Und hättet ihr an jeder Kunde

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Und hättet ihr an jeder Kunde
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 23–24
Kurzbeschreibung:
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17. (1887.)

     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Und hättet ihr an jeder Kunde des Forschers heißen Durst gekühlt und bis zum nachtumflorten Grunde der Weisheit euch hinabgewühlt, und hättet rastlos ihr geschliffen und zugespitzt des Geistes Stahl – ihr habt die Welt nur halb begriffen, fiel nicht auf’s Turnen eure Wahl!

     2. Und hättet ihr, der Mühe fluchend, nach Erdenfreuden ausgeschaut, und wäret ihr, die Wonne suchend in jedem Himmelsstrich, ergraut, und hättet ihr auf raschen Rossen das scheue Wild Genuß gejagt – ihr habt die Welt nur halb genossen, blieb euch die Turnerlust versagt!

     3. Sie mögen spöttisch nur betrachten des Turners Lauf auf freier Bahn, sie mögen unser Thun verachten in ihrem dünkelhaften Wahn; sie mögen leugnen unter Scherzen, daß auch den Geist das Turnen stählt – wir fühlen doch, mit Stolz im Herzen, daß wir das bess’re Teil erwählt!

     4. Es klingt das Wort wie Eichenbrausen, wie Glockenklang und Männerchor, wie Schlachtgetos und Sturmessausen, wie Brandungsdonner uns ins Ohr; es mahnt uns an Begeisterungsflammen, an Kraft und Saft und Mut und Mark – wie fassen gern in ihm zusammen, was männlich ist und treu und stark!

     5. Verfallen ist dem Unterliegen das stärkste Volk, das unbedacht aus altem Ruhm und alten Siegen für seinen Schlaf ein Kissen macht; es taumelt an des Abgrunds Rande ein Volk, das eitel sich verhehlt, wie es im teuren Vaterlande an nichts, als – ganzen Männern fehlt!

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     6. Ob rings die Flammenzeichen rauchen, ob friedlich wogt die goldne Saat, wir werden immer Männer brauchen, zur Wehr des Landes, wie zum Rat. So schickt sie denn zu uns, die Jugend, will sie die Tummelplätze fliehn, und lasset uns zu echter Tugend, zu ganzen Männern sie erziehn!

     7. Es stand uns zwanzig lange Jahre als Stern vor Augen dieses Ziel, daß sich um unser Banner schaare die Jugend froh zu rüst’gem Spiel. Sie kam, die Rechte zu erfassen, die treue Rechte, die sich bot – und Männer haben wir entlassen, die da gefeit für jede Not!

     8. Er wird auch fürder bei uns walten der Geist der Treue, stark und schlicht, denn solche Gluten, sie erkalten auch in des Greises Herzen nicht. Daß nimmer schnöde Zwietracht treibe in schwachen Riß den Eisenkeil, daß festgefügt für immer bleibe der schöne Bund, - darauf: „Gut Heil!“