Vorbemerkung (Dantes Göttliche Komödie)

Textdaten
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Autor: Albert Ritter
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Titel: Vorbemerkung (Dantes Göttliche Komödie)
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aus: Die unbekannten Meister – Dantes Werke, S. 120–121
Herausgeber: Albert Ritter
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Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Gustav Grosser
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Erscheinungsort: Berlin
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[120]

Die Göttliche Komödie
Vorbemerkung


Wie in den einleitenden Ausführungen bereits angegeben wurde, ist die vorliegende Übersetzung Schlegels ein Torso geblieben, doch deshalb nicht minder wert, neben den beendeten Übersetzungen, besonders denen von Philaletes, Gildemeister und Pochhammer gelesen zu werden. Von dem Gesichtspunkt aus, der die ganze vorliegende Ausgabe beherrschte, ist von einer Erläuterung der „Komödie“ hier nur im allerengsten Rahmen Gebrauch gemacht worden. Denn vieles findet der Leser an verschiedenen Stellen der übrigen Danteschen Werke und im Anhange, und das einzelne wird er wohl erst dann dringender wünschen, wenn er zu einer Gesamtausgabe greift. Ich verweise auf die hier erwähnten Originalausgaben und speziell auf die von mir kommentierte Ausgabe der Komödienübersetzung des Philaletes (Wilhelm Borngräber Verlag). So beschränke ich mich hier im wesentlichen auf eine kurze Zusammenstellung des Inhaltes derjenigen Stellen, die von Schlegel unübertragen geblieben sind.

Über den Namen des Gesamtwerkes „Komödie“ gibt Dantes Brief an Can Grande Auskunft. Der Zusatz „göttliche“ ist nachträglich von Bewunderern hinzugefügt. Über den mehrfachen Sinn, der dem Ganzen zugrunde liegt, hat sich Dante in den im Anhange angezogenen Stellen des „Gastmahls“ und in dem erwähnten Brief an Can Grande ausgesprochen. Aber immer neue Deutungen sind inzwischen aufgetaucht. Erwähnt sei - neben dem in meiner angeführten Ausgabe Zusammengestellten - die Deutung von Else Hasse (Dantes Göttliche Komödie, das Epos vom inneren Menschen, Verlag Jos. Kösel in Kempten), die den Gedanken vertritt: „Dante geht von Materialismus und Pessimismus (Hölle) zum Dualismus über (Fegefeuer), überwindet ihn und endet als freier Geistesmensch und Christ (Paradies).“ Ferner hat Engelbert Krebs im Dante Jahrbuch 1920 (Verlag Eugen Diederichs, Jena) den Gedanken entwickelt, das Epos sei mit dem „Neuen Leben“ die größte Liebes dichtung der Weltliteratur. Besonders auf diese Ausführungen, die an Pochhammer anknüpfen und gleich der Anschauung dieses warmherzigen Dante-Deuters und der erwähnten Else Hasse aus dem Bestreben erwachsen ist, die [121] „Komödie“ der Gegenwart menschlich näher zu rücken, sei hier nachdrücklich hingewiesen. Aus diesem Grunde soll hier auf die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten nur insoweit eingegangen werden, als eine unzweideutige Allegorie eine Erläuterung nötig macht. Bezüglich der zugrunde liegenden philosophisch-mystischen Gedanken, auch der Zahlenmystik, verweise ich auf meine erwähnte Ausgabe.

Der Leser des Werkes muß von einem einfachen Gedankengange ausgehen: Dante hat das Erlebnis, das im „Neuen Leben“ geschildert ist, hinter sich und in einer Vision, gleichsam aus seiner Liebe zu Beatrice heraus, den Weg zur höchsten Vollendung geschaut. Er schildert ihn in dieser visionären Reise, die sich nach seinen Angaben im Jahre 1300, in der Mitte seines, des menschlichen Lebens, des 35. Jahres, und zwar wie seine Andeutungen zu besagen scheinen, am 25. März oder dem 8. April (Karfreitag) zugetragen hat. Sein Weg führt ihn durch das Inferno (Hölle) auf den Läuterungsberg (Purgatorio - Schlegel sagt: In die Büßungswelt und vermeidet damit gleichfalls den irreführenden Begriff Fegefeuer) ins Himmelreich (Paradiso), das Pochhammer im Gegensatz zu dem im Purgatorium genannten „irdischen“ Paradies das „himmlische“ genannt wissen will.


Schlegels Übersetzung der „Komödie“ findet sich, wie übrigens auch die Übertragung der in der vorliegenden Ausgabe angeführten Danteschen Gedichte, in dem dritten Bande der von Eduard Böcking besorgten Gesamtausgabe seiner Werke (Aug. Wilh. von Schlegels sämtliche Werke, Leipzig 1846). Die einzelnen Stücke sind zusammengetragen aus Veröffentlichungen in Bürgers „Akademie der schönen Redekünste“, Schillers „Horen“, Beckers „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“ und dessen „Erholungen“. Die Übertragung der hier mitgeteilten Stelle aus dem „Himmelreich“, 2. Gesang, stammt nur bis zum 30. Verse von Schlegel selbst, die übrigen Verse (von „Mir war es“ an) sind von seiner ersten Gattin, aber ohne Zweifel unter seiner Mitwirkung, übertragen worden.