Textdaten
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Titel: Von Schulze-Delitzsch
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 752
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Hermann Schulze-Delitzsch
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[752] Von Schulze-Delitzsch ist, im Auftrage des Congresses deutscher Volkswirthe, der „Jahresbericht für 1860 über die aus Selbsthülfe der Betheiligten gegründeten Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften den kleinen Gewerbstandes“ (Leipzig, Verlag von G. Mayer) erschienen. Nach demselben ist vom Jahre 1859 bis 1860 die Zahl der Vorschuß und Creditvereine von 200 auf mindestens 300, die der Rohstoffassociationen von 100 auf 150, der Gesammtverkehr aller dieser Vereine von 61/2 Mill. auf mehr als 12 Mill. Thaler angewachsen. Beim Centralbureau waren 133 Rechnungsabschlüsse eingegangen, aus welchen sich bei einem Umsatze von 81/2 Mill. Thaler noch nicht 1490 Thaler Verlust ergaben! – Zu beklagen ist nur, daß ein großer Theil der vorhandenen (wohl über 500) Genossenschaften vom Beitritt zum Centralbureau und damit zur Unterhaltung desselben (2 Procent des jährlichen Nettogewinns, mit einem Mindestbetrag von 2 und einem Meistbetrag von 20–30 Thlrn.) dadurch sich abhalten läßt, daß die Thätigkeit diesen Bureaus zumeist, ihrer Oeffentlichkeit halber, auch den nicht betheiligten Vereinen zu Statten kommt. Anstatt Gott zu danken, daß ein Mann wie Schulze-Delitzsch den größten Theil seiner Thätigkeit und ungewöhnlichen geistigen Kraft, für sie aufwendet, für ihr materielles Bestes, nicht für seine Existenz, die allezeit gesichert ist, bedenken sie nicht einmal, daß es eben nur auf den Willen dieses einen Mannes ankommt, die als so heilsam längst anerkannte Thätigkeit des Centralbureaus mit den betheiligten zugleich für alle Vereine aufhören zu lassen. Uebrigens entschuldigt der edle Schulze-Delitzsch diese traurige Erscheinung selbst noch mit den Worten: „Daß ein solcher Mangel an Gemeingeist, eine solche Verkennung des eigenen wahren Interesse in den bisherigen Zuständen bei uns nur zu sehr begründet ist, und nur allmählich mit Hebung des öffentlichen Gebens, der politischen und gewerblichen Selbstständigkeit und Freiheit verschwinden wird, kann wohl Niemand befremden.“ Allerdings, aber hingedeutet muß auf solchen Philistergeist fort und fort werden, weil ohne dessen Verschwinden überhaupt keine Besserung möglich ist.

Indem wir dies schreiben, geht uns eine Aufforderung „an die deutschen Genossenschaften“ von dem „engern Ausschuß“ derselben zu, der, offenbar in gerechter Entrüstung über den gemeinen Sinn, der so oft da herrscht, wo der Gemeinsinn gerade an seiner Stelle wäre, sich weder an diejenigen Vereine wendet, die eines Besseren nicht überzeugt sein wollen, noch an solche Personen, welche es für eine Handlung der Klugheit halten, da zu ernten, wo sie nicht gesäet haben.

Mit Recht sagt die Anforderung, daß die Wichtigkeit der Vertretung des Genossenschaftswesens in der Presse und auf Congressen vielseitig unterschätzt werde. „Das reicht und die Wärme, welche dort Herr Schulze über unsere Angelegenheit verbreitet hat, ist einfach der Grund ihrer Existenz und kann für ihre gedeihliche Weiterentwickelung noch auf lange Zeit nicht entbehrt werden.“ Und wer diese Seite der Thätigkeit des Centralbureaus nicht zu würdigen vermag, der soll wenigstens Folgendes bedenken: „Das Centralbureau wird mit einer ununterbrochenen Fluth von Anfragen vor und nach Gründung neuer Vereine überschüttet und empfängt damit stündlich ein sprechendes Zeugniß seiner Unentbehrlichkeit. Die Anfragen werden mit einer Sachkenntniß, Gewandtheit und Bereitwilligkeit beantwortet, die vereint nur an Schulze gefunden und bewundert werden. Glauben nun die Betheiligten, sie haben mit ihrer Bewunderung genug gethan, dann ist freilich die Sache zu Ende. Sind sie jedoch der Meinung, daß sich täglich eine erhebliche Zahl Briefe nicht nebenher und nicht ohne Aufwand von Zeit und Arbeit beantworten lasse, dann empfiehlt ihnen der engere Ausschuß zu thun, was der Vortheil nicht minder als die Ehre gebietet.“ – Auf diesen Ehrenpunkt sind insbesondere die älteren und größeren Genossenschaften zu verweisen, von denen eine starke Zahl in der unrühmlichen Ausnahme vorangeht.

Und dieses Ehrenpunkts werden wir uns in der großen Oeffentlichkeit anzunehmen haben, weil hier eine allgemeine deutsche Angelegenheit vorliegt. Es gilt, Register zu führen über diejenigen, welchen neben dem Geldbeutel die Ehre zu wenig Gewicht hat. Deutschland steht jetzt so, daß die Nation nicht blos in den oberen Schichten, daß sie überall ihre Leute kennen lernen muß.

F. H.