Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Von Fränkischen Künstlern
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 243–248
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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|
VIII.
Von Fränkischen Künstlern.

Unter den Fränkischen Künstlern wird der Kupferschmid-Meister Paul Moriz Nägelein in Kitzingen gewiß auch einen Platz verdienen, der sicher nicht der letzte seyn wird, wenn ihm Kenner der Künste denselben bestimmen.

 Seit etwa 20 bis 30 Jahren hat er Wasser- und andern Maschinen gearbeitet, und es durch eigenes Studium schon vor vielen Jahren so weit gebracht, daß er seine Feuerspritzen immer mit Zufriedenheit der Käufer liefern konnte. Er hat dermahlen eine Feuerspritze fertig, die zwey Stiefel und zwey Blasen hat, das Wasser im möglichst dicken Strahle über 120 Schuh hoch wirksam treibet, von 2 Pferden durch alle Wege bequem geführet werden kann, und die vortheilhafte Einrichtung hat, daß, ohne die Arbeiter zu hindern, das Wasser| jederzeit eingefüllet werden kann; welcher Vortheil bey ältern dergleichen Maschinen selten anzutreffen ist. Seine Schläuche sind von Leinen oder Hanfgewebe; jeder Schlauch hat zwey messingene Schrauben, die mit allen andern passen, wodurch in aller Geschwindigkeit dieselben verlängert, oder verkürzet werden können. Diese Schrauben, wie alles andere dazu nöthige meßingene Gußwerk, verfertiget er selbst, wozu er eine artige Gießerey eingerichtet hat.

 Nebst diesen Feuerspritzen verfertiget er auch andere Maschinen. Vor 5 oder 6 Jahren machte er eine Weinpompe, (die man auch bey Feuersgefahr sehr wohl gebrauchen kann) womit ein Mann in einer Stunde 48 Eimer aus einem Fasse in ein oder mehrere andere, auch noch so entfernte, hinüber pompen und ablassen kann. In großen Kellereyen und bey jungen Weinen thut diese Maschine die besten Dienste. In der Hofkellerey zu Wirzburg, in der Probstey Gerlachsheim an der Tauber, und in verschiedenen andern Kellern, sind dergleichen Maschinen, und an einer solchen für das Kloster Zell bey Wirzburg arbeitet Nägelein dermahlen wirklich.

|  Dann hat er erst kürzlich eine Strohbank verfertiget, welche der Herr Prälat vom Kloster Zell vor einigen Wochen mit solchem Vergnügen besehen hat, daß er sogleich eine in Bestellung gab. Auch der Kurmainzische Herr Premierminister und Ritterhauptmann von Seckendorf nebst seiner ganzen Familie hat sie jüngst gesehen, und selbst darauf geschnitten, auch dem Künstler versprochen sie weiter bekannt zu machen und zu empfehlen. In einer Stunde kann ein Mann einen Schober Stroh schneiden. Das Stroh kann kurz oder lang, für Pferde und Rinde geschnitten werden, und man kann Heu, Klee, oder Ohmat darunter, oder allein darauf schneiden. In großen Ökonomien hat diese Maschine gewiß ihren guten Vorzug vor der bisher bekannten Strohbank. Diese neue ist nicht größer, als eine andere; nur das doppelte Messer, welches ein umgekehrtes S bildet, nimmt einen besondern Platz ein, der an andern Strohbänken nicht nöthig ist. Dieses S ist von gegossenem Eisen, etwa 40 Pfund schwer, an dessen platten Rücken und Bauch zwey ähnlich gebogene besondere Messer angeschraubet sind. In der Mitte ist es an einem neben dem Strohkasten rückwärts gehenden eisernen| starken in Meßing gelegten Walzbaume bevestiget, an dessen Ende eine gegossene Schneckenschraube eingeschoben wird. Diese greifet, bey der Umdrehung der Messer, in eine gleich neben dem Wellbaum angebrachte eiserne Zahnstange, welche den oben am Strohkasten zur Vorschiebung des Strohes angebrachten Rechen in Bewegung setzet. Ist dieser ganz vorgerücket, dann muß er von dem Schneidenden wieder zurückgesetzet werden. Dieses ist nun freylich eine kleine Unbequemlichkeit, welcher aber Herr Nägelein gewiß noch abhelfen wird. Zum langen Stroh muß eine besondere Zahnstange, die etwa 22 Zähne hat, und eine weitere Schraube; zum kurzen Stroh aber eine Zahnstange von 30 Zähnen und eine engere Schraube eingelegt werden. Jeder Kenner wird an dieser Maschine gewiß einen denkenden Kopf erkennen, und jeder Ökonom sie lieb gewinnen. Nägelein hat an dieser Maschine, alles, was viel arbeitet, stark gemacht, und das Wenigarbeitende leicht.
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 Eine nähere Beschreibung dieser Maschine kann ich Ihnen nicht geben, da ich kein Mechanikus bin, und also gar zu leicht gegen die Kunst anstossen möchte. Ich will nur noch bemerken,| daß Herr Nägelein bey Feuers- und Wassersnoth, in Kitzingen sowohl, als ausserhalb, jederzeit die größte Dienstwilligkeit und Geschicklichkeit, oft mit größter Gefahr seines Lebens oder seiner Gesundheit gezeiget hat.
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 Noch eines Künstlers kann ich bey dieser Gelegenheit erwähnen, ob er schon ein geborner Ungar ist. Der Büchsenmachermeister Franz Xaver Helmer in Kitzingen hat schon nach der Schweiz, nach Holland, und in andere entfernte Gegenden, Flinten, Zwillinge und Drillinge, auch Standrohre und Pürschbüchsen gemacht, die alle Zufriedenheit bey den Käufern erhielten, und neue Bestellungen bewirkten. Die Politur und übrige Accuratesse bey seinen Arbeiten, die oft bis zum fleißigsten Eigensinn getrieben wird, den man Künstlern nicht verübeln darf, gibt den Englischen Arbeiten nichts nach, wenn er dafür bezahlt wird. Er hat dermahlen für einen Leipziger Kaufmann, der in England und besonders in London gar nicht fremd ist, und von Helmer schon einige Arbeiten verschrieben, aber wieder mit gutem Nutzen verkauft hatte, ein Paar Pistolen in Bestellung, die gewiß die Erwartung des Bestellers übertreffen werden. Für Helmers Kunst ist es| nur Schade, daß die Englischen Preise in Franken nicht Mode sind.