Ueber einige Eigenschaften der von Daguerre’schen Lichtbildern erhaltenen galvanischen Kupferplatten

Textdaten
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Autor: Friedrich Strehlke
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Titel: Ueber einige Eigenschaften der von Daguerre’schen Lichtbildern erhaltenen galvanischen Kupferplatten
Untertitel:
aus: Annalen der Physik und Chemie, Band LX
Herausgeber: Johann Christian Poggendorff
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: Johann Ambrosius Barth
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans auf Commons, Google
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[144]
XII. Ueber einige Eigenschaften der von Daguerre’schen Lichtbildern erhaltenen galvanischen Kupferplatten;
von F. Strehlke.


Wenn man über einem positiven[1] Daguerre’schen Lichtbilde eine Platte von galvanischem Kupfer bildet, so zeigt dieselbe nach ihrer Trennung von der Silberplatte bekanntlich ein Abbild des Daguerre’schen Bildes in hellem und dunkelm Kupfer. Die weißen Stellen des Daguerre’schen Bildes erscheinen auf der Kupferplatte hell fleischroth und von geringerer Politur, die dunkeln Stellen haben eine höhere Politur. Wird dieses Bild auf der galvanischen Kupferplatte, das, trotz aller angewandten Sorgfalt, wohl niemals die Schönheit [145] des in die Lösung des schwefelsauren Kupfers gebrachten Daguerre’schen Lichtbildes erreicht, mit stark angreifenden Polirmitteln behandelt, so verschwindet jede sichtbare Spur des Bildes auf dem galvanischen Kupfer, und es gelingt sehr bald, diesem eine ausgezeichnet schöne Politur zu geben, wenn man die Hülfsmittel anwendet, welche in der Daguerrotypie im Gebrauch sind. Gleichwohl ist das Bild, bis auf eine gewisse Tiefe, in das galvanische Kupfer eingedrungen, und läßt sich dauernd wieder sichtbar machen, wenn man die Kupferplatte

1) entweder in Quecksilberdämpfe bringt; oder

2) dieselbe schnell erwärmt bis zum Anlaufen der Oberfläche; oder

3) wenn man eine dünne Schicht von Salpetersäure darüber bringt; oder

4) wenn man die Kupferplatte zur negativen Elektrode im galvanischen Strome macht.


1.

Wenn man die galvanische Kupferplatte, welche über einem Daguerre’schen Lichtbilde geformt worden, nach ihrer Trennung von der Silberplatte sorgfältig polirt in den Quecksilberkasten des Daguerre’schen Apparats bringt, das Quecksilber bis zu 60° R. erhitzt und etwa bis 50° sich abkühlen läßt, so kommt das Bild der Kupferplatte, welches durch das Poliren scheinbar verloren gegangen war, im feinsten Detail und mit so scharfer Begränzung in allen seinen Theilen wieder zum Vorschein, wie sie das angewandte Daguerre’sche Bild besaß. Im Reflex von dunkeln Gegenständen erscheinen die hellsten Stellen des Bildes röthlichweiß, und die Farben-Nüancen desselben liegen von da ab bis zum tiefen Braunroth. Das durch die Quecksilberdämpfe auf der galvanischen Kupferplatte hervorgerufene Bild kann mehrere Male durch Polirmittel entfernt werden, es kommt in den Quecksilberdämpfen, wiewohl immer etwas schwächer, wieder zum Vorschein, bis es zuletzt ganz ausbleibt. [146] Die Dicke der das Bild enthaltenden Kupferschicht ist wahrscheinlich da am größten, wohin die kräftigste Wirkung des nächsten und stärksten Lichts in dem zum Grunde gelegten Daguerre’schen Bilde gefallen war.

In der Voraussetzung, dass das Abbild im galvanischen Kupfer ein eigentlicher Abdruck des Daguerre’schen Bildes sey, wozu der Anblick eines im Ueberkupfern begriffenen Daguerre’schen Bildes so leicht führen kann, wenn man es einige Minuten nach dem Einlegen in die Lösung des schwefelsauren Kupfers betrachtet, bildete ich einen Irisknopf in galvanischem Kupfer ab, und setzte den erhaltenen Abdruck den Quecksilberdämpfen aus, fand aber an allen Stellen, sowohl den ebenen als den gefurchten eine gleichmäßige Ablagerung der Dämpfe. Selbst eine verschiedene Dichtigkeit bei derselben Kupferplatte scheint keinen Einfluß auf die verschiedene Art der Condensirung auszuüben; denn Kupfermünzen, deren Gepräge weggeschliffen worden, hatten am Rande und in der Mitte den Quecksilberdampf gleichmäßig condensirt. Man könnte noch die Eigenschaft der über Daguerre’schen Bildern galvanoplastisch dargestellten Kupferplatten, den Quecksilberdampf verschieden zu condensiren, als eine Wirkung des von dem Lichtbilde ausgegangenen unsichtbaren Lichtes ansehen, welches hier mehrere Tage, so lange die Kupferplatte in der Lösung des schwefelsauren Kupfers bleibt, unter den günstigsten Umständen auf die galvanische Kupferplatte wirkt; aber dieser Ansicht steht der Umstand entgegen, daß die erwähnte Eigenschaft der galvanischen Kupferplatten eine bleibende ist, während die Wirkungen des unsichtbaren Lichtes auf polirte Metallplatten so leicht nivellirt werden können. Ich hatte im September des vorigen Jahres über einem starken Daguerre’schen Bilde eine galvanische Kupferplatte gebildet, das unmittelbar erhaltene Abbild wegpolirt, und diese Kupferplatte dann unter andere Metallplatten gelegt. Erst im Mai [147] dieses Jahres nahm ich sie wieder zur Hand, polirte sie auf das sorgfältigste und brachte sie jodirt in die Camera obscura, um zu sehen, ob sich ein Daguerre’sches Bild darauf werde hervorbringen lassen. Es zeigten sich nur schwache Spuren von der zuletzt erhaltenen Einwirkung des Lichts, wie ich die Platte in die Quecksilberdämpfe brachte, aber das im vorigen Jahre wegpolirte Bild war in allen seinen Theilen auf das deutlichste zum Vorschein gekommen.


2.

Das unsichtbar gewordene Bild des galvanischen Kupfers kann auch durch Erwärmung wieder hervorgerufen werden. Zu dem Ende bringt man die galvanische Kupferplatte auf eine andere Kupferplatte, erwärmt jene durch diese, bis die Oberfläche des galvanischen Kupfers sich zu verändern anfängt; dann zeigt sich das Bild in der Oxydschicht desselben. Die den hellen Parthieen des angewandten Daguerre’schen Bildes entsprechenden Stellen erscheinen hier violett, die den dunkeln zugehörigen gelblichgrün, wenn man die Platte im Reflex von dunkeln Gegenständen betrachtet; im Reflex von hellen Gegenständen liegen die erwähnten Farben umgekehrt. Diese durch die Wärme auf dem galvanischen Kupfer hervorgerufenen Bilder sind gewöhnlich fleckig, obgleich man sonst ein genaues Detail darauf wahrnimmt. Vielleicht kann man durch Anwendung starker elektrischer Entladungen durch dünne Platten von galvanischem Kupfer eine gleichförmigere Oxydation der Oberfläche bewirken, und so ein fleckenloses Bild darstellen. Auch diese durch Wärme hervorgebrachten Bilder lassen sich mehrere Male wegpoliren und auf’s Neue durch Erwärmung einer darunter gelegten Metallplatte hervorrufen, aber es macht schon einige Mühe, sie durch die gewöhnlichen Polirmittel zu entfernen, da sie so fest an der Oberfläche haften. Uebrigens läßt sich das unsichtbar gewordene Bild des galvanischen Kupfers oft noch, wenn [148] es nicht mehr in den Quecksilberdämpfen hervortritt, durch die Wärme zur Erscheinung bringen.


3.

Wenn man über der sorgfältig gereinigten und polirten galvanischen Kupferplatte eine Schicht verdünnter Salpetersäure (1 Th. Säure auf 15 Th. Wasser) mit Baumwolle ausbreitet, so kommt das verlorne Bild ebenfalls zum Vorschein. Es ist anfangs ein negatives. Die Stellen desselben, welche den Lichtern des Daguerre’schen Bildes entsprechen, sind in jeder Beleuchtung dunkelroth, die übrigen hell fleischroth; sobald aber die Verbindung der Säure und des Metalls einen grünlichen Ueberzug über die Platte gebracht hat, der durch mehrmaliges Abwischen mit trockner Baumwolle fast unsichtbar wird, so wird das Bild ein positives, in welchem die Farbennüancen durch hell- und dunkelbraun den Lichtern und Schatten der Wirklichkeit entsprechend ausgedrückt sind. Die durch Salpetersäure wieder erweckten Bilder sind, wie die durch die Wärme hervorgerufenen, fest, können aber durch Anwendung von Tripel und Oel entfernt und durch Ausbreitung von verdünnter Salpetersäure mehrere Male von Neuem zur Erscheinung gebracht werden. Andere Säuren habe ich nicht versucht, mit Ausnahme der Schwefelsäure, welche bei der gewöhnlichen Temperatur das Bild nicht hervorbringt.


4.

Auch durch galvanische Elektricität kann das von dem galvanischen Kupfer aufgenommene Bild wieder sichtbar gemacht werden. Man braucht die Platte nur als negative Elektrode in die Lösung eines Metallsalzes zu bringen, so daß das Metall gezwungen wird, sich auf das Kupfer anzusetzen. Die verschiedenen Abstufungen von hellem und dunkelm Metall, welches die Oberfläche des galvanischen Kupfers überzieht, machen das Bild sichtbar. Ich habe freilich nur galvanische Vergoldung [149] und Verkupferung angewendet, zweifle aber nicht, daß auch in anderen Metallen das Bild hervortreten werde. Bringt man die das Bild unsichtbar enthaltende galvanische Kupferplatte nur auf einige Minuten in einen galvanoplastischen Apparat und verbindet sie metallisch mit der Kupferplatte desselben, so tritt das verlorne Bild sogleich in hellem und dunkelm Kupfer hervor, und gleicht durchaus jenem Bilde, wenn man ein Daguerre’sches Lichtbild einige Minuten lang verkupfert hat. In beiden Fällen bildet sich wohl kein eigentlicher Abdruck mit Erhöhungen, sondern das Sichtbarwerden des Bildes hängt von einer verschiedenen Anordnung der Molecüle des galvanischen Kupfers ab, die durch das Licht zunächst für das Quecksilber des Daguerre’schen Bildes eingeleitet worden ist. Wenn man das Ueberkupfern der galvanischen Kupferplatte fortsetzt, so verschwindet zuletzt das Bild. Polirt man nur die Platte und bringt sie in den Quecksilberkasten, so kommt das Bild nicht zum Vorschein, aber erwärmt zeigt die Kupferplatte das Bild auch durch die dickere Schicht des durch den galvanischen Strom abgesetzten Kupfers.

Schließlich will ich noch einiger Eigenschaften des galvanischen Kupfers überhaupt erwähnen. Besser selbst als Silber eignet es sich zur Hervorbringung der Moser’schen Bilder und der Knorr’schen Wärmebilder. Wenn Hohlspiegel aus galvanischem Kupfer, die über convexen Spiegeln gebildet worden, bei kleinen Dimensionen eine ausgezeichnete Wirkung haben, so liegt der Grund davon auch in der Elasticität des langsam bereiteten galvanischen Kupfers.


  1. Ein positives Daguerre’sches Bild zeigt nur im Reflex von dunkeln Gegenständen Lichter und Schatten der Wirklichkeit entsprechend, im weißen Lichte dagegen, wenn man z. B. ein Blatt Papier vor das Lichtbild hält und darüber hinweg auf das Bild sieht, oder das Licht des Himmels von der Silberplatte reflectiren läßt, erscheinen die dunkeln Parthien der Objecte hell, die hellen dunkel. Die negativen Bilder besitzen diese letzte Eigenschaft in jeder Beleuchtung.