Vautier’s Bilder
[16] Vautier’s Bilder. Müssen wir die beiden reizenden Bilder des Düsseldorfer Meisters Vautier noch erklären? Ein Blick darauf und die Novelette spielt sich ab vor unseren Augen. In dem ersten Rahmen die kaum erblühte Jungfrau, angekettet an den Lehrtisch des eifrig docirenden Magisters, der glücklicherweise keine Ahnung davon hat, wie drüben in dem Hause gegenüber ein junger, blondgelockter Flötenspieler die glühendsten Liebesmelodieen hervorzaubert und hinüberschickt zu dem schelmischen Mädchen, dessen Blicke sich magnetisch nach dem Fenster wenden und dessen ganzes Wesen „gar nicht bei der Sache ist“ – bei der Sache nämlich des alten Magisters. Und wie anheimelnd und rührend das zweite Bild! Flötenspieler und Jungfrau, in Liebe und durch das Wort des Priesters vereint seit vielleicht vierzig Jahren schon, aber noch immer frisch in der Treue zu sich selbst und zu der Frau Musika, die sie einst zusammengeführt – „ganz bei der Sache“, wie damals, als sie sich zuerst fanden im Geständniß ihrer Liebe und ihrer ewigen Zusammengehörigkeit! Was sollen wir erklären, was vielleicht Tausende unserer lieben Leserinnen schon selbst durchlebt und was sie jetzt stilllächelnd und stillbeglückt betrachten und dem Alten hinüber reichen über den Tisch – leise die Worte flüsternd, daß es die Kinder nicht hören: „Alterchen, weißt Du noch – ganz wie bei uns.“