Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Vater und Sohn
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 31-32
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[31]

Vater und Sohn

Wie wir einst in grenzenlosem Lieben
Späße der Unendlichkeit getrieben
Zu der Seligen Lust –
Uranos erschloß des Busens Bläue,

5
Und vereint in lustiger Kindertreue

Schaukelten wir da durch seine Brust.

Aber weh! der Äther ging verloren,
Welt erbraust und Körper ward geboren,
Nun sind wir entzweit.

10
Düster von erbosten Mittagsmählern

Treffen sich die Blicke stählern,
Feindlich und bereit.

Und in seinem schwarzen Mantelschwunge
Trägt der Alte, wie der Junge

15
Eisen hassenswert.

Die sie reden, Worte, sind von kalter
Feindschaft der geschiedenen Lebensalter,
Fahl und aufgezehrt.

Und der Sohn harrt, daß der Alte sterbe

20
Und der Greis verhöhnt mich jauchzend: Erbe!

Daß der Orkus widerhallt.
Und schon klirrt in unseren wilden Händen
Jener Waffen – kaum noch abzuwenden –
Höllische Gewalt.

[32]
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Doch auch uns sind Abende beschieden

An des Tisches hauserhabenen Frieden,
Wo das Wirre schweigt,
Wo wirs nicht verwehren trauten Mutes,
Daß, gedrängt von Wallung gleichen Blutes,

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Träne auf und niedersteigt.


Wie wir einst in grenzenlosem Lieben
Späße der Unendlichkeit getrieben,
Ahnen wir im Traum.
Und die leichte Hand zuckt nach der greisen

35
Und in einer wunderbaren, leisen

Rührung stürzt der Raum.