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Titel: Von den bösen Mäusen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 292
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[292] Von den bösen Mäusen. Seit Professor Löffler in der künstlichen Verbreitung des Mäusetyphus ein Mittel gefunden hat, die gefräßigen Gäste des Feldes in Massen zu vertilgen, ist vielerorts die Plage, unter der vorher die Landleute geseufzt hatten, verschwunden oder doch erleichtert. Welch großes Verdienst der Greifswalder Professor sich mit seiner Entdeckung erworben hat, das wurde uns neuerdings wieder nahegelegt durch eine Schilderung aus Nordfriesland, in der besonders auseinandergesetzt wurde, wie grimmig die kleinen Feinde vor einem Jahr dort in den Bohnenäckern hausten. Infolge der großen Verluste ist man damals dort auf das Auskunftsmittel verfallen, den Mäusen ihre widerrechtlich angeeignete Beute wieder abzunehmen.

Schon während oder wenigstens gleich nach der Räumung des Ackers, so erzählt unser Gewährsmann, gingen nämlich die Arbeiter auf das Bohnengraben aus. Spaten und Sack sind die beiden dabei notwendigen Dinge; ersterer bildet die Wünschelrute, um die verborgenen Schätze zu heben, letzterer den Behälter, der die gehobenen aufnimmt. Die Mäuse schwelgen keineswegs bloß im Genuß des Augenblicks. In kluger Voraussicht legen sie in der Erde Vorratskammern für den Winter an. Sie gehen dabei manchmal mit einer Schlauheit zu Werke, die der Mensch bewundern muß. Wiederholt entdeckten kundige Arbeiter mit scharfem Auge die unterirdischen Speicher an ganz abgelegenen und daher unverdächtigen Stellen. Die kleinen Tierpfade führten aus dem Bohnenfeld hinweg, unten durch einen mit Wasser gefüllten Graben auf den zweiten oder dritten Acker. In der Regel freilich bauen sie die Höhlen an Ort und Stelle, am liebsten da, wo das Erdreich einige Festigkeit besitzt, wie an Gräben, Wegen und Fußsteigen. Immer bewiesen sie großen Fleiß und eine unermüdliche Ausdauer.

Wie viele Hin- und Rückwege mögen notwendig gewesen sein, um eine Vorratskammer mittlerer Größe anzufüllen! Eine solche birgt etwa 2 bis 3 Liter Bohnen. Manche enthält auch einen halben Scheffel (ein schleswig-holsteinischer Scheffel hat reichlich 17 Liter). Man hat sogar in einer einzigen Kammer einen vollen Scheffel gefunden. Und diese Kammern bestehen nicht bloß hin und wieder. Die Mäuse wohnen meist familienweise beisammen. In einer solchen Kolonie, die eine Fläche von 2 bis 3 Quadratmetern und noch mehr umfaßt, gähnt ein Eingang neben dem andern, kaum spannenweit auseinander. Eine Mäusekolonie reiht sich an die andere und jede enthält einen oder mehrere Speicher! Die Arbeiter und deren Kinder bringen daher reiche Funde nach Haus, stets mehrere Scheffel täglich. Die ausgegrabene Frucht bildete im ersten Teil der Sammelzeit eine Ware von vorzüglicher Güte, denn mit peinlichster Sorgfalt geordnet liegen die Bohnen schichtweise in der Kammer neben- und übereinander, und es sind nicht die schlechtesten, Auswahl war ja genug vorhanden. Die zunehmende Bodenfeuchtigkeit wirkte hernach schädigend ein, so daß die gefundenen Hülsenfrüchte für längere Aufbewahrung untauglich wurden.

Es ist zu hoffen, daß der Fortschritt der Wissenschaft in Zukunft eine derartige „Mäuseplage“ nicht mehr aufkommen lasse. Das Jahr 1894 hat indes die Schäden seines jüngsten Vorgängers reichlich gedeckt und den Landwirt wiederum mit Vertrauen zu seiner Scholle erfüllt. Möge er dieses festhalten im Kampfe mit den widerstreitenden Interessen des Tags: Selbstvertrauen ziert den Mann und segnet das Werk!