Unsere Weihnachtsbilder (Die Gartenlaube 1892/26)

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Titel: Unsere Weihnachtsbilder
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 808–809, 813, 821, 839
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[808]

Weihnachtstreiben auf dem Bahnhofe.
Originalzeichnung von W. Gause.

[813]

Vor Paris 1870.
Originalzeichnung von O. Gerlach.

[821]

Ein Weihnachtskränzchen vor hundert Jahren.
Originalzeichnung von W. Zehme.

[839] Unsere Weihnachtsbilder. Obenan unter dem künstlerischen Schmuck unseres Halbhefts steht die farbige Kunstbeilage. Es ist ein in seiner Einfachheit rührender Stoff, den R. Beyschlag aus dem vielgestaltigen Weihnachtsleben herausgegriffen hat: eine Mutter, die ihres Kindes Christbaum schmückt, und die Großmutter, die gekommen ist, auch ihre Gabe unter den geputzten Baum zu legen, während einer liebenswürdigen Tante Weihnachtssendung noch des Auspackens harrt. – In figurenreichem Bilde führt uns W. Gause auf den Bahnhof einer Großstadt zu der Zeit der Weihnachtseinkäufe (S. 808 u. 809). Reisende aus allen Lebenskreisen, von der vornehmen Dame mit ihrem aufgeputzten Töchterchen bis zum Bauernweib im bunten Kopftuch und zum Urlauber im bunten Rock, drängen sich an die Wagen des bereitstehenden Zuges, und keines ist darunter, das nicht in Koffer, Tasche, Korb, Paket oder Schnupftuch irgend eine geheimnißvolle Weihnachtsspende mit sich führte. Doch ja – die beiden Geschäftsleute links, die hat der Weihnachtszauber offenbar noch nicht berührt. Es gibt ja leider, und zumal in der Großstadt, auch solche Käuze! – Vor Paris 1870, welch ein Gegensatz! Das waren böse Weihnachtstage, in die uns O. Gerlach mit seinem Bilde (S. 813) zurückversetzt; aber unsere wackeren Krieger ließen sich den Humor nicht verderben. Also herbei mit einem Tannenbäumchen, und ist es auch dürftig und verkümmert – herbei mit allem, was an Lichtern aufzutreiben ist! Hell lodert im Kamin des feinen Salons das wärmende Feuer, gespeist vielleicht von dem vorletzten der bequemen Lehnstühle, und das Gefühl treuen kameradschaftlichen Zusammenhaltens muß die Freuden der Heimath ersetzen. – Und nun noch ein Blick in die fernere Vergangenheit, in ein „Weihnachtskränzchen vor hundert Jahren.“ (S. 821.) „Es ändern sich die Zeiten und wir mit ihnen“, sagt ein alter Spruch. Aber im Grunde ändert sich vielfach nur das Gewand – was darunter im Menschenherzen wohnt von Freude und Sorge, sieht sich in allen Jahrhunderten merkwürdig gleich. Sollte man nicht denken, ein heutiges Damenkränzchen habe zum Scherz das Urgroßmutterkleid angelegt und stichle nun angestrengt drauf los, um schnell, schnell noch vor dem herandrohenden Weihnachtsabend die bunten Sächelchen fertig zu bringen, welche nothwendig unter dem Lichterbaum liegen müssen? Dort steht er schon in der Ecke, es ist nur noch ein Tag Zeit, also Eile, so viel als möglich! Eine kleine Bemerkung dazwischen muß natürlich von Zeit zu Zeit gemacht werden – ganz wie bei uns. Die beiden Kunstfertigen der Gesellschaft haben das Spinett geöffnet und geben, vielfach gebeten und nach tausend Ausreden, ein Arioso zum besten, auf welches dann niemand aufmerkt – ebenfalls ganz wie bei uns. Wahrhaftig, wären die Watteaukleider nicht und die flackernden Kerzenlichter, der altmodische Stuhl und die ganze altfränkische Umgebung, so könnte man ganz gut statt der Jahreszahl 1792 die heutige unter dieses Weihnachtskränzchen schreiben!