Von einer Jungfrawen Die sich mit einem Jungen Gesellen Verlobt / vnd darnach einen Andern genommen hat
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Erschreckliche geschicht von einer Jungfrawen Die sich mit einem Jungen Gesellen Verlobt / vnd darnach einen Andern genommen hat / vnd wie sie von Gott Schrecklich ist gestrafft vnd vom Teuffel vom Dantze vor jre Eltern vnd Freunde Angesicht weggeführet worden. Geschehen jm Lande zu Sachsen.
geschrieben / jtzt aber Verdeutschet / vnd Jungfrawen vnd Jungen Gesellen zu trewer Warnung.
IM Lande Sachsen war eine Reiche Jungfraw die verlobte sich mit einem Armen / aber doch schönen Jungen Gesellen.
Derselbe liesse sich bedüncken / wie denn auch geschahe weil er Arm / vnd sie Reich were / Hierumb würde sie jhme die Zugesagte Ehe nicht Halten / Vnnd einen Andern Reichen nehmen / Wie denn die Jungfrawen Vnbestendig vnnd Wanckelmütig seyn.
Als solchs die Jungfraw von jhme Verstunde / das er sie jhn verdacht hette / Sie würde jhme die Zugesagte Ehe nicht halten / sondern einen Andern nehmen / sprach sie zum Jungen Gesellen: Wenn ich nicht Euch / sondern einen andern nehme / so Hole mich der [3] Teuffel am Hochzeit Tage. Was geschiehet? die Jungfraw wirdt hernach anders Sinnes / Verlobt sich mit einem Andern / vnnd Lesset jhren vorigen Breutgam fahren / welcher sie etliche mahl jhrer Zusage hat erinnert / vnnd wie sie sich Verschworen Hette / das sie keinen Andern nehmen wolte.
Aber sie fragte nichts darnach / sondern nahme denn Andern / vnd hatte mit jhme Hochzeit.
Als nun die Freundtschafft vnnd Gäste an jhrem Hochzeit Tage Frölich wahren / wirdt die Braut etwas Trawriger / als sonsten.
Endlich kommen zweene Teuffel zur Hochzeit herein / in Gestalt Zweyer Reuter / die werden Empfangen / vnd zu Tische gesatzt.
Nach Gehaltener Mahlzeit / als man anfehet zu Tantzen / wirdt der eine Reuter / welcher ein Teuffel / mit der Jungfrawen verehret / das er mit jhr / als mit der Braut Tantzen solle / Der Tantzet Zweymahl mit jhr / vnnd nimpt sie endlich / vnnd führet sie davon / das es jhre Eltern vnnd Freundtschafft sehen / vnd hören / wie sie Seufftzet / vnnd Kläglich [4] weinete / vnnd also von denn Teuffeln hinweg genommen wirdt.
Des Andern Tages gehen die Trawrigen Eltern vnnd Freundtschafft hinaus / wollen die Hinweg geführete Braut / jhre Tochter suchen / ob sie die Reuter / die Teuffel vielleicht hetten fallen / vnnd liegen lassen / auff das sie sie Begrüben / da kommen die vorigen zween Reuter / welche Teuffel denn Eltern vnnd der Freundtschafft entgegen geritten vnnd geben jhnen der Weggeführeten Braut / jhrer Tochter Kleyder vnnd Gülden geschmeide / welchs sie am Hochzeit Tage angehabt hatte / vnnd sprechen zu jhnen:
Die Kleyder vnnd Geschmeide möchten sie hinnehmen / Denn sie / die Zween Reuter / oder Teuffel hetten vber jhrer Tochter der Braut Kleyder vnd Goldt von GOtt keine macht bekommen / sondern vber die Braut.
[5] Diß erschreckliche Exempel solten die Jungfrawen vnnd Junge Gesellen / wie auch jhre Eltern bewogen / das sie sich in GOttes Furcht Verlobten / vnnd nicht so Leichtfertig vnnd vnbedachtsam mit Zusagen der Ehe vmbgiengen Auff das nicht GOtt vber sie auch einen bösen Geist kommen / vnnd sie Dergleichen straffen lasse.
Denn GOtt gibt dem Teuffel bißweilen die macht / das er solche erschreckliche Exempel denn Menschen vor Augenstelle / auff das sich Andere Dran stossen / vnnd nicht so vergeblich Verschweren sollen.
Es ist traun gar erschrecklich / Wenn ein Mensch so sichtlich dem Teuffel in seine Klawen gerahten vnnd mit Leib vnnd Seele zur Hellischen Qual vnnd Pein Hinweg geführet wirdt.
Drumb fürchtet GOtt[1] / vnnd solche seine Erschreckliche straffe / die bleibt nicht [6] aussen / Es stehe Lang oder Kurtz an. Des Orts vnd der Leute / da dieses geschehen ist / wirdt verschonet / das man sie nicht nenne.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: GOttt