[312]
344. Sonnenschein.
Singw.: Zu Heidelberg im Pfälzer Land ec. oder Mein Lebenslauf ec.
|
1. Das giebt der Erde erst den Glanz und Weihe der Natur,
macht ihr zum schönsten Feierkleid die blütenärmste Flur, macht ihr
den Bach zum Perlenband, zum Schmuck den schlechtsten Stein: liegt
leuchtend über aller Welt der goldne Sonnenschein!
2. O doppelt glücklich, wem dann auch des Lebens Sonne glüht!
Wer froh, mit freiem Wandersinn durch Wald und Auen zieht! Die
Lerche schwingt sich jubelnd auf, und jauchzend stimmt er ein - liegt
leuchtend ec.
3. Doch sank auch deines Tags Gestirn und ward es in dir
Nacht, schau nur hinaus in Gottes Flur, wenn alles blitzt und lacht!
Es schleicht sich auch ins ärmste Herz ein Strahl des Lichts hinein,
liegt leuchtend ec.
Ernst Scherenberg.
|
345. Muskatellerlied. (III. 80.)
Heiter.
|
|
1. Der lieb=ste Buh=le, den ich han, der liegt beim Wirt im
er hat ein höl=zins Röck=lin an und heißt der Mus=ka=
Keller;
tel=ler. Er hat mich näch=ten trun=ken g’macht und fröh=lich
heut den gan=zen Tag, Gott ge=be ihm heint gu=te Nacht.
2. Von diesem Buhlen, den ich mein’, will ich dir bald eins bringen;
es ist der allerbeste Wein, macht lustig mich zu singen; frischt mir das
Blut, giebt freien Mut, als durch sein Kraft und Eigenschaft. Nun
grüß dich Gott, mein Rebensaft!
Fischart.
|
346. Frühlingswanderung. (IV. 121.)
Munter.
|
Pöthko. 1848.
|
1. Der Mai ist auf dem We=ge, der Mai ist vor der Thür, im
[313] Gar=ten, auf den Wie=sen, ihr Blümlein, kommt her=für!
2. Da hab ich den Stab genommen, da hab ich das Bündel ge=
schnürt, zieh weiter und immer weiter, wohin die Straße mich führt.
3. Und über mir ziehen die Vögel, sie ziehen in lustigen Reihn,
sie zwitschern und trillern und flöten, als ging’s in den Himmel hinein.
4. Der Wandrer geht alleine, zieht schweigend seinen Gang; das
Bündel will ihn drücken, der Weg wird ihm zu lang.
5. Ja, wenn wir allzusammen so zögen ins Land hinein! Und
wenn auch das nicht wäre, könnt eine nur mit mir sein!
Wilhelm Müller. 1821
|
347. Wanderschaft. (I. 91.)
Lebhaft.
|
J. W. Lyra. 1843.
|
1. Der Mai ist ge=kom=men, die Bäu=me schla=gen aus,
da blei=be, wer Lust hat, mit Sor=gen zu Haus!
Wie die Wol=ken dort wandern am himm=li=schen
Zelt, so steht auch mir der Sinn in die weite, wei=te Welt.
2. Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt! Wer weiß,
wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht; es giebt so manche Straße,
da nimmer ich marschiert, es giebt so manchen Wein, den ich nimmer
noch probiert.
3. Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl wohl über
die Berge, wohl durch das tiefe Thal! Die Quellen erklingen, die
Bäume rauschen all; mein Herz ist wie ’ne Lerche und stimmet ein
mit Schall.
|