Vertrag von Christmemel (1431)

Textdaten
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Titel: Vertrag von Christmemel
Untertitel:
aus: Liv-, Est- und Curländisches Urkundenbuch.
Band 8, S. 271–274
Herausgeber: F. G. von Bunge, Hermann Hildebrand
Auflage:
Entstehungsdatum: geschlossen am 16. Juni 1431 in Christmemel, Litauen
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: J. Deubner
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Erscheinungsort: Riga, Moskau
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, pdf auf Commons
Kurzbeschreibung:
Gedruckt aus: August von Kotzebue: Preussens ältere Geschichte, Band 3, Hartmann: Riga 1808, S. 468 Google

Der Vertrag von Christmemel wurde 1431 zwischen Paul von Rusdorf, Hochmeister des Deutschen Ordens, und Švitrigaila, Großherzog von Litauen und Polen, unterzeichnet. Er begründete eine anti-polnische Allianz und veranlasste den Ritterorden, in das Königreich Polen einzudringen. Der Friede von Brest (1435) beendete die Kämpfe zwischen dem Ritterorden und Polen.

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[271] 462. Switrigail, GF. von Litauen, und der D. О. in Preussen und Livland schliessen ein Defensiv- und Offensivbündniss mit einander ab. Christmemel, 1431 Juni 19.

K aus StaatsA. zu Königsberg,[WS 1] Registrant С (n. 14) S. 591, gleichz. Cop., Pap., überschrieben: Dy vorschreybunge des homeysters mit dem grosfursten von Lytawen.
Gedr.: aus K Kotzebue, Preussens ältere Gesch. 3 S. 468,[WS 2] wiederholt Narbutt, Dzieje narodu Litewskiego 7, Beilagen S. 9;[WS 3] verz.: nach der livländ. Cop. von K Index n. 1299 und Napiersky, Russ.-Livländ. Urkk. n. 228.

[272]

Gleichzeitig mit dem Abschlusse dieses Vertrages erliess der HM. ein Ausschreiben in die Gebiete, in welchem den Ständen die Gründe der Verbindung auseinandergesetzt und sie aufgefordert wurden, sich kriegsbereit zu halten. An letzter Stelle werden hier folgende Motive angeführt: Item so seyn noch andere czwu sachen, worumme her sich mit den Lytawen hot must eynen unde vorbynden. Dye eyne woren dye ketczer, dye mit den Polan gefach tageten, als oben vor der copien der vorbyndungen ist ussgedrucket, dye ander dye Rewsen von Nowgarten, dye dye Lyeflender yo wulden obirfallen, dye eynen tag hylden mit den Lyeflendern uf Johannis baptiste, von dem sye schyden ane ende. Aus einer gleichz. Cop. im StaatsA. zu Königsberg bei Toeppen, Acten der preuss. Ständetage 1 n. 403.

In dem namen der heligen dreyfaldykeyt amen. Czu ewigem gedechtnisse deser nochgeschreben stucken, czu merunge der gemeynen heligen cristenheyt, zcu frede, eyntracht unde lyebe aller rechtfertigen lewthe unde sunderlich czu eren dem allerdurchlûchtigesten fursten unde herren, hern Romischen konige, von des begerunge unde reyfen rothes wegen unde etlicher seyner körfursten, so bekennen wir Boleslaus andirs Swydergal von Gotes gnoden grosfurste czu Lytawen unde Rewsen etc., unde wyr Mathias czur Wille, Niclos czu Samaythen, Andreas czu Lotczke byschof von Gotes gnoden, unde wir Semeon Ulgerdowicz, Sigismund Kenstuthewicz, Ullelico Blodemirovitcz, Fedor Korybuthowicz, Seme Yfanowicz, [M]ichalo[K 1] Yfanowicz, Ywan Semenowitcz, Putata Semenowicz, herczogen in Lytawschen unde Rewschen landen vor uns, unser erbyn, unser nochkomelyngen, unser lande, lewthe unde undersosen, dy iczunt seyn unde czukomen werden, von eyme teyle, unde wir bruder Pauwel von Rosdorf homeyster unde Czyso von Ruthenberge meyster yn Eyfland Dewtczsches ordens[1] vor uns, unsern orden, nochkomelinge, unser lande, lewthe unde undersoszen, dy yczunt seyn unde czukomen werden, vom anderen teyle, das wir alle vorbenumpt uns an beyden teylen mit ennander yn ganczer eyntracht uff eyne sunderliche trewe, steten festen unde ewigen czusatcz vormittelst, kraft unde geczewcknisses deses kegewertigen brifes vorbunden haben unde vorbynden czu ewigen czeythen in sulchir weyse, als hyr nochfulget unde uszgedrucket stehet, sunder allen vorfang, der uns an beyde teylen in deser kegenwertige vorbindunge unde fruntlicher eynunge mochte czu schaden adir hyndernisse komen in eyngerley weyse. Czum yrsten, gefyle sich ys so czu welcher czeyt, das yrkeyn furste, herre, lande, stete, lewthe adir gemeynde, welcher wirdykeyt adir wesens dye seyn, imande von uns an beyden teylen vorgeschreben vorweldigen, vorunrechten, beschedigen adir wedirstal thun welden adir theten, so sal eyn teyl dem, das alzo wert mit krygen angefertiget, getrewlich unde ane alles gefere mit ganczer macht adir mit sulcher, alzo das das andir teyl, deme is noet ist, wert heyschen unde bedorffen, czu holfen komen, beystehen unde helfen, so lange bys das derselbige kryg wirt geendet unde gelegert. Were ys aber das eyn teyl von uns obenbenumpten teylen mit ymande umme redelicher sache krygen welde, das sal mit rathe, wiszen und volwort des anderen teyles gescheen. Unde wen eyn teyl dem andern alzo, als oben beramt ist, holffe unde beystand in ferre land wert thun, so sal das teyl, dem dy holfe geschyt, das folg, das im vom anderen teyle czu holfe wert gesant, mit speyse unde futter besurgen, so sye in syen land komen. Och so sal semliche holffe eyn teyl dem anderen thun, als ys alleryrste unde schirste mag gethon, an allerley gefer bey gutten getrewen. Unde dy holffe sal an der stad unde yegenhet geschen, do ys allernoczt unde fromlich wert dyrkant von deme teyle, das dy holfe heyschet, eyn unde usz der fynde lande czu czyhen. Unde ab Got der almechtige mit seynen gnoden helfen wurde, das man kryges gesegethe [273] adir sust den fynden lande, stete, sloszer unde dergleyche abegewunne, das sal gleyche geteylet werden. Sunderlich so wellen wir och, das dy grenitczen, dy czwuschen den Lytawschen, Rewschen unde Samaytischen landen, den Prewschen unde Leyflandischen landen bey[K 2] dem alde[r]yrlucht[est]en[K 3] fursten unde herren, hern Allexandro andirs Wytawdus grosfurste zcu Lytawen etc., dem Got[K 4] gnode, seyn gemacht, gesch[ick]t[K 5] unde beczechent, durch [uns][K 6] unde unser nochkomelynge sullen gehalden werden czu ewigen czeyten. Geschege ys och ummer, do Got vor sey, das wir ynerley schelunge adir myshaglichkeyt kegen [en]ander[K 7] wurden haben adir czwuschen uns entstunden, so sal man dorumme mit nichte krygen, sunder eyn teyl sal das ander umme semlicher schelunge willen besenden, so das dy in fruntschaft unde gutten noch Gote unde noch rechte werden entscheyden unde hyngeleget. Wir wellen och, das nymant von uns obenbenumpten beyden teylen, als der grosfurste, der homeyster ader ere nochkomelynge, sich mit ymande sal eynen, sosen unde vorbynden, is sye denne das das ander teyl in sul[cher][K 8] eynunge, sosunge unde bunt mit eyngenomen unde vorschreben werde, so das wir bey[de][K 9] teyl dorynne gleych seynt unde eyns sowul als das ander eyngeschreben we[rden.][K 10] Unde wenne noch Gotes schickunge eyn teyl von uns beden ubenuszgedruckten teylen wirt vorsterben, so sal das ander teyl noch heyschunge unde begerunge des vorstorben teyles, als des grosfursten czu Lytawen adir homeysters Dewtczsches ordens, nochkomelynge, alzo gefache das noet wert seyn, alle dese obenuszgedrockten sachen, stocke unde artikel von nuwens befesten,[K 11] bestetigen unde vorschreyben, so das dye feste, stete, kreftig und unvorseret werden gehalden von beyden teylen czu ewigen czeyten. Alle dese obengeschreben sachen, stucke unde artikel unde ytzlichen besunder vor sich geloben wir von beyden teylen vor uns unde unser nochkomelynge feste, stete, kreftig unde unvorsyrlich czu halden zcu ewigen czeyten bey gutten trewen unde furstlichen unsern eren. Des zcu groszer sicherheyt unde kreftiger ewiger befestunge han wir Boleslaus andirs Swidirgal grosfurste, Mathias czur Wille, Niclos czu Samayten, Andreas czu Lotczk byschof, wir Semeon Ulgerdowicz, Sigismundus Kenstuthewicz, Ulle[l]ico[K 12] Blodemirowicz, Seme Yfanowicz, Michalo Ywanowicz, Ywan Semenowicz herczogen vorgeschreben,[K 13] unde wir bruder Pawel von Rusdorf homeyster unde Czyzo von Ruthenberge [meyster][K 6] yn Leyflande Deutczsches ordens, alzo dy vornemesten unde obersten hobtherren deser eynunge[K 14] unde bundes, unser eyngesegel, unde wir, als her Astig castellan czur Wille, Gedigoldus huptman czur Wille, Gensegal hewptman czu Samayten, Jawnis woywode, Sungal etc. castelan zcu Tracken, Rombuldus lantmarschalk, Thudko Juriowicz, Petraschius Montegardowicz houptman czu Nowogrokky, Iwaschko, Gastoldus hofemarschalk, rethe unde geczewge von eyme teyle, unde wir Johannes von Culmense, Franciscus czum Brunsberge, Johannes uf Pomezan, Michael uf Samland von Gotes gnoden byschofe unde wir Johan Broyl groskumpthur, Heynrich Holt obirstir marschalk, Cunrod Baldersheym obirster spitteler unde czum Elbing, Mertin Kempnater obirster trappier unde czu Cristburg kumpthur, Heynrich von Plawen treszeler, Lodwig von Landzee kumpthur czu Thorn, Werner von Nessilrode landmarschalk, Goswyn von Vel[mede][K 15] kumpthur czu Segewald, Symon von Gunthym kumpthur czu Refel yn Leyfland, Jost Stropperger czur Balge, Heynrich von Sebenrode czu Brandenburg, Wolf von Sansheym czu Osterrode, Conrod von E[rl]yngeshwsen[K 16] czu Rangenit unde Walther Kyrschkorp czu Danczkg kumpthure, als rethe unde geczuwge vom andern teyle, unsir ingese[ge]le[K 17] [274] mit rechter wissenschaft alle eyntrechtiklichen losen an[han]gen[K 18] desem brife, der gegeben ist czu Kyrsmemil am dynstage vor synte Johannes baptisten tage noch Cristi gebor[t][K 19] tawsent fyrhundert unde dornoch in dem eyn undreys[igist]en[K 20] jore.

Apparat

  1. Nichalo K.
  2. dye bey K.
  3. alden yrluchten K.
  4. Gnot K.
  5. geschut K.
  6. a b fehlt K.
  7. ander K.
  8. sul K.
  9. bey K.
  10. weder K.
  11. befensten K.
  12. Ullerko K.
  13. zwei der Eingangs genannten Fürsten fehlen hier, wol nur irrthümlicher Weise.
  14. eynunges K.
  15. Velyn K.
  16. Elryngeshwsen K.
  17. ingesele K.
  18. angen K.
  19. gebor K.
  20. undreystigen K.

Anmerkung des Herausgebers

  1. Der OM. von Livland war übrigens, wie sich aus n. 463 ergiebt, auf dem Tage zu Christmemel nicht persönlich anwesend. Vgl. dagegen Voigt, Gesch. Preussens 7 S. 567,[WS 4] und v. Toll und Schwartz, Brieflade 3 S. 65.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Aus dem Vorwort von Band 7: Die Vorlagen wurden mit den Anfangsbuchstaben der Fundorte bezeichnet, also ein Stück aus Reval mit R, aus Königsberg mit K, aus Stockholm mit S, u.s.w. Ein vorgesetztes „Aus“ bezeichnet die vollständige Wiedergabe der Vorlage; es fehlt somit bei Handschriften, die nur an zweiter Stelle, zum Vergleich, zugezogen oder auszüglich benutzt sind. Aus: Liv-, Est- und Curländisches Urkundenbuch Band 7, Moskau / Riga, 1881. Seite VII Google-USA*
  2. August von Kotzebue: Preussens ältere Geschichte, Band 3, Hartmann: Riga 1808, S. 468 Google
  3. Teodor Narbutt: Dzieje narodu litewskiego W krótkości zebrane z dołączeniem potoku pochodzeń ludów narodu litewskiego I czterech tablic rodowych xiążąt litewskich. Ruben Rafałowicz: Vilnius 1847
  4. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens, Königsberg 1827–39, Siebenter Band: Die Zeit von Hochmeister Ulrich von Jungingen 1407 bis zum Tode des Hochmeisters Paul von Rußdorf 1441. Königsberg 1836, (Druckfehler-Berichtigung auf S. 789) Google