Textdaten
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Titel: Um eine Stunde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 131
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[131] Um eine Stunde. (Zu den nebenstehenden Abbildungen von F. Wittig.) Die Massenhaftigkeit und die dringende Eile des Verkehrs, in den Millionenstädten schafft immer schwierigere Aufgaben und immer erstaunlichere Mittel zu ihrer Bewältigung. Kernpunkt der letzteren ist, daß niemals Zeit verloren werde; was die Stunde bringt, muß schleunigst weggearbeitet werden, denn schon drängt die nächste Stunde mit neuen Massen und neuen Lasten.

Berliner Straßenpostwagen.

In Berlin wurden bis vor kurzem die Briefe, welche auf den einzelnen Postämtern zur Einlieferung kamen, durch kleine in einer bestimmten Reihenfolge bei den einzelnen Aemtern anfahrende Kariolwagen abgeholt und auf das Hauptpostamt verbracht. Die Fahrt, welche ein solcher Kariolwagen zu machen hatte, dauerte je etwa eine Stunde und so lange ruhten die Briefe unberührt und unbearbeitet in ihrem dunklen Verlies. Das aber bedeutete einen Zeitverlust, der sich mit den Grundsätzen einer auf der Höhe ihrer Aufgabe stehenden Postverwaltung nicht vertrug. So kam man auf den Gedanken, für die Abholung der Briefe von den einzelnen Postämtern eigene große Wagen herzustellen, in welchen nicht nur die Masse der Briefe selbst, sondern auch ein Beamter Platz findet. Dessen Aufgabe ist es dann, während der Fahrt die in Empfang genommenen Briefe rasch mit gewandter Hand zu sortiren und je nach ihrer Adresse in die einzelnen Fächer seines Wagens zu vertheilen; ist er an der letzten der ihm zugewiesenen Postanstalten vorüber und hat er auch die von ihr erhaltenen Briefe nach Maßgabe ihres Bestimmungsorts vertheilt, dann packt er den Inhalt seiner Fächer in Packete, welche er fertig zur sofortigen weiteren Versendung auf dem Hauptpostamt abliefert. Dort nimmt er alsbald die für die Postämter seines Bezirks bestimmten Briefpackete entgegen und begiebt sich von neuem auf die Fahrt.

Berliner Straßenpostdienst.

Von unseren Abbildungen zeigt die obere die äußere Ansicht eines solchen „Straßenpostwagens“, wie sie seit 1. November 1889 durch die Straßen Berlins fahren, während uns die untere einen Blick in das Innere thun läßt. Rechts und links an den Langseiten befinden sich die Fächer für die Briefe, eine aufschlagbare Klappe dient zum Schreiben, auf dem Boden lagern fertige Briefbeutel. Ein Feldstuhl und ein Korb vollenden die Einrichtung des Wagens. Die mit den, Sortiren betrauten Beamten müssen eine große Gewandtheit besitzen, um fertig zu werden, denn es bleiben ihnen von einem Postamt zum andern nur wenige Minuten. An der Außenseite des Wagens bemerken wir auch den Briefeinwurf, der von dem Publikum für eilige Sendungen benützt werden kann.

Der Zeitgewinn, welcher durch die neue Einrichtung erzielt wird, beläuft sich wie gesagt durchschnittlich auf eine Stunde. Für eine ziemliche Anzahl Sendungen aber ergiebt sich eine Beschleunigung der Bestellung um volle 12 Stunden, insofern sie noch abends vor Schluß der Post zur Ablieferung gelangen, anstatt erst am andern Morgen.

Es ist kein Zweifel, daß diese Einrichtung der Straßenpostwagen, mit welcher unsere Reichspostverwaltung bahnbrechend vorgegangen ist, bald auch in anderen Großstädten Nachahmung finden wird.