Textdaten
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Titel: Von der Nase
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 772
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[772] Von der Nase. Sie ist ein recht wichtiger Theil unseres Körpers – die Nase. Sie bereitet uns oft so viel Aerger und Verdruß, während Nasenfreuden recht selten sein sollen. Der Volksmund beschäftigt sich viel mit ihr und es giebt Kenner, die aus der Gestalt des Riechorgans auf den Charakter des Menschen schließen. Da kommt eine Dame mit spitzer Nase und es heißt gleich, daß sie zänkisch und leicht zum Zorn geneigt sei; ein kleines Näschen soll ein Temperament verrathen, das Veränderung liebt und dabei weichlich ist. Dreist sollen die armen Menschen sein, die lange und gebogene Nasen haben, und deren Riechorgan zu dick gerathen und zu groß gewachsen ist, die werden als roh gestempelt. Selbst die Dummheit hat man Personen mit stumpfer Nase anhängen wollen. Wie wir sehen: alles Laster und Fehler; von Tugenden, die aus der Nase herausleuchten, ist keine Rede!

Menschliche Nasenformen.

So das „Volk“! Dann kamen die „Gelehrten“ und maßen die Nasen, und da blieb wieder ein Makel an ihnen hängen. Die Nase hat einen Fehler, sie ist niemals vollkommen symmetrisch, das eine Nasenloch ist stets größer als das andere und auch die Nasenspitze schaut nicht immer gerade in die Welt hinaus, sondern wendet sich meist etwas nach links oder rechts. Die Wissenschaft hat der Nase jedoch wenigstens eine Bedeutung zuerkannt. Der knöcherne Nasenrücken steht mit der Kultur der Rasse in gewisser Wechselbeziehung. Höher gebildete Völker haben auch einen höheren Nasenrücken. Man hat die zahlreichen Formen der menschlichen Nase in eine Ordnung zu bringen gesucht, und wir führen, um uns weitläufige Beschreibungen zu ersparen, die Hauptformen dem Leser leibhaftig vor. Da sind sie: 1) Adlernase, 2) gerade Nase, 3) Stumpfnase, 4) Habichtsnase, 5) Semitennase. Sie kommen selten rein vor, und wir begegnen im Leben einer Unzahl von Mischtypen. Nichts desto weniger hat man gewissen Rassen und Nationen gewisse Nasenformen zusprechen wollen. Eine Statistik, wie wir eine solche für Blonde und Brünette besitzen, fehlt uns in Bezug auf die Nasen, und so müssen die Nationalnasen vor der Hand noch als fragliche Größen angesehen werden. Den Versuch einer Nasenstatistik hat Prof. Johannes Ranke in München gemacht. Er untersuchte eine Anzahl jugendlicher altbayerischer Männer und fand bei ihnen folgende Nasen heraus: Adlernasen 31 Prozent, gerade Nasen 44 Prozent, Stumpfnasen 25 Prozent. Die Habichtsnase war in reiner Form nicht vertreten, sondern stets mit einer der oben genannten gemischt. Was nun die weibliche Nase anbelangt, so wissen wir von ihr nur zu berichten, daß sie kleiner und feiner ist als die männliche … im Durchschnitt selbstverständlich. Die Lehre von der Nase ist, wie wir sehen, noch keineswegs ausgebildet, und wer sich Nasenstudien widmen will, kann leicht schöne Entdeckungen machen. *