Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Vom Gesundbrunnen
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aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 289–290
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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98. Vom Gesundbrunnen.
(1633.)

Am steilen Abhange des Borgfeldes, dem Ausschläger-Wege grade gegenüber, entspringt ein schönes klares Quellwasser, welches nicht nur von den Nachbarn gern getrunken, sondern auch in die Stadt gefahren und daselbst für ein Billiges verkauft wird. Diese Quelle heißt der Gesundbrunnen, und das kommt daher. Ein Bauer im Dorfe Horn, ein frommer einfacher Mann, hatte einen bösen Finger. Da er nun täglich zur Stadt gehen mußte, und einstmals (es war am 24. Januar 1633) grade an jener Stelle des Weges seiner empfindlichen Schmerzen wegen eine Weile ausruhete, da hat er Gott im brünstigen Gebete um Heilung gebeten. Und wie er neben sich rieseln hört und sich umschaut, da sieht er plötzlich eine Quelle hervorsprudeln, wo vorher nur trockener Grasboden und Lehm gewesen. Als er nun, darüber erstaunt, von ungefähr seinen kranken Finger hineintaucht und rein wäscht, da schwindet ihm strax ein gut Theil seiner Schmerzen; und als er’s noch etliche Tage wiederholt, wird er völlig heil und gesund. Und er lobte Gott und erzählte das Wunder seiner Freundschaft, und so ward die Tugend des Brunnens ruchtbar, und von allen Orten, und zumal aus der Stadt, kam eine Menge preßhafter Leute, vornehme und geringe, zu solchem [290] Brunn. Und die mit dem rechten Glauben an Gottes gnädige Hülfe kamen, wurden alle gesund und hingen allda ihre Krücken auf, mit denen sie herausgekommen waren, zum Zeichen, daß sie genesen, und priesen Gott und opferten milde Gaben, so daß diese Quelle gefaßt und ein artig Häuselein darüber erbauet werden konnte. Solche Wunder- und Heilkraft des Gewässers dauerte aber nicht sehr lange. Denn da Einige derer, die herauskamen, mit unbußfertigem Gemüthe und gottlosen Gedanken Genesung von ihren Gebrechen suchten, Andere eitel Muthwill oder schändlichen Wucher mit der gütigen Gottesgabe trieben, die Meisten aber, die geheilt wurden, Gott dafür zu danken vergaßen, und nicht anders vermeinten, als es müsse also sein, so that Gott ein Einsehen, und nahm von der Quelle die Heilkräftigkeit wiederum fort, zur Strafe des undankbaren Geschlechts. Zu Wolfgang Henrich Adelungk, des Schulhalters und Historici Zeiten (um 1696), haben die Krücken noch allda gehangen, dann sind sie weggekommen. Das Wasser heißt zwar noch heutigen Tags der Gesundbrunnen, und die Häuser längs der Straße heißen auch beim Gesundbrunnen, aber es thut’s jetzt nicht mehr, wenn’s auch noch ein recht klares angenehmes Wasser ist, etwas säuerlich mineralischen Geschmackes, und gern getrunken wird.

Anmerkungen

[386] Steltzner III. 260 u. s. w. In Hesselii Elbestrom, S. 14 ist auch eine Abbildung gegeben.