Von Bandwürmern in den Fischen

Textdaten
Autor: Johann Leonhard Frisch
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Titel: Von Bandwürmern in den Fischen
Untertitel:
aus: Physikalische und medicinische Abhandlungen der Königlichen Academie der Wissenschaften zu Berlin, Erster Band, 26. Abhandlung, S. 156-158
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1781
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Berlin-Brandenburgische Akademie und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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J. L. Frisch, Von Bandwürmern in den Fischen.

[156] Herr Andry in seinem Buche von der Erzeugung der Würmer im menschlichen Körper behauptet, daß man fast in allen Thieren Würmer finden könne. [157] Er schien mir zu weit gegangen zu seyn, da zu einer solchen Behauptung eine genaue Beobachtung unzählig vieler Beyspiele nöthig ist. Ich fieng an in den Untersuchungen so weit zu gehen, als ich nur konnte, und sahe zu meinem Erstaunen, daß Herr Andry die Wahrheit sagte. Ich fand Würmer in vierfüßigen Thieren, in Vögeln, in kriechenden Thieren, in Raupen, Fliegen, u.s.w. fand Insecten in Insecten. Da Herr Andry eben dieß von den Fischen behauptet, so zergliederte ich viel Fische aus unserer Spree, und ich glaubte in denselben diese Würmer viel leichter zu finden, weil dieser Fluß leimigt ist, langsam fließt, und an verschiedenen Orten der Wasserfälle und Mühlen wegen ganz still stehet. Ich irrte nicht in meiner Vermuthung. Ich fand nicht nur verschiedene Würmer, die die Haut der Fische zernagten, Läuse, Igel und Käfer, von denen man in dem ersten Hundert meiner Beschreibung von allerley Insecten Nachricht lesen kann, ich fand sie so gar in den Gedärmen, und im Kopfe. Man findet unter andern in der Spree eine Art Weisfische, die vorzüglich mit Bandwürmern angefüllt sind. Der letzte, den ich zergliederte, war kaum 4 Zoll lang, und hatte 3 Bandwürmer in sich, von denen der erste 12 Zoll, der andere 8 Zoll, und der 3te 5 Zoll lang war. Der erste war also dreymal so lang als der ganze Fisch. Sie lagen nicht in den Gedärmen, sondern im Kopfe zwischen den Fischohren, und hiengen an den rothen Fibern, die viele als die Lunge des Fisches ansehen. Ein so kleiner Raum in einem so kleinen Kopfe schloß diese Würmer ein, deren Länge zusammen genommen 25 [158] Zoll betrug. Die Zusammensetzung der Gelenke siehe diese Figur:



     Der längere Bandwurm hatte mehrere, die kürzern hatten weniger Gelenke. Ein jedes Gelenk machte den Körper kürzer, und die oben bestimmte Länge fand ich, nachdem die Gelenke entwickelt waren. Ich bemerkte auch auf dem Rücken dieser Würmer eine rothe Blutader, die sich vorzüglich von dem weißen Körper unterschied, wenn sich der Wurm ausdehnte, die aber tiefer lag, wenn er sich zusammenzog. Die Breite des Körpers nahm nach der Gegend des Schwanzes immer mehr ab, und endigte sich endlich in einen sehr spitzen Winkel. Das Maul oder der vördere Theil war etwas stumpfer, und sie konnten dasselbe so zurückziehen, daß es abgeschnitten zu seyn schien. Eben dieselben Bandwürmer fand ich auch in einem Fische, den man gemeiniglich Bley nennet, dem aber die meisten Schriftsteller den Namen Brasse, cyprinus latus, ballerus, oder Plestyn geben.