Verbrannte Braten genießbar zu machen
[68] Verbrannte Braten genießbar zu machen. Jedes
Mißlingen einer Speise ist für die Hausfrau ärgerlich,
aber niemals ist der Kummer so groß, als wenn sie
einen verbrannten Braten verloren geben muß. Bedeutet
doch der Verlust dieses großen Fleischstückes eine
merkbare Lücke in der ohnehin knapp reichenden Haushaltskasse.
Aber wohl nur in den seltensten Fällen
wird ein verbrannter Braten völlig unbrauchbar sein;
ich wüßte aus langjähriger Küchenpraxis keinen solchen
Fall zu nennen, da meist nur die Kruste – mehr ober
weniger - wertlos und außerdem die Sauce allerdings
völlig, unbrauchbar geworden war. Ein verbrannter
Braten läßt sich retten, wenn man die Kruste so weit
völlig abschneidet, als sie schwarz ist. Dann wird der
Braten mit 1/2 l kochendem Wasser aufs Feuer gesetzt,
auf beiden Seiten einige Minuten gekocht, dann nochmals in
frisches kochendes Wasser gethan und wieder einige Minuten
gesiedet. Durch dies Verfahren entfernt man die kleinen,
etwa noch anhaltenden schwärzlichen Teile und auch den brenzligen
Geschmack. Der Braten wird darauf getrocknet, leicht
gesalzen, mit heißer Butter bestrichen und in frisch gebräuntes
Fett gelegt, in dem man ihn nun wie gewöhnlich
gar brät. Beim Nachgießen verwendet man etwas Milch
und zuletzt einige Löffel kräftiger Bouillon aus Fleischextrakt.
Der so behandelte Braten wird allerdings kleiner geworden,
im Geschmack jedoch tadellos sein. – Ist es übrigens
wirklich einmal vorgekommen, daß ein Braten so total
verbrannt ist, daß selbst dies Verfahren ihn nicht retten
kann, so kann man doch immer noch das Innerste benutzen,
um eine Farce mit allerlei pikanten Würzungen
aus ihm zu bereiten. L. H.