Verfrühte Weihnachtsüberraschung
[840] Verfrühte Weinachtsüberraschung. (Zu der Kunstbeilage XIII.) Es wird niemals herausgebracht werden, auf welche Weise klein Ellychen in Abwesenheit der Mama ins Bescherzimmer eindringen konnte. Rosa, das vortreffliche Kindermädchen, beteuert, sie unausgesetzt im Auge gehabt zu haben, einen Augenblick ausgenommen, wo sie die Gangthüre öffnen mußte, weil die Köchin Wally nicht klingeln hörte, was diese in gewohnter strenger Wahrheitsliebe bestätigt. Und in diesem kurzen Augenblick fand die Kleine den langen Weg über den Korridor, entdeckte durch Eingebung die beste Art, den von der liebenden Großmama gestifteten Puppenwagen an- und auszupacken, fand darinnen das herzige, goldige Püppchen und brach darüber in ein Jubelgeschrei aus, das die mit den letzten Einkäufen beladenen Eltern eben noch zu hören bekommen, Mama voll atemlosen Schreckens, Papa herzlich lachend über seine kluge Maus. Was nun? Hinaus natürlich und hinüber in die Kinderstube, wo die Beteuerungen der beiden „Perlen“ klein Elly zum reinsten Wunderkind stempeln; aber das war sie vorher auch schon, damit sagt man der höchst verstimmten Mama nichts Neues! Der Weihnachtsabend ist verpfuscht, total verpfuscht – sie bekennt es sich unter mühsam verhaltenen Thränen. – Wenn aber dann das lockige Köpfchen sich an ihre Wange schmiegt und die kleine Stimme treuherzig sagt: „Weißt Du, Mama, jetzt verdeß’ ich’s danz deswind wieder!“ – ja dann ist doch der Aerger plötzlich wie ausgelöscht und die junge Frau denkt voll Entzücken, was ihr jede Leserin nachfühlen wird: daß es doch kein schöneres Weihnachtsglück giebt, als solch ein herziges Kindchen sein eigen zu nennen! Bn.
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