Textdaten
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Autor:
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Titel: Von der Eider
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 463–464
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[463] Von der Eider. Die eigenthümlichen politischen Zustände in den nordalbingischen Herzogthümern regen auf beiden Seiten die Gemüther immer mehr auf und erzeugen eine Stimmung, die auch darin ihre Befriedigung sucht, namentlich denjenigen Vaterlandsfreunden, die bürgerliche Gewerbe treiben, so viel Nachtheil und Schaden zuzufügen, wie möglich. Zeitungslesern wird es nicht entgangen sein, daß schon seit mehreren Jahren Herr v. Kolb, welcher sich in Rendsburg als Hotelbesitzer niederließ (und vordem als Hauptmann in der schleswig-holsteinischen Armee gedient hatte), manchmal die Zielscheibe des Hasses dänischer Blätter geworden. Die Folge ist gewesen, daß sich der früher fast ausschließliche Besuch seines Gasthofes (Pahl’s Hotel) durch Dänen allmählich verminderte, bis es endlich durch thätige Agitation dahin gebracht wurde, jeden hier ankommenden Dänen von ihm zu entfernen. Verirrt sich einer noch ungewarnt in seinen Gasthof, so vergehen nur wenige Stunden und der Gast wird bewogen, das Haus zu fliehen, in welchem er seit vielen Jahren gewohnt war zu verkehren. Ja selbst Gäste, welche während der acht Jahre, seitdem Herr v. Kolb Eigenthümer des Hotels, täglich Mittags und Abends hier verkehrten, sind verschwunden. Es liegt nach Allem klar auf der Hand, daß diesem Manne durch eine solche von einflußreichen politischen Gegnern systematisch betriebene consequente Maßregelung fühlbare Verluste bereitet werden. Wäre es unter solchen Umständen nicht die Pflicht jedes ehrlichen deutschen Patrioten, einem solchen Treiben indirect entgegen zu treten, auf daß deutsche Reisende [464] sich aus ihrer Apathie und vom Gängelband der Gewohnheit losreißen, um das zu erhalten, was die feindliche Partei zu ruiniren hofft? Soll ein Mann, welcher sich bei allen patriotischen Angelegenheiten thätig betheiligt und selbige ohne Rücksicht auf geschäftliche Vor- oder Nachtheile eifrigst zu fördern sucht, das Opfer dänischer Cabale werden? Soll wieder ein trauriges Beispiel deutschen Indifferentismus aufgeführt werden, welches jeden Patrioten mahnen müßte, der augenblicklichen Situation zu huldigen und der Seite zuzulächeln, von wo ihm Geld und Vortheil winkt? Es scheint leider hier zu Lande das traurige Loos deutscher Patrioten zu sein, durch ihre „Thorheit“ an den Bettelstab zu kommen. Wie traurig aber solche Erfahrungen immerhin sein mögen, so wird in unsern nordalbingischen Landen sich dadurch in deutscher Gesinnungstreue Niemand wankend machen lassen, und es steht zu hoffen, daß die deutsche Presse für den erwähnten Gemaßregelten thatkräftig Partei ergreifen und ihre Leser auf die Gefahr aufmerksam machen wird, welche einen Patrioten bedroht, der für sein deutsches Vaterland sowohl die Waffen wie die Feder geführt hat und bereit ist, wenn’s gilt, den Kampf auf der blutigen Wahlstatt zu jeder Stunde wieder aufzunehmen.