Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen

Textdaten
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Autor: Joachim Leopold Haupt
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Titel: Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen
Untertitel:
aus: Volkssagen in der Lausitz, in: Neues Lausitzisches Magazin, Funfzehnter, Neuer Folge zweiter Band, S. 203–204
Herausgeber: Joachim Leopold Haupt
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1837
Verlag: Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung
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Erscheinungsort: Görlitz
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung: älteste schriftliche Fassung der Krabat-Sage
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4. Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen.

In Groß-Särchen bei Hoyerswerda war einst ein gar böser Herr. Derselbe hat den dort vorbei fließenden Bach (um ihm eine andre Richtung zu geben?) mit einem Pfluge umgeackert; da er aber den davor gespannten polnischen Ochsen nicht gehörig bändigen konnte, so hat der Bach einen ganz krummen Lauf bekommen, den er noch heute hat. Derselbe Herr fuhr oft in wunderbar kurzer Zeit nach Dresden. Immer lenkte er selbst die Pferde und befahl dem Kutscher sich hinten in den Wagen schlafen zu legen. Einmal wachte der Kutscher aber auf und als er sich umsah nahm er wahr, daß die Reise nicht auf der Erde fort sondern durch die Luft ging. Im ersten Schreck schrie er laut und wollte aufstehen: sein Herr bedrohte ihn aber sehr und befahl ihm, sich ruhig wieder nieder zu legen, sie könnten sonst beide sehr unglücklich seyn. Ueber das Gespräch waren sie auch wirklich schon in Gefahr gekommen. Denn die Pferde, auf die der Herr nicht Acht gegeben, hatten sich nicht hoch genug gehalten und der Wagen war an die Spitze des camenzer Thurmes angefahren, welche noch bis auf den heutigen Tag davon krumm gebogen ist.

Dieser Herr hat auch bisweilen schwarzen Hafer in den Kacheltopf gethan und dazu einige Worte gesprochen. Darauf sind gleich Soldaten, anfangs nicht größer als Haferkörner, hervorgekommen; zusehends aber sind sie gewachsen und endlich wie andere Menschen geworden, haben sich im Schloßhofe aufgestellt und sind hin und her marschirt, wie der Herr sie commandirt hat. Wenn er dann wieder ein Paar Worte gesprochen, so sind sie kleiner und immer kleiner geworden und alle wieder in den Ofentopf hinein gegangen, und sah man hinein, da war darin nichts als schwarzer Hafer. Einmal behorchte der Großknecht den Herrn und merkte sich die Worte, und versuchte das Kunststück auch, als der Herr eben [204] auf dem Felde war. Es gelang ihm auch richtig; wie er aber die Soldaten wieder in den Kacheltopf bringen wollte, wußte er das Wort nicht, und sie fielen alle über ihn her und schlugen auf ihn los und er gerieth in große Todesgefahr. Der Lärmen, den sie machten, war so groß, daß der Herr ihn auf dem Felde hörte. Der kam schnell herzu gelaufen, befreite den vorwitzigen Großknecht, commandirte das wilde Heer in den Ofentopf hinein und machte es wieder zu Haferkörnern.[1]


  1. Wer denkt nicht hierbei an Göthes Zauberlehrling und an die Räubergeschichte in „tausend und eine Nacht“ wo der böse Bruder auch das Wort nicht finden kann, das die Thür öffnet? Vgl. auch Grimms Kinder- und Hausmärchen. I. Bdchn. S. 369. Nr. 68. und III. S. 274.