Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Verspätete Rache
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 696
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Jean Paul und die Frauenzimmer
Blätter und Blüthen
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[696] Verspätete Rache. Jean Paul sagt irgendwo in seinen Werken „Wenn die Frauenzimmer Officiere werden könnten und den Soldaten ‚Halt!‘ commandiren sollten, so würden sie dies in folgender Weise thun: ‚Ihr Soldaten alle, jetzt paßt auf, ich befehle Euch, daß Ihr, sobald ich gesprochen habe, still steht, jeder auf dem Fleck, wo er eben steht; versteht Ihr mich? Halt! sage ich Euch Allen.‘“ Diese Stelle kam einer amerikanischen Dame zu Ohren und sie erboste sich dermaßen darüber, daß sie im Wahne, Jean Paul sei noch am Leben, sich flugs hinsetzte und einen kleinen Artikel für eine der gelesensten amerikanischen Zeitungen schrieb, in welchem sie sich folgendermaßen ausläßt:

„Mr. Jean, ich kann Ihnen nur sagen, es war ein unglücklicher Tag, als Sie diesen Satz niederschrieben. Mögen Sie dafür einsam, ohne ein liebendes Weib an der Hand zu halten, durch’s Leben stolpern; mögen Ihre Knöpfe stets locker, Ihre Bänder verknüpft und Ihre Strümpfe zerrissen sein! Möge Ihr Stiefelknecht niemals zu finden und Ihre Füße stets voller Hühneraugen, Ihr Rasirwasser immer kalt und Ihr Messer stumpf sein! Möge Ihr Haar allezeit wirr emporstehen und Ihre Halskragen sich lappig niederlegen; möge Ihr Kinnbart gleich den Stacheln eines Stachelschweins, Ihr Backenbart dünn gesäet und Ihr Schnurrbart auf die verkehrte Seite gedreht sein! Möge Ihr Kaffee salzig, Ihre Suppe angebrannt und Ihr Thee wässerig sein; mögen Sie vom Paradiese träumen und in der Hölle erwachen! Und mögen Sie mit einer nimmer ruhenden Sehnsucht nach Liebe im Herzen als ein elender, schmutziger, zerlumpter, ruheloser, lächerlicher, trübseliger und armseliger alter Junggeselle durch das Dasein kriechen. Amen!“

Wie würde sich Jean Paul amüsirt haben, wenn er diese Verwünschungen vernommen hätte, welche die erzürnte Dame auf sein Haupt herabbeschwört und gegen die des „Sängers Fluch“ noch gar nichts ist! Schade, daß wir den Namen und die Adresse der Rächerin nicht kennen, um ihr mitzutheilen, was für ein schönes, friedliches Dasein Jean Paul an der Seite einer geistvollen, liebenden Gattin führte und wie er noch im späteren Lebensalter von der Damenwelt in Deutschland vergöttert wurde!