Unterhaltungsabende für Arbeiter

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Unterhaltungsabende für Arbeiter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 53, S. 896
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[896] Unterhaltungsabende für Arbeiter. Im zweiten Vierteljahrshefte des „Arbeiterfreundes“ berichtet Dr. Viktor Böhmert über eine Veranstaltung, welche vor der Hand noch in den Anfängen steht, aber einen so segensreichen Keim zu enthalten scheint, daß wir gern dem großen Leserkreis der „Gartenlaube“ darüber Bericht erstatten. Im vorigen Winter veranstaltete das „Komité für Volkswohl“ in Dresden eine Reihe von sonntäglichen Unterhaltungsabenden für Arbeiter und deren Angehörige, mit dem Bestreben, dadurch das Volk an reinere und mäßigere Sonntagsfreuden zu gewöhnen, als sie in dem Dunst der Bierhäuser und bei den Kouplets der Volkssänger zu finden sind. Man miethete die große Turnhalle des Turnvereins und kündigte eine Abendunterhaltung an, der sofort Scharen von Neugierigen zuströmten. Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, worin er betonte, daß jeder thätige Mensch im Staate ein Arbeiter sei, einerlei, welchem Berufe er obliege, und daß die besten Eigenschaften des Arbeiters: Treue und Freudigkeit für sein Werk, Jedem gegeben sein können, der mit Gewissenhaftigkeit dasselbe verrichtet. Musik leitete darauf die gesellige Unterhaltung ein, welche an den verschiedenen Tischen in zwangloser, aber durchaus gesitteter Weise sich entwickelte. Es waren 2000 Menschen anwesend; während des ganzen Abends aber wurde kein rohes Wort gehört und Niemand gab durch sein Betragen irgend welchen Anstoß.

Das Hauptgewicht des Abends liegt in den volksthümlichen Vorträgen, welche die verdienten Männer des Komités abwechselnd mit anderen Arbeiterfreunden halten.

Die Gegenstände waren passend gewählt; das große Auditorium lauschte gespannt den Rednern und manche private Danksagung gelangte später an das Komité.

Mit sehr richtigem Takte wird jede politische oder kirchliche Färbung dieser Versammlungen vermieden. Die Wirkung auf das Gemüth ist die Hauptsache; daß sie erreicht wurde, dafür zeugt die wachsende und warme Theilnahme der Besucher, dafür sprechen vielfache Dankeszuschriften an das Komité. Möchten doch auch anderwärts in großen und kleinen Städten Menschenfreunde an die gleiche Aufgabe herantreten. „Der Mensch lebt nicht vom Brote allein“ und bedarf nach der mechanischen Wochenarbeit einer Erholungsstunde für Geist und Gemüth. Dieselbe ihm in edler und ansprehender Weise zu bieten und dadurch zur allmählichen Verbesserung und sittlichen Hebung ganzer Bevölkerungsschichten beizutragen: das ist sicher ein schönes und erstrebenswerthes Ziel!