Von einer ausserordentlichen Menge Wasser, welche einer Wassersüchtigen im allgemeinen Krankenhause zu Bamberg abgezapfet worden

Textdaten
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Autor: Adalbert Friedrich Marcus
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Titel: Von einer ausserordentlichen Menge Wasser, welche einer Wassersüchtigen im allgemeinen Krankenhause zu Bamberg abgezapfet worden
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 465–469
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VIII.
Von einer ausserordentlichen Menge Wasser, welche einer Wassersüchtigen im allgemeinen Krankenhause zu Bamberg abgezapfet worden.[1]
Vor einigen Tagen wurde in dem hiesigen Krankenhause, von einer 50 jährigen armen Taglöhnerin aus Burgkunstadt, Barbara Kettlin, die unerhörte und fast unglaubliche Menge von 36 Maas Wasser, 174 Pfund am Gewicht, auf einmahl und zwar mit dem besten Erfolge abgezapfet.| 21 Jahre, seit ihrer ersten und letzten Niederkunft, trug die arme Frau diese äusserst beschwerliche Krankheit mit sich herum. Vor 14 Jahren war ihr Leib schon so dick, daß sie die Neugierde und Bewunderung ihrer ganzen Gegend auf sich zog; seit 4 Jahren aber machte sie diese ausserordentliche Dicke und Last fast zu allen Bewegungen und Verrichtungen unfähig. Die Ausdehnung des Unterleibs wurde zuletzt so beträchtlich, daß sie im weitesten Umfange 5 Schuh maß, nach oben weit über die Herzgrube stieg, nach unten aber die Knie erreichte. Die Kranke glaubte ein ausserordentliches Gewächs bey sich zu tragen, hatte daher fast keine Hilfsmittel angewendet; würde dieß aber auch jetzt noch unterlassen haben, wäre nicht von ungefähr eine sehr theilnehmende Familie aus hiesiger Stadt an den Wohnort dieser Frau gekommen, die erbarmend über ihren Zustand, sich ihres Elendes menschenfreundlich angenommen hätte. Durch diese Familie ward die arme Leidende zuerst über ihren Zustand aufgeklärt, ihr Hoffnung zur möglichen Heilung eingeflößt, und Mittel und Wege ihr angezeigt, wo diese Rettung für sie zu bewirken sey. Die Bittschrift, an| den erhabenen Stifter des Krankenhauses, zur Aufnahme dieser Frau dahin, wurde von der wohlthätigen Familie unverzögert selbst besorget, und die erflehte Bitte von dem gnädigsten Fürsten eben so geschwind gewährt. –
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 Rührend war wirklich der Anblick, als nach glücklich vollbrachter Operation, diese menschenfreundliche Familie, die von ihr in besondern Schutz genommene und durch ihre vorzügliche Vermittlung jetzt gerettete Kranke, das erstemahl im Krankenhause besuchte. Thränen floßen von beyden Seiten – Thränen des heisesten Dankes – und Thränen der reinsten Freude. Die Patientin eröffnete jetzt ihren Wohlthäterinnen, daß sie dieses Haus, dem sie nun ihr Leben verdanke, mit Todesangst betreten hätte. Ihre Landsleute hätten sie nämlich bey ihrem Abschiede versichert, im Krankenhause würde ihr der Leib aufgeschnitten, und das (vermeintliche) Gewächs herausgenommen. Das Zureden ihres Beamten, der ihr den gemessensten Befehl des Fürsten, sie nach Bamberg zu führen, vorgestellt, und mit Ungnade gedrohet, wenn sie nicht gehorchen würde, hätte sie allein vermocht, sich hieher zu begeben. Die Vorspieglungen| ihrer Landsleute seyen auch Ursache, daß sie sich dem Beichten und dem Genusse der Speisen im Krankenhause widersetzt, indem sie ihr beygebracht, sie müsse vor der Operation beichten, alsdann einen Schlaftrunk nehmen, worauf die Operation erst vorgenommen würde. – – Kaum erfuhr der Sohn dieser Frau, ein Maurergesell aus Burgkunstadt, die glückliche Operation bey seiner Mutter, so rannte er hieher, stürzte sich in das Krankenzimmer derselben, und ließ sich nicht hindern, fast handgreiflich von der Veränderung, die bey seiner Mutter vorgangen, sich zu überzeugen. „Mutter, sagte er dabey, ich bin wie Thomas, ich kann nicht glauben, was man mir von euch gesagt, ich muß es selbst sehen, und fühlen.“ Das Erstaunen, die natürliche Kindesfreude, und der laute und herzliche Dank, den dieser brave Pursche allen denen brachte, von denen er glaubte, sie hätten zur Erhaltung seiner Mutter etwas beygetragen, ist nicht auszudrücken. – In einigen Tagen wird die Reconvalescentin schon selbst in guter Gesundheit in ihre Heimath zurükkehren können. – Mein Wunsch bey dieser Bekanntmachung ist, sie wolle dem Menschenfreunde und Naturforscher| eben so viele Freude und Belehrung gewähren, als sie beytragen möchte, manche noch herrschende Vorurtheile gegen das Krankenhaus, bey dem Landvolke zu vertilgen.
A. F. Marcus, 
dirigirender Arzt des fürstlichen
Krankenhauses. 



  1. Anhang zu Num. 71 des Bambergischen Intelligenzblattes.