Verbrauch von Bodenbestandteilen durch Pflanzen
[323] Verbrauch von Bodenbestandteilen durch die Pflanzen. Es ist eine altbekannte Thatsache, daß die Pflanzen zusammen mit dem Wasser durch ihre Wurzeln kleine Mengen von Mineralsubstanzen, die sie zum Aufbau ihrer Organe nötig haben, aus dem Boden aufnehmen. Wie uns die Aschenanalyse zeigt, kommen bei den einzelnen Pflanzen nur geringe Mengen in Betracht, die an die Massen des verbrauchten Wassers nicht heranreichen. So haben Untersuchungen gezeigt, daß eine einzige Sonnenrose in 140 Tagen dem Boden 66 Liter Wasser entnahm, während ein Hektar eines 115jährigen Buchenwaldes vom 1. Juni bis zum 1. Dezember 2,4 bis 3,5 Millionen Liter verbrauchte. Freilich bleibt ja das Wasser nicht in der Pflanze, es verdunstet, hauptsächlich durch die Blätter, fast vollständig wieder, während die in ihm gelöst enthaltenen Mineralbestandteile in der Pflanze abgelagert werden. Aber wenn auch die Menge der Mineralsubstanzen in der einzelnen Pflanze nur gering ist, so ergeben sich doch für die Pflanzenwelt eines größeren [324] Bezirks so gewaltige Werte, daß man es kaum für möglich hält. Das geht aus einer interessanten Arbeit von Woldrich hervor, der sich die Aufgabe gestellt hat, nachzuweisen, welche Massen mineralischer Nährstoffe jahraus jahrein durch die Vegetation dem Boden, und zwar speciell des Ländergebietes von Böhmen, entzogen werden. Woldrich berechnete, daß alljährlich die Feldpflanzen Böhmens dem Erdboden wenigstens 563 Millionen Kilogramm mineralischer Stoffe entziehen, Wiesen und Weiden wenigstens 274 Millionen Kilogramm, Wälder und Gärten 25 Millionen Kilogramm, die gesamte Pflanzenmenge also mindestens 862 Millionen Kilogramm. Zum Transport dieser ungeheuren Menge würden 4310 Güterzüge zu je 20 Wagen, der Wagen zu 200 Centner Tragfähigkeit angenommen, nötig sein.