W. O. von Horn (Die Gartenlaube 1898/19)

Textdaten
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Titel: W. O. von Horn
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 580 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[580 d] W. O. von Horn. Am 15. August 1898 war der Säkulartag eines der beliebtesten deutschen Volksschriftsteller, Wilhelm Oertels, der unter dem Autornamen „W. O. von Horn“ noch heute in weitesten Kreisen bekannt und beliebt ist. Oertel wurde in dem Dorfe Horn auf dem Hunsrück geboren, und ähnlich wie Hoffmann von Fallersleben hat er von seinem Geburtsort den Namen entlehnt, mit dem er sich in die Litteratur eingeführt hat. In einem Pfarrhause, in welchem schon mehrere Vorfahren das geistliche Amt versahen, hatte er das Licht der Welt erblickt; seine erste Bildung erhielt er durch den Vater. Die Beteiligung an den munteren Spielen der Altersgenossen wurde ihm durch einen Unfall erschwert, der ihm schon im Säuglingsalter zugestoßen war. Seine Mutter stillte ihn selbst; der ältere Bruder war schwer erkrankt; ganz plötzlich wurde die Mutter, die, den Säugling an der Brust, halb eingeschlummert war, durch die Todeskunde aufgeschreckt. Die Folge davon war, daß das Kind halbseitig gelähmt ward, Oertel zeitlebens sich eines Stockes bedienen mußte. Die Erinnerungen seiner Kinderzeit befruchteten später seine Phantasie. In dem Rheinstädtchen Bacharach, wo sein Vater eine Pfarrstelle erhalten hatte, entwickelte sich seine Vogelliebhaberei, der er zeitlebens treu blieb, und seine Vorliebe für historische Forschungen, zu denen die benachbarten Burgen die erste Anregung gaben. Ebenso ließ er sich gern von alten Leuten, die er, wie es in den Rheinlanden heißt, „heimlich“ machte, allerlei Erlebnisse erzählen. Sein Vater war 1812 von Bacharach als Pfarrer nach Manubach versetzt worden, einem kleinen Dorfe in einem Seitenthale des Rheins. Der junge Oertel besuchte die Heidelberger Universität, wo er Jean Paul und Jung-Stilling persönlich kennen lernte, auch eifriges Mitglied der Burschenschaft war. Dann wurde er Pfarrverweser in Manubach; nach dem Tode seines Vaters, 1822, rückte er in die Pfarrstelle selbst ein. Er fand hier Muße zu schriftstellerischer Bethätigung, für die der Knabe schon in dramatischen Versuchen Talent gezeigt; er schrieb außer verschiedenen Aufsätzen Erzählungen, und eine derselben wurde vom „Frankfurter Journal“ angenommen; andere folgten, eine ganze Serie „historisch-romantischer Erzählungen“ unter dem Schriftstellernamen F. W. Lips, die 1833, in drei Bändchen gesammelt, erschienen. Nach einer längeren Pause in seinem litterarischen Schaffen schlug er jene Richtung ein, die ihm einen weitverbreiteten Ruf verschaffen sollte. Die schlechten rheinischen Volkskalender brachten ihn auf den Gedanken, dem Volk eine bessere Speise zu bieten, so gründete er im Jahre 1846 die „Spinnstube“, welche durch die köstlichen Illustrationen des genialen Ludwig Richter auch äußerlich eine anmutende Gestalt erhielt. Von 1849 ab gab er seine sämtlichen gedruckten Erzählungen in 13 Bänden heraus. Aus der „Spinnstube“ selbst erschienen „Des alten Schmiedjakobs Geschichten“ (1850 bis 1853) in selbständiger Ausgabe. Horn war jetzt sehr schöpferisch, arbeitete besonders in den Abend- und Nachtstunden, da die Superintendentenstelle in Sobernheim im Nahethale, die er 1835 erhalten, seine amtliche Thätigkeit sehr in Anspruch nahm. Auch für unsere „Gartenlaube“ lieferte er in den fünfziger Jahren Beiträge. Er berührte sich mit dem Schweizer Jeremias Gotthelf in der Wahl seiner volkstümlichen Stoffe, wie seine Schriften „Lehrgeld oder Meister Conrads Erfahrungen im Jungen-, Gesellen- und Meisterstande“ und „Franz Kerndörfer, eine Geschichte aus dem lieben Handwerkerstande und für ihn“ beweisen. Sein „Notpfennig“ war eine Sammlung von Lehren der Lebensweisheit, die er aus den Werken unserer Klassiker schöpfte. Ein neues Volksblatt, die „Maje“, dessen Titel er dem rheinländischen Sprachgebrauch entnahm, der damit die gemütlichen Zusammenkünfte der Freunde und Nachbarn bezeichnete, gab er 1858 bis 1865 heraus; die von ihm selbst beigesteuerten Erzählungen sammelte er in den 8 Bänden „Aus der Maje“. Außerdem erwähnen wir seine Schrift „Der Rhein, Geschichte und Sagen seiner Burgen“ (4. Aufl. 1893). Im Jahre 1863 legte Oertel sein Pfarramt nieder: es kündigten sich ernste Krankheitssymptome bei ihm an. Er verlebte die letzten Jahre in einer Villa in Wiesbaden, wo er am 14. Oktober 1867 starb. In der „Universalbibliothek für die Jugend“ ist eine Auswahl seiner Erzählungen in Vorbereitung. †