Verlegung der akademischen Kunst-Ausstellung zu Dresden
Bisher war es herkömmlich, daß die Kunst-Ausstellung in den Sälen der Akademie am Friedrichstage am 5ten März ihren Anfang nahm. Die noch rauhe, winterhafte Jahrszeit und manche andere Umstände schienen einer Schaustellung, die am liebsten im Bunde mit wärmeren Klimaten steht, weniger günstig. Es hat also die, von dem jetzigen General-Director der Künste und Kunst-Akademien in Dresden und Leipzig, dem Hofmarschall Grafen Vitzthum, ausgegangene öffentliche Bekanntmachung, daß in diesem Jahre die Ausstellung am 3ten August, als am Namensfeste des Königs, ihren Anfang nehmen werde, große Zufriedenheit erregt, und man kann mit Recht erwarten, daß die Ausstellung dießmal auch von auswärtigen Künstlern fleißig besucht und begabt seyn werde. Im August ist der größte Zusammenfluß der Fremden in Dresden, die theils aus den Böhmischen Bädern zurückkehren, theils in kleinen Karawanen die romantischen Thäler und Felsenpartien an der Ober-Elbe besuchen, die unter dem Namen der Sächsischen Schweiz [231] bekannt, und in 40 großen Aquarellblättern in Aberles Manier beim Kunsthändler Rittner in Dresden zu haben sind. Auch für diese wird die Kunst-Ausstellung auf der anmuthigen Brühlschen Terrasse einen neuen Reiz gewinnen. Uebrigens werden die Studien der hiesigen Kunst-Akademie diesen Winter über mit größtem Eifer betrieben. Außer den gewöhnlichen Acten und Modellzeichnungen und den Lehrstunden in der Anatomie und Mathematik hat auch Professor Hartmann dießmal öffentliche Vorlesungen über die Geschichte der Kunst im großen Saale der Akademie mit dem verdientesten Beifall eröffnet. Professor Müller (aus Stuttgart), eine Zierde der hiesigen Kunst-Akademie, wird in wenigen Tagen sein unvergleichliches Blatt nach unserer berühmten Madonna von Raphael, nach einer mehrjährigen rastlosen Arbeit, vollendet haben. Der Herausgeber, Kunsthändler Rittner in Dresden, wird den Druck der kostbaren Platte unter seinen Augen in Paris veranstalten, und dann eine Kunstreise nach England machen. Zu Ostern wird auch die Hirschjagd von Ruysdael, gleichfalls ein berühmtes Blatt der Dresdener Galerie, von dem geschickten Landschaft- und Kupferstecher, Professor Günther, in der kräftigsten Linienmanier behandelt erscheinen. Ein früheres Blatt, gleichfalls im größten Formate und in Linienmanier gestochen, die Jägerin Migul auf dem Felsensitze am Strome Lubar vorstellend, eine Scene aus Ossian, von demselben Meister, wurde zu Michaelis ausgegeben.