Vom Reichsfürstenstande/Principes imperii

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III.

21 Haben wir bisher untersucht, in wie weit man das Wort Principes in Beziehung auf die dem Reiche untergeordneten Kreise gebrauchte, so können wir uns nun, gegen Missgriffe in dieser Richtung gesichert, unserer Hauptaufgabe näher rückend, zur Anwendung des Wortes in Beziehung auf das Reich, zu den Principes regni oder imperii wenden.

Der Gebrauch, die verschiedenen Klassen der Grossen als Fürsten des Reichs zusammenzufassen, ist in der ältesten Zeit des Reichs der Reichskanzlei keineswegs sehr geläufig. Häufig werden die Klassen geistlicher und weltlicher Grossen einzeln aufgezählt z. B. consilio episcoporum, ducum, comitum. Wo das unnöthig schien, sah man sich gewöhnlich auch nicht veranlasst, die Grossen vor andern Unterthanen des Königs besonders hervorzuheben. In dem ältern Kanzleistile ist eine stärkere Betonung der königlichen Gewalt spätern Jahrhunderten gegenüber kaum zu verkennen, insofern dem Könige gegenüber alle andern zunächst nur als seine getreuen Untergebenen erscheinen; der König handelt einfach consilio oder interventu fidelium nostrorum; der mächtigste Erzbischof oder Herzog wird so gut, wie jeder andere im Staate, schlechtweg als Fidelis bezeichnet; nur mit der Kirche theilt sich der König in seine Treue nach der häufig gebrauchten [43] Formel: cunctis fidelibus sanctae dei ecclesiae et nostris. Auch in den Volksrechten und Kapitularien werden, so weit ich sehe, Principes nur etwa in den willkürlich wechselnden Ueberschriften erwähnt; so heisst es in Handschriften der Lex Alamannorum, welche allerdings noch dem neunten Jahrhunderte angehören, in der Ueberschrift, dass sie gegeben sei vom Könige Lothar una cum principibus suis id sunt 33 episcopi et 34 duces et 72 comites vel cetero populo, während andere den Ausdruck proceres gebrauchen.[1]

Die Schriftsteller konnten natürlich zu jeder Zeit die Ersten im Reiche oder nach dem Könige dem einfachen Wortsinne nach als dessen Principes bezeichnen, auch ohne dass man mit dem Worte bereits eine schärfer abgegrenzte staatsrechtliche Bedeutung verbunden hätte. Auch in urkundlichen Stücken, welche nicht den strengen Formen der Reichskanzlei folgen, finden wir den Ausdruck bereits mehrfach in der Karolingerzeit; so heisst es in unverdächtigen, wenn auch vielleicht nicht durchaus gleichzeitig niedergeschriebenen Fuldaer Traditionen 837: coram Ludovico imperatore et principibus eius; 848: coram ipso rege et cunctis principibus; 889: interea regali iussu venerunt omnes principes regni eius ad palatium Francofurt. ad regales tractandum causas[2]; in burgundischer Urkunde von 898: Ermengardis regina et cuncti principes Ludovici filii Bosonis[3]; heisst es in Urkunde des Grafen Werner, Stifters von Hornbach 887: cum serenissimo imperatore Karulo – communi consilio principum[4], so scheint dieselbe wenigstens in dieser Form verdächtig.

Dagegen habe ich bisher keine echte Kaiserurkunde aus den 22 frühern Zeiten des neunten Jahrhunderts gefunden, in welcher der Kaiser in der spätern Weise von seinen Principes spräche. Allerdings finden wir Kaiserurkunden von 769 für Ottobeuern, 772 für Hersfeld, 773 für Strassburg und Kempten, 811 und 813 für Reichenau, 817 für Murhard und Würzburg, 866 für Lindau, 889 für Osnabrück[5], in welchen von principibus nostris oder universis regni principibus oder multis principibus tam spiritualibus quam saecularibus die Rede ist; aber in allen diesen Fällen dürfte der Ausdruck nur die ohnehin überzeugenden Gründe gegen die Echtheit noch vermehren. In Urkunde K. Lothars von 845 für St. Stephan in Strassburg würde die ungewöhnliche Formel: consultis summis ecclesiae principibus atque regni fidelibus pro aliqua evidentissima et catholicis principibus legaliter cognita necessitate[6], auch abgesehen von etwaiger Verdächtigkeit der Urkunde doch kaum hieher zu ziehen sein. Nur in Urkunden Karls des Dicken, welche ich nicht als verdächtig bezeichnen möchte, finden sich [44] die Ausdrücke 881: multorum principum consilio und coram domino papa Johanne et multis principibus; dann 887: presentibus plurimis principibus nostris.[7] Im J. 900 begegnen wir in einer vom Könige ausgestellten und besiegelten Urkunde für Fulda zwar den sehr bestimmten Ausdrücken: secundum consilium principum – Acta est autem haec traditio – praesente rege et cunctis regni principibus, ipsoque rege praecipiente facta est huius conscriptionis cartula – scientibus et annuentibus atque faventibus cunctis qui aderant principibus[8]; aber die ganz ungewöhnliche Form zeigt unzweifelhaft, dass sie nicht in der Reichskanzlei abgefasst wurde.

Konnte nun auch eine Durchsicht aller erhaltenen Kaiserurkunden, welche gerade in dieser Zeit für meine sonstigen Zwecke nur wenig bieten, nicht in meiner Absicht liegen, so ist doch die Zahl der eingesehenen gross genug, um dadurch die Behauptung zu rechtfertigen, dass im neunten Jahrhunderte der Ausdruck Principes regni den stehenden Formen der Reichskanzlei fast ganz fremd war und das Vorkommen desselben wenigstens in den frühern Jahrzehnten demnach einen Verdacht gegen die Echtheit der Urkunde begründen dürfte. Auch die vereinzelte Formel in Urkunde für Gandersheim von 877: Et nullus princeps vel alius quilibet exactor iudiciarius[9], ist sehr auffallend.

23 Seit dem Beginne des zehnten Jahrhunderts ist der Ausdruck etwas häufiger nachzuweisen und es dürfte für spätere Erörterungen nicht überflüssig sein, die Art des Vorkommens genauer anzugeben.

Einige der betreffenden Urkunden werden auch hier als unecht auszuscheiden sein. So 940 für Fulda: ne ullus principum, ducum videlicet, marchionum, comitum vel aliorum regni nobilium; 948 für Gemblours: palatinorum principum et multorum nobilium iudicio; 965 für S. Gislen: noverint duces et marchiones, comites etiam nostri et principes et totius regni nostri procerum multitudo.[10] Auch 922 für Ottobeuern: communi principum regni consilio[11], dürfte nicht unverdächtig sein. Heisst es 940 für Magdeburg: consilio principum imperii[12], so ist schon der Ausdruck an und für sich für jene Zeit unstatthaft.

Die mehrfach angezogene Stelle des Edikts von 967, erlassen zu Verona cum summis principibus, id est episcopis abbatibus iudicibus seu cum omni populo, gehört der Ueberschrift an, welche sich nur in einer Handschrift findet, während im Texte selbst der Ausdruck proceres Italiae gebraucht wird.[13] Auch auf die Worte der Constitutio de servis von 969: nostri imperii principes; einer Urkunde für Ravenna von 971: coram ipsius imperatoris praesentia, residentibus ibi plurimis Italiae principibus, videlicet P. principe et marchione et H. Furbensi episcopo atque P. comite et caeteris quam plurimis episcopis, comitibus, sacerdotibus [45] diaconibus, clericis etiam multis et laicis; des Friedens für Venedig 983: residentibus cum Ottone piissimo imperatore – principibus ultramontanis et Italicis[14], möchte ich hier weniger Gewicht legen, da die Form der Urkunden nicht die gewöhnliche ist.

Aber der Ausdruck findet sich doch auch in Urkunden, welche grossentheils unverdächtig sein dürften und in den gewöhnlichen Formen der Reichskanzlei abgefasst sind. So 903 für den Kleriker Gumpold: per interventum venerabilium episcoporum nostrorum W. atque P. cum consultu reliquorum principum ibi astantium[15]; 907 für Salzburg: in praesentia ceterorum principum nostrorum et cum consultu eorum[16]; 940 für Freising: per interventum dilecti ducis nostri P. aliorumque fidelium nostrorum Bawariensis regionis principum episcoporum et comitum[17]; 949 für Pfäfers: Omnibus nostri regiminis principibus, episcopis, abbatibus, comitibus diiudicantibus[18]; 965 für Meissen: rogatu et consilio universorum principum nostrorum[19]; 972 für Osnabrück nach Aufzählung der zu Ingelheim versammelten Bischöfe: multique alii nostri regni principes, duces, comites, clerici et laici[20]; 987 für Vilich: consilium – principum nostrorum complurium – (episcoporum) – H. C. Th. ducum et aliorum plurimorum comitum ac iudicum imitantes[21]; 992 für St. Gerhard: advocatum de regni principibus eligant[22]; 1005 für Achen: consilio et consensu principum, ducum videlicet, episcoporum et comitum[23]; 1005 für Hohentwiel: habita cum episcopis et regni principibus deliberatione[24] In der grossen Anzahl der 1007 für Bamberg ausgestellten Urkunden ist nur einmal von der Zustimmung omnium regni nostri principum die Rede[25]; es heisst durchweg omnium nostri fidelium tam archiepiscoporum quam episcoporum abbatumque nec non ducum et comitum consultu.

Sind das alle Stellen, welche mir in einer bedeutenden Anzahl von Kaiserurkunden aufgefallen sind, so ergibt sich, dass auch im zehnten Jahrhunderte und noch im Beginne des elften die Reichskanzlei sich nur selten des Ausdruckes bediente. Im elften mehren sich dann allerdings die Fälle; aber doch nur so, dass z. B. in allen aus dem Bereiche des jetzigen Würtemberg erhaltenen echten Kaiserurkunden des Jahrhunderts uns der Ausdruck nur viermal begegnet.[26]

24Die Schriftsteller, und zwar auch solche, bei welchen ein näheres Anschliessen an den amtlichen Sprachgebrauch zu erwarten ist, bezeichnen die Reichsgrossen keineswegs immer als Principes, sondern wechseln im Gebrauche verschiedener Ausdrücke; so gebraucht Hinkmar in seinem Werke de ordine sacri palatii gleichbedeutend mit Principes auch die Worte proceres, optimates, seniores, primi senatores.

[46] Denselben Gebrauch finden wir in älterer Zeit auch in der Reichskanzlei; es erscheinen in den Kaiserurkunden mehrere anscheinend ganz gleichbedeutende und willkürlich benutzte Ausdrücke, wie wir das oben für einzelne Reichsländer bereits nachwiesen. Da sie zum Theil später in einer den Principes untergeordneten Bedeutung erscheinen, werden wir die Art ihres Vorkommens näher anzugeben haben.

Der Ausdruck Proceres war geeigneter, als Principes, um die Grossen des Reichs zu bezeichnen, da er für den Herrscher selbst nicht gebraucht wurde. Er erscheint schon früher in den Kaiserurkunden und war insbesondere im neunten Jahrhunderte der gebräuchlichste Ausdruck, wenn die Grossen vor den Getreuen überhaupt hervorgehoben werden sollten. K. Pipin urkundet 752: una cum proceribus nostris vel fidelibus; K. Karl 788: in praesentia procerum nostrorum[27]; im neunten Jahrhunderte häufig, mehrfach auch noch im zehnten finden wir dann proceres nostri in denselben Verbindungen gebraucht, wie später principes nostri.[28] Das Vorkommen in einigen Fällen konnte allerdings darauf schliessen lassen, als habe man den Ausdruck in beschränkterem und untergeordnetem Sinne gebraucht, insbesondere die Bischöfe von den Proceres unterschieden; so 916 und gleichlautend 948: in conventu totius regni tam episcoporum, quam comitum et procerum ac iudicum diversarum potestatum; 929: episcoporum procerumque et comitum petitione; 947: episcopi et proceres palatini.[29] Aus späteren Stellen ergibt sich aber bestimmt, dass der Ausdruck auch die höchststehenden geistlichen und weltlichen Grossen ebenso umfasste, wie der Ausdruck Principes. So heisst es in Kaiserurkunden 903: intercessione fidelium nostrorum D. archiepiscopi, Z. episcopi, T. ep., L. illustris comitis et cari propinqui nostri, S. etiam, C. J. et M. comitum cum reliquorum conspectui nostro assistencium procerum communi omnium consilio;[30] bestimmter werden 912 der Bischof von Konstanz und einige andere Grosse als Proceres bezeichnet[31], weiter 945: proceres nostri, scilicet Moguntiacensis episcopus F. et frater noster H. simulque comes H.; 966: cum communi consilio procerum nostrorum episcoporum videlicet W. Moguntiensis ecclesiae archiepiscopi, Th. Treverensis u. s. w. – reliquorumque primatum nostrorum abbatum, ducum, comitum; 1029 und gleichlautend 1057: tam venerabilium episcoporum, quam reliquorum conspectui nostro assistencium procerum[32]. Noch 1130 wird der Ausdruck ganz gleichbedeutend in einer Urkunde des Bischofs von Konstanz gebraucht: cum rex Lotharius multique procerum [47] videlicet A. Bisuntinus archiepiscopus, B. Argentinensis episcopus u. s. w. – aliique complures Basilee convenissent.[33]

Aus den in Deutschland ausgestellten Kaiserurkunden, von welchen ich für das zehnte Jahrhundert nur wenige, für das elfte nur noch ein vereinzeltes Beispiel anzuführen wusste, scheint sich der Ausdruck ganz zu verlieren, bis er im dreizehnten Jahrhunderte in untergeordneter Bedeutung wieder auftaucht. Eine solche scheint auch schon bei dem vereinzelten Vorkommen in dem Schreiben K. Friedrichs über seine Wahl 1152: ipsi principes ac ceteri proceres cum totius populi favore[34], vorzuliegen.

Dagegen bleibt der Ausdruck in Italien in Gebrauch. So in Urkunde von 962 für Bergamo[35]; 967 und 1077 finden wir proceres Italiae, 1059 proceres Tusciae[36]; 1097 spricht der Gegenkönig Konrad von den palatinis proceribus[37]; wir begegnen dem Worte im römischen Krönungsformulare[38], aus welchem es in das der deutschen Königskrönung übernommen ist[39]; dann 1136, 1154 und 1158 auf den italischen Reichstagen zu Roncalia, jedesmal in möglichst umfassender Bedeutung[40]; 1160 zu Pavia entscheidet K. Friedrich: ex sententia omnium procerum sacri nostri palatii und erwähnt weiter nobilissimos proceres et principes nostros.[41] Nehmen hier ausnahmsweise die Proceres die Stelle vor den Principes ein, so dürfte aus den Worten einer 1133 zu Rom ausgestellten Urkunde: a principibus nostrae curiae, videlicet – archiepiscopis et – episcopis et abbatibus –; proceribus A. et H. marchionibus – comitibus et Alberto de Castello[42], eher auf eine untergeordnete Bedeutung zu schliessen sein; bestimmter noch ergibt sich eine solche, wenn der Kaiser 1163 zu Lodi das Kloster S. Peter bei Perugia ab omnium ducum, marchionum, comitum, procerum, consulum, gastaldionum exactione befreit.[43] Der kaiserliche Legat Reinald spricht 1163 von den principes ac proceres Tuscie[44], wo unter jenen die anwesenden Bischöfe zu verstehen sein dürften. Bedenken wir, dass auch Schriftsteller dieser Zeit, wie Otto von Freising, selbst die angesehensten weltlichen Grossen in Italien durchweg als Proceres oder Barones, nicht als Principes bezeichnen, das keiner von ihnen, wie wir sehen werden, zu den spätern Reichsfürsten gehörte, so dürfte immerhin zu schliessen sein, dass man absichtlich das Wort Proceres wählte, weil man den italienischen Herren den bereits zu festerer Bedeutung gelangten Titel Principes nicht zugestehen wollte. Auch finden wir den Ausdruck Princeps in der früher erörterten untergeordneten Bedeutung[45] in Italien nicht gebraucht; ausnahmsweise wird 1174 eine anscheinend dem Hause der Camino angehörende principissa Conradina erwähnt.[46] [48] 25 Primates kann, wie Principes, dem Wortsinne nach in sehr verschiedener Beziehung gebraucht werden. In den primates omnes de illis tribus comitatibus einer S. Galler Urkunde von 891[47] haben wir lediglich an angesehene Bewohner der Grafschaft zu denken. In noch untergeordneterer Bedeutung sagt die Reichskanzlei 1158: Duces, marchiones, comites, capitanei, valvassores et omnium locorum rectores cum omnibus locorum primatibus et plebeis.[48] Häufig finden wir das Wort aber auch in Beziehung auf das Reich gebraucht. Sagt 889 der Bischof von Münster: episcopis et abbatibus, comitibus et primatibus regni[49], so schiene das auf eine niedere Klasse von Grossen des Reichs, etwa auf Edle zu deuten. Aber in den Kaiserurkunden wird der Ausdruck ganz gleichbedeutend mit Principes regni gebraucht; so 859: cuidam ex primatibus nostris, nomine Rapoto[50]; im zehnten und elften Jahrhundert heisst es häufig consensu oder interventu primatum nostrorum oder regni[51]; 962, 964 und 966 werden ausdrücklich auch Bischöfe und Herzoge, 972 der Pfalzgraf Berno und zehn Grafen als Primates bezeichnet[52]; 1129 heisst es in baierischer Urkunde: in praesentia ducis Henrici et principum und als Zeugen erscheinen drei Bischöfe, dann: primates: Welf dux, D. marchio u. s. w.; 1152 sagt der Kaiser: petente duce H. Saxonie et Bavarie aliisque primatibus et nobilibus regni[53] Das letzte mir bekannte Beispiel ist vom J. 1173, wo der Kaiser urkundet consilio curie nostre et primatum[54].

26 Auch in den wenigen Fällen, in welchen der Ausdruck Primores in den Kaiserurkunden gebraucht wird, scheint derselbe ganz den Principes regni zu entsprechen. So 908: interventu primorum nostrorum, 1051: coram primoribus regni; 1136: approbantibus multis summisque regni mei primoribus; 1171: omnibus christi fidelibus – et precipue totius regni primoribus.[55] Ganz vereinzelt nennt noch 1225 und 1231 K. Heinrich die Reichsfürsten regni primores[56].

27 Als Optimates erscheinen zuweilen nur die weltlichen Grossen, geschieden von den geistlichen. So schon 742: Ego Carlmannus – cum consilio servorum dei et optimatum meorum; 744: cum consensu episcoporum, sive sacerdotum vel servorum dei consilio, seu comitibus et obtimatibus Francorum.[57] Dann 1019 interventu episcoporum – optimatumque nostri regni B. ducis, S. comitis u. s. w.[58]; auch in Urkunden Lothars von 1129, 1132 werden zuerst die geistlichen Zeugen aufgeführt, dann unter der Bezeichnung: de optimatibus regni die weltlichen. [49] [59] Aber wie auch der Ausdruck Principes, welcher doch so häufig die Bischöfe ausdrücklich umfasst, hie und da nur auf Laienfürsten bezogen wird z. B. 1108: ex iudicio tam episcoporum quam principum nostrorum[60], ebenso erweist sich auch hier der Gebrauch nicht durchgreifend; 956 heisst es ausdrücklich: consilio praenominatorum (sc. archiepiscopi et ducis) optimatum nostrorum; 1053 werden als provinciarum illarum optimates der Bischof von Augsburg und weltliche Grosse zusammengefasst[61]; und mehrfach wird der Ausdruck ganz in derselben Weise, wie die Principes regni, ohne eine ersichtliche Beziehung auf diese oder jene Klasse der Reichsgrossen gebraucht.[62]

Heisst es im Ordo coronationis: Optimatibus quoque atque praecelsis proceribus ac fidelibus sui regni sit munificus![63] und schreibt K. Otto, obwohl der Ausdruck mir sonst seit den Zeiten K. Lothars in den Kaiserurkunden nicht mehr aufgefallen ist, noch 1198, er sei gewählt ab optimatibus et principibus imperii[64], so wird man daraus doch schwerlich auf eine höhere Stellung der Optimates schliessen, insbesondere auch nicht etwa besonders berechtigte Wahlfürsten in ihnen sehen dürfen, so wenig als in den Primates der Stelle Otto's von Freising über die Wahl K. Friedrichs I.[65] Denn abgesehen etwa von dem, was wir über den spätern besondern Gebrauch des Wortes Proceres anführten, bieten sich uns keine Anhaltspunkte für die Annahme dar, es seien diesen verschiedenen Ausdrücken staatsrechtliche Unterschiede unterzulegen; sie scheinen vielmehr in den Urkunden, wie bei den Schriftstellern, durchweg willkürlich und gleichbedeutend zur Bezeichnung der Reichsgrossen angewandt worden zu sein. So heisst es 920 in Urkunde K. Karls von Westfranken: convocavimus archiepiscopos – nonnullos etiam proceres, marchiones et comites optimatesque; 1025 in einem Vergleiche zwischen der Königin Kunigunde und dem Bischofe von Freisingen: consilio gloriosi ducis Baioariorum – cunctorumque procerum et optimatum comitumque Baioariae provinciae ac iudicum – consilio ducis H. ac optimatum suorum; 1027: Imperator – cum consilio optimatum suorum tam Francorum, quam provinciae ipsius (Bawariae) principum; 1114 sagt der Kaiser iudicio primatum nostrorum, und in derselben Urkunde: iudicio optimatum ac fidelium nostrorum.[66] Ziehen wir noch einige oben angeführte Stellen hinzu, so ergibt sich ein Schwanken der Ausdrücke sogar in ein und derselben Urkunde, welches ganz unerklärlich sein würde, wenn dieselben nicht völlig gleichbedeutend wären. Erst im zwölften Jahrhunderte scheint in der Kanzlei sich der Gebrauch festgestellt zu haben, die höchststehenden Reichsgrossen immer mit dem [50] Ausdrucke Principes zu bezeichnen. Die Ausdrücke Barones und Magnates dagegen, welche wir in einzelnen Reichslanden gleichbedeutend mit Principes gebraucht finden, bezeichnen, wie wir sehen werden, als sich auch die Reichskanzlei seit dem zwölften Jahrhunderte ihrer bediente, eine untergeordnete Klasse von Grossen des Reichs.

Anmerkungen der Vorlage

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  1. M. G. Leg. 3, 45.
  2. Schannat Trad. 172. 193. 214.
  3. Or. Guelf. 2, 109.
  4. Acta palat. 6, 258.
  5. M. B. 31, 7. Wenk 2, 5. Lünig 7c, 276. 18, 169. Wirtemb. UB. 1, 72. 77. 88. M. B. 31, 38. Lünig 18b, 146. Möser 4, 16. Vgl. Reg. Westf. n. 480.
  6. Herrgott 2, 27.
  7. Dümge 74. Schöpflin A. D. 1, 94.
  8. Dronke c. d. 296.
  9. Or. Guelf. 4, 371.
  10. Dronke c. d. 317. Miraeus 1, 42. 505.
  11. M. B. 31, 212.
  12. Lünig 14b, 651.
  13. M. G. 4, 32.
  14. M. G. 4 , 34. 35. Würdtwein n. s. 12, 5.
  15. M. B. 31, 168.
  16. Juvavia 120.
  17. M. B. 28, 173.
  18. Eichhorn 24.
  19. C. d. Lus. sup. 1, 2.
  20. Möser 4, 27.
  21. Spaen 2, 13.
  22. Miraeus 2, 807.
  23. Quix 1, 14.
  24. Wirtemb. UB. 1, 241.
  25. M. B. 28, 352.
  26. 1005. 24. 75. 80: Wirtemb. UB. 1, 241. 256. 277. 283.
  27. Or. Guelf. 1, 97. M. B. 31, 17.
  28. 858-898: C. d. Lauresh. 1, 66. M. B. 11, 119. 126. 31, 98. 153. Gerbert N. S. 3, 7. Juvavia 101. Guden 1, 344. Miraeus 1, 650. Wirtemb. UB. 1, 186. Dronke c. d. 289. 901. 903: M. B. 31, 163. 28, 135. 910: Quix 7. 953: Mohr c. d. 1, 73.
  29. Hontheim 1, 263. 283. 282. Heinecc. A. G. 13.
  30. Meichelbeck 1, 151.
  31. Mohr c. d. 1, 57.
  32. Miraeus 1, 259. Quix 10. M. B. 29, 25. 136.
  33. Herrgott 2, 155.
  34. M. G. 4, 90.
  35. Lupus 2, 278.
  36. M. G. 4, 32. Muratori Ant. 2, 945. 1, 965.
  37. Ant. Est. 1, 275.
  38. M. G. 4, 78.
  39. M. G. 4, 387. 388.
  40. M. G. 4, 84. 96. 113.
  41. M. B. 29, 352.
  42. M. G. 4, 81.
  43. Margarin 1, 17. Aehnlich Mittarelli 4, 19.
  44. Mittarelli 4, 6.
  45. Vgl. § 5.
  46. Mittarelli 4, 45.
  47. Herrgott 2, 57.
  48. M. G. 4, 112.
  49. C. d. Westf. 1, 26.
  50. Ried 1, 48.
  51. 932-1041: M. G. 4, 18. 27. Trouillat 1, 103. M. B. 31, 231. C. d. Westf. 1, 93. 105. Miraeus 1, 661. 1082: Zeerleder 1, 46. 1143: Schöpflin A. D. 1, 224.
  52. Dümge 88. Lacombl. 1, n. 106. 107. Herrgott 2, 85.
  53. Ried 1, 188. Notizenbl. 2, 5.
  54. Schöpflin Bad. 5, 114.
  55. Günther 1, 57. Lacombl. 1, n. 185. Quix 68. M. B. 22, 181.
  56. Huillard 2, 832. 3, 472.
  57. M. G. 3, 16. 20.
  58. C. d. Westf. 1. 78.
  59. Lacombl. 1, n. 304. 313.
  60. Wenk 3, 64.
  61. Guden 2, 3. Schultes hist. Schr. 346.
  62. 837. 966. 1055. 1088: Ried 1, 33. Tolner 18. Miraeus 4, 184. C. d. Mor. 1, 173.
  63. M. G. 4, 78. 388.
  64. M. G. 4, 204.
  65. Vgl. z. B. Walter R. G. § 243. n. 5.
  66. M. G. 3, 566. Meichelbeck, 1, 219. 222. Herrgott 2, 135.