Man spricht vom vielen Trinken stets, doch nie vom vielen
Durste! Reichelsheim ist hin!“ ec.
1857.
III.
1. Wer wankt zu Fuße ganz allein gen Heidelberg zum Hirschen?
Das ist der Herr von Rodenstein, vorbei ist’s mit dem Pirschen.
2. „Herr Wirt! Ein Kännlein dünnes Bier und einen Harung
im Salze! Ich hab vom vielen Malvasier das Zipperlein am Halse.“
3. „Der schönste, größte Durst der Pfalz muß früh in Ruhstand
sinken! Das letzte Dorf des Odenwalds kann ich nicht mehr vertrinken!“
4. „Einen Notary ruft herein, der schreib die Testamenten:
„Pfaffenbeerfurt soll der Hochschul sein, mein Durst den
Herrn Studenten!“
5. „Stets bin ich alter Mann gerührt, seh ich die wackern Jungen,
und schlucken sie, wie ich, so wird dereinstmals doch gesungen: „Pfaffen=
beerfurt ist hin! Pfaffenbeerfurt ist fort! Pfaffenbeerfurt, die duftige
Mistfinkenhöhl, Pfaffenbeerfurt, des Odenwalds Kronjuwel, Pfaffen=
beerfurt ist veritrunken!“
6. „Hollahe! doch wie man’s treibt, so geht’s! Was liegt an dem
Verlurste? Man spricht vom vielen Trinken stets, doch nie vom vielen
Durste! Pfaffenbeerfurt ist hin!“ ec.
1857.