Vom „Deutschen Journalisten- und Schriftstellertag“ zu Hamburg

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vom „Deutschen Journalisten- und Schriftstellertag“ zu Hamburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 513, 515
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[513]

Vom „Deutschen Journalisten- und Schriftstellertag“ zu Hamburg: Das Nachtfest auf der Alster am 30. Juni 1894.
Nach der Natur gezeichnet von Karl Müller.

[515] Vom „Deutschen Journalisten- und Schriftstellertag“ zu Hamburg. (Zu dem Bilde S. 513.) Der dritte Deutsche Journalisten- und Schriftstellertag, der vom 29. Juni bis 3. Juli in Hamburg stattfand, gestaltete sich für diese Stadt zu einem besonderen Freuden- und Ehrenfest, an dem die ganze Bürgerschaft teilnahm und das die Aufmerksamkeit aller verdient, die vor zwei Jahren das von der Cholera so schwer heimgesuchte Hamburg bemitleidet haben. Welches Kleinod das Deutsche Reich in der Freien und Hansastadt Hamburg besitzt, das hat gewiß auch durch die furchtbare Choleraepidemie und ihre traurigen Folgen für Hamburgs Handel und Wohlstand nicht im Bewußtsein der Nation verdunkelt werden können. Aber für viele hatte sich doch um die Erinnerung an ihre Pracht und Herrlichkeit ein schwarzer Flor gelegt. Es war hohe Zeit, einmal vor den Äugen der weitesten Öffentlichkeit den Ruf unserer ersten Handelsstadt von diesem Schatten zu befreien. Hat doch der echt hanseatische Gemeingeist es inzwischen mit nicht genug zu bewundernder Thatkraft verstanden, alle Spuren jener Schreckensherrschaft zu beseitigen und sich mit einer mächtigen Schutzwehr gegen erneute Ueberfälle des tückischen Feindes zu umgeben. Da war es ein glückliches Zusammentreffen, daß sich dies Bedürfnis, das Geleistete auch von fremden Augen prüfen zu lassen, mit dem Wunsche der deutschen Journalisten und Schriftsteller begegnete, ihre Jahresversammlung in diesem Sommer in Hamburg abzuhalten.

So wurden dieselben Mahner und Warner, die vor zwei Jahren sich genötigt sahen, selbst auf die Gefahr einer zeitweiligen Schädigung von Hamburgs Wohlstand hin die Presse zum Organ einer ernsten Untersuchung von Hamburgs Gesundheitsverhältnissen zu machen, zu Zeugen dafür, was hier inzwischen für die sanitäre Hebung geschehen ist. Und das Ergebnis dieser Prüfung war ungeteilte Anerkennung, ja Bewunderung. Gleich am ersten Tag, in dessen geschäftlichem Teil die Begründung eines allgemeinen Verbands der deutschen journalistischen und schriftstellerischen Vereinigungen beschlossen wurde, standen nachmittags an der Landungsbrücke St. Pauli festlich geschmückte Dampfer für eine Elbfahrt bereit, auf welcher die großartigen Häfen und Quaianlagen besichtigt und von denen aus eine Inspektion des großen in Nr. 51 des vorigen Jahrgangs der „Gartenlaube“ geschilderten Sandfiltrationswerks unter Führung seines Urhebers, des Oberingenieurs F. A. Meyer, vorgenommen wurde. Am nächsten Tage folgten in kleineren Gruppen Einfahrten in das unterirdische Sielsystem, die Abflußkanäle der Riesenstadt, Besuche des neuen Krankenhauses, des aus einem Krankenunterkunftshause entstandenen Logierhauses „Konkordia“ etc., daneben natürlich auch solcher Sehenswürdigkeiten, die Hamburgs unerschütterliche Größe als Hafen- und Handelsstadt veranschaulichen.

Wie aber schon am ersten Tag an die Besichtigungsfahrt auf der Elbe sich eine Lustfahrt nach Blankenese gereiht hatte, so bot auch der zweite Tag den Teilnehmern zum Abschluß eine festliche Wasserfahrt, welche der Schönheit Hamburgs gewidmet war. Nicht nur, wer unter den Gästen zum erstenmal in Hamburg weilte und auf diese Weise mit der malerischen Stimmungswelt des Alsterbassins und der Außenalster bekannt wurde – alle, die in einer der buntbewimpelten, lampiongeschmückten Schuten, von schnellem Dampfer gezogen, umtönt von Jubelzuruf und fröhlicher Marschmusik, unter der Lombardsbrücke hinweg nach den Anlagen von Uhlenhorst und den Villengärten von Harvestehude entlang fuhren, um schließlich mit den anderen fröhlichen Festteilnehmern an der Alsterlust zu landen, erhielten dabei Eindrücke von geradezu hinreißender und ganz einziger Wirkung. Und als dann das große Feuerwerk emporprasselte, in immer neuer Farbenabwechslung riesige Funkenregen gen Himmel sprühend, da erschien dies wie ein sinnbildlicher Vorgang dafür, daß unser Hamburg sein Trauergewand nun endgültig ablegen und das wieder stolz erhobene Haupt mit dem Strahlendiadem wohlverdienten Ruhms schmücken darf.

Auf mehreren Ausflügen wurde den Kongreßteilnehmern auch noch Gelegenheit, sich das Bild vonu Hamburgs Größe und Ruhm durch geschichtlichen Rück- und Ausblick zu ergänzen. Die Blüte Hamburgs wurzelt in der Geschichte der Hansa, ein kunstverklärtes Abbild von deren Blütezeit bietet Lübeck. Auch hier hat man die Männer von der Feder gastlich und festlich aufgenommen. Eine Hüldigungsfahrt nach Friedrichsruh führte sie vorher zu dem Staatsmann, dessen kraftvolle Politik an dem Aufschwung des heutigen Hamburg den stärksten Anteil hat. Und am Bord des Riesenschnelldampfers „Columbia“, den die Hamburg-Amerikanische Paketfahrtgesellschaft zur Fahrt nach Helgoland zur Verfügung stellte, ging ihnen die ganze Großartigkeit des heutigen Stands der deutschen Seeschiffahrt auf.