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Titel: Wär ich ein Knab geboren
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 123–124
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[123]
37. Wär ich ein Knab geboren.


Mäßig. Mündlich, aus der Gegend von Frankfurt a. M., Darmstadt etc.
Noten
Noten


1.
Es gieng ein Mägdlein grasen,

wollt holen grünes Gras;
|: da ritt ihr alle Morgen
ein stolzer Reiter nach. :|

2.
Der Reiter breitt sein Mantel

wol auf das grüne Gras,
und bat das schwarzbraune Mädchen,
bis daß sie zu ihm saß.

3.
„Was soll ich mich denn setzen?

ich hab ja noch kein Gras;
ich hab eine schlimme Mutter,
die schlägt mich alle Tag.“

4.
‚‚‚Hast du eine schlimme Mutter,

die dich schlägt alle Tag;
so sag, du hättst dir geschnitten
dein Finger halber ab!‘‘‘

5.
„Ei soll ich denn nun lügen?

das steht mir gar nicht an;
viel lieber will ich sagen:
der Reiter wollt mich han.

6.
„Ach Mutter, liebe Mutter,

gebt ihr mir einen Rath:
es läuft mir alle Morgen
ein stolzer Reiter nach.“

7.
‚‚‚Ach Tochter, liebe Tochter,

den Rath den geb ich dir:
laß du den Reiter fahren,
bleib noch ein Jahr bei mir!‘‘‘

8.
„Ach Mutter, liebe Mutter,

der Rath der ist nicht gut;
der Reiter ist mir lieber
als all eur Hab und Gut.“

9.
‚‚‚Ist dir der Reiter lieber

als all mein Hab und Gut,
so pack deine Kleider zusammen
und lauf dem Reiter zu!‘‘‘

10.
„Ach Mutter, liebe Mutter,

der Kleider sind nicht viel;
gebt ihr mir tausend Thaler,
so kauf ich was ich will.“

11.
‚‚‚Ach Tochter, liebe Tochter,

der Thaler sind nicht viel:
dein Vater hats all verrauschet
beim Würfel- und Kartenspiel.‘‘‘

12.
„Hat sie mein Vater verrauschet

beim Würfel- und Kartenspiel,
so soll sich Gott erbarmen,
daß ich ein Mägdlein bin!

[124]
13.
„Wär ich ein Knab geboren,

zög ich ins weite Feld;
die Trommel ließ ich rühren
dem Kaiser um sein Geld.“

1. Es wollt ein Mädchen grasen wol in das grüne Gras; es lief ihr alle Morgen ein stolzer (schöner) Jäger (Metzger) nach. – 2, 1. Der Jäger (Metzger) breitt sein Mantel (Schurzchen). – 3, 3. ich hab ein eigne (arge) Mutter, die mich zankt alle Tag. – 4, 3. so bind dir deinen Finger und sag: du hättst gegrast. – sag, hättest dir geschnitten den halben Finger ab. – 7, 4. und bleib das Jahr bei mir! – 8, 4. als all meins Vaters Gut. – 9, 3. so nimm du deine Kleider und sags dem Jäger zu! – 12, 4. daß ich seine Tochter (sein Töchterlein) bin! – 13, 4. wol für mein eigen Geld.