Ueber den Gebrauch des englischen Wortes Sir
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Sir, wird im Englischen, als Vokativ in der Anrede,
aber ohne einen Namen beyzufügen, bekannttermassen
gegen jedermann gebraucht; nur Leute
vom niedrigsten Pöbel nennt man allenfalls Master.
Als Nominativ aber ist es Titel, der nur, wenn ich
nicht irre, den Baronen und Baronets zukommt.
Alle andre Gentlemen müssen sich dagegen mit Master
begnügen, wären sie auch sonst angesehene Leute
und selbst Staatsminister. So haben wir Master
Pitt, Master Fox, u. a. m. – Sir, als Titel
wird nie vor dem blossen Zunamen gesezt, sondern
der Taufname mus dabey seyn. Lezterer kann auch
allein gebraucht werden, wenn man von Bekannten
spricht. Man kann nicht Sir Jervis sagen, sondern
Sir John Jervis, oder Sir John.
[600] Diese Anmerkung gilt unsern Schriftstellern, die ihre Romane oder Schauspiele in England spielen lassen und häufig in diesem Punkte fehlen; selbst einige unsrer meist gelesenen, als Friedrich Schulz[1], Meißner[2], Kotzebue[3]. Mehr oder weniger stört das immer die Illusion.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Friedrich Schulz (1762–1798), Romanschriftsteller, vgl. ADB 32, 742–744
- ↑ August Gottlieb Meißner (1753–1807), Schriftsteller
- ↑ August von Kotzebue (1761–1813), Dramatiker