Wächter & Zaeuner in Zwickau i. S., Mechanische Spinnerei und Weberei für Segeltuche

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wächter & Zaeuner in Zwickau i. S., Mechanische Spinnerei und Weberei für Segeltuche
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Wächter & Zaeuner in Zwickau i/S.,
Mechanische Spinnerei und Weberei für Segeltuche.


[Ξ]
Wächter & Zaeuner in Zwickau i./S.,
Mechanische Spinnerei und Weberei für Segeltuche.

Den ungeheuren Aufschwung, den der Großhandel durch Eröffnung immer neuer Verkehrswege, namentlich auch durch den ganz außergewöhnlichen Ausbau des Eisenbahnnetzes in Deutschland und speciell im Königreich Sachsen seit Ende der sechziger Jahre unseres Säculums genommen hat, hatte zugleich das Entstehen resp. Aufblühen einer Industrie zur Folge, die bis dahin wenig Beachtung gefunden hatte und deren Fabrikate in der Regel nur durch handwerksmäßigen Betrieb oder als kleiner Nebenbetrieb einer Fabrik der Textilbranche angefertigt wurden. Aber auch noch ein anderer Einfluß machte sich geltend, der dem Emporblühen der neuen Branche wesentlich förderlich war. Dies war die Gesetzes-Bestimmung, wonach der Lieferant einer Ware resp. der Spediteur für die Ablieferung der Waren an den Käufer in völlig brauchbarem, normalem Zustande, also unbeschädigt durch die Einflüsse der Witterungsverhältnisse und anderer schädlicher Einwirkungen während des Transportes, haftbar gemacht wurde. Um nun den Folgen dieser Verpflichtung vorzubeugen, war es notwendig geworden, zum Schutze gegen die erwähnten schädlichen Einflüsse während des Transportes die verschiedensten Mittel und Vorrichtungen zu schaffen. So bedurfte man z. B. zum Transport von Mehl, Früchten etc. besonders starker, festgewebter Säcke ohne Naht (Sackleinen), ferner zum Schutz gegen Regen und Unwetter Planenstoffe und Bedecktuche, letztere durch Imprägnierung meist wasserdicht gemacht.

Der bedeutenden Nachfrage nach derartigen Stoffen verdankte auch die Firma Wächter & Zaeuner in Zwickau i./S. ihre Entstehung. – Sie wurde im Frühjahr 1876 von den Herren Curt Wächter & Wilhelm Zaeuner behufs Herstellung von Rohleinen, Sackleinen und leichten Schiertüchern gegründet und ließ ihre Fabrikate zunächst in der Königl. Strafanstalt zu Waldheim und Zwickau, als auch zum größten Teil durch die Haus-Industrie (Handweber) in den umliegenden Ortschaften Zwikau’s herstellen.

Die größeren Ansprüche, die seitens der, durch den rastlosen Eifer der Firmeninhaber, in Betreff der Lieferung nur vorzüglicher Waren und reeller Bedienung, inzwischen erworbenen Kundschaft nicht nur in Bezug auf Qualität, sondern auch auf Quantität in den nächstfolgenden Jahren gestellt wurden, nötigten die Firma, ihre Produktionsfähigkeit zu erhöhen. Infolgedessen wurde in dem anliegenden Stadtteile Weißenborn im Jahre 1879 eine mechanische Weberei mit 70 Stühlen errichtet.

Waren bis jetzt leichte Rohleinen und Sackstoffe die Hauptspecialität der Fabrikation gewesen, so wurden es jetzt Schiffssegeltücher, Planenstoffe und Bedecktücher für Eisenbahnwaggons.

Um den Schwierigkeiten zu begegnen, welche in dem ausländischen Bezug von trockengesponnenen Flachsgarnen lagen, die ausschließlich zur Herstellung eines guten Schiffssegeltuches notwendig sind, entschloß sich die Firma zur Errichtung einer eigenen Flachsspinnerei, um auf diese Weise die gesamte Herstellung vom rohen Flachs bis zum fertigen Tuch in die Hand zu bekommen.

Durch die Etablierung dieser Spinnerei wurde die Firma natürlich in den Stand gesetzt, die Auswahl des Rohmaterials mit der Sorgfalt zu treffen, die zur Erzeugung eines Segeltuches erforderlich ist, das auch den weitgehendsten Bedingungen genügt und selbst dem besten englischen Tuch, das auf dem Markte den angebenden Ton führt, völlig ebenbürtig zur Seite gestellt werden kann.

Neben der Vergrößerung der Weberei hatten sich im Laufe der Jahre noch verschiedene andere Einrichtungen notwendig gemacht, so daß die Fabrik heute über ihre eigene Färberei, Garnkocherei, Bleicherei, Appretur- und Präparations-Anstalt für wasserdichte Stoffe, wie solche in der Planen- und Deckenfabrikation massenhaft Verwendung finden, verfügt. Außerdem gehören zum Etablissement eine eigene Schreinerei und Reparaturwerkstätte für Web- und Spinnstühle.

[Ξ] Die gesamte Fabrikation wird mittelst Dampf betrieben, zu dessen Erzeugung 3 große Cornwallkessel mit einer Gesamtheizfläche von ca. 300□Mtr. gelagert sind. Der Hauptbetrieb geschieht durch eine Compound-Maschine von 200 Pferdekräften, bei den verschiedenen Zweigabteilungen durch entsprechend kleinere Motoren.

Die Beleuchtung des ganzen Etablissements erfolgt teils durch elektrisches Licht, teils durch Gas, welches in der zur Fabrik gehörigen Gasanstalt erzeugt wird.

Bezüglich der baulichen Einrichtung der Fabrik-Gebäude ist noch besonders hervorzuheben, daß dieselben den Regeln der modernen Fabrikbaukunst entsprechen. Namentlich ist für vorzügliche Ventilation und für Anbringung der neuesten Schutzvorrichtungen gesorgt, so daß den Arbeitern ein gesunder und angenehmer Aufenthalt in den hellen und geräumigen Arbeitssälen gesichert ist. Zu bemerken wäre noch, daß zur Zeit 200 Arbeiter in den sämtlichen Branchen der Fabrik beschäftigt werden.

Dies sind in der That Errungenschaften, welche die größte Hochachtung vor der eminenten Schaffenskraft, der Intelligenz und der geschäftlichen Tüchtigkeit des gegenwärtigen alleinigen Besitzers der Firma, Herrn Wilhelm Zaeuner – Herr Wächter war infolge eines günstigen Engagements als Steinkohlenwerks-Direktor bei der Uebersiedelung nach Weißenborn 1879 bereits ausgetreten – einzuflößen geeignet sind, und erscheint es uns als eine angenehme Pflicht, dem genannten Herrn an dieser Stelle noch unsere besondere Anerkennung auszusprechen, bevor wir uns von dem entworfenen Bilde des Etablissements der Firma Wächter & Zaeuner in Zwickau verabschieden!