Untreue (Ludwig Uhland)
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Untreue.
Dir ist die Herrschaft längst gegeben
In meinem Liede, meinem Leben,
Nur diese Nacht, o welch ein Traum!
O laß das schwere Herz mich lösen!
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Es saß ein fremd, verschleiert WesenDort unter unsrer Liebe Baum.
Wie hält sie meinen Sinn gefangen!
Ich nahe mich mit süßem Bangen,
Sie aber hebt den Schleier leicht;
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Da seh’ ich – deine lieben Augen,Ach! deine blauen, trauten Augen,
Und jeder fremde Schein entweicht.