Ueber den Fundort und die Krystallform der phosphorsauren Yttererde

Textdaten
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Autor: Theodor Scheerer
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Titel: Ueber den Fundort und die Krystallform der phosphorsauren Yttererde
Untertitel:
aus: Annalen der Physik und Chemie, Band LX
Herausgeber: Johann Christian Poggendorff
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: Johann Ambrosius Barth
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans auf Commons, Google
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[591]
XVI. Ueber den Fundort und die Krystallform der phosphorsauren Yttererde;
von Th. Scheerer in Christiania.


In allen neueren Hand- und Lehrbüchern der Mineralogie, in denen die phosphorsaure Yttererde (Ytterspath, Glocker) erwähnt wird, findet man angeführt, daß dieses äußerst seltene Mineral beim Cap Lindesnäs in Norwegen vorkomme[1]. Diese Angaben sind sämmtlich aus Berzelius’s Abhandlung über die phosphorsaure Yttererde entlehnt, in welcher es heißt, daß das genannte Mineral durch Hrn. Tank jun. in der Nachbarschaft vom Cap Lindesnäs gefunden worden sey[2]. Dieß ist jedoch nicht ganz richtig, indem der Ort, an welchem die phosphorsaure Yttererde vorkommt, etwa 5 geographische Meilen in gerader nordwestlicher Richtung vom Cap Lindesnäs entfernt liegt. In einigen von Hrn. Tank über [592] norwegische Mineralvorkommnisse gesammelten Notizen, die jetzt im Besitze Prof. Keilhau’s sind, wird nämlich[WS 1] von Ersterem angeführt, daß er die phosphorsaure Yttererde, begleitet von Orthit, in einem Gange von grobkörnigem Granit auf der Insel Hitteröe, bei Flekkefjord, gefunden habe. Diese Insel besuchte ich im vergangenen Jahre, und habe bereits in diesen Annalen, Bd. LVI S. 488, eine kurze Beschreibung der dortigen Mineralvorkommnisse geliefert. Ich erwähnte damals eines Minerals, von dem ich sagte, daß es der phosphorsauren Yttererde gleiche. Eine genauere Untersuchung desselben hat mir gezeigt, daß es wirklich Tank’s phosphorsaure Yttererde zu seyn scheint, wie folgende Charakteristik desselben beweist.

Aeußere Gestalt. Nur krystallisirt in etwa Linien langen Quadratoctaëdern, deren Polkantenwinkel etwa 124°, und deren Mittelkantenwinkel 82° beträgt. Berechnet man den ersteren Winkel aus dem letzteren, so ergiebt sich derselbe zu 124° 44'. Diese Abweichung ist nicht bedeutend zu nennen, da die Krystalle, obwohl völlig scharf ausgebildet, keinen hinreichenden Glanz besaßen (einzelne sind sogar völlig matt), um mit dem Reflexionsgoniometer gemessen zu werden. – Die Octaeder treten ohne alle Combinationsflächen auf.

Innere Gestalt. Deutlich spaltbar parallel den Flächen der quadratischen Säule.

Farbe. Chocoladenbraun, Haarbraun in’s Gelblichbraune und Fleischroth.

Farbe des Pulvers. Gelblichweiß bis Fleischroth.

Durchsichtigkeit. In dünnen Splittern mit bräunlicher oder gelblich röthlicher Farbe.

Glanz. Sowohl auf Krystall- als auf Bruchflächen schwach, etwas fettartig glänzend.

Bruch. Theils blättrig, theils splittrig.

Härte. Etwas größer als die des Flußspaths.

Specifisches Gewicht. 4,39.

[593] Verhalten vor dem Löthrohre. In der Platinzange unschmelzbar, eine dunklere, schmutzige Farbe annehmend. In kleinen Stückchen angewendet, wird das Mineral vom Phosphorsalz äußerst schwierig und nur unvollkommen gelöst, etwas besser dagegen in Pulverform. Borax löst das Mineral leichter auf, wobei sich eine geringe Eisenreaction zu erkennen giebt. Mit Soda und Salpeter auf Platinblech geschmolzen, zeigt sich keine Spur von Manganreaction.

Chemische Constitution. Da ich nur sehr wenige Krystalle dieses Minerals besitze, konnte ich keine vollständige analytische Untersuchung desselben vornehmen. In kochender Salzsäure ist das gepulverte Mineral unlöslich, verliert aber seine Farbe, indem hauptsächlich etwas Eisenoxyd extrahirt wird. Schmelzt man es mit Soda im Platintiegel, behandelt die Masse mit kochendem Wasser, filtrirt die Lösung, übersättigt sie mit Essigsäure, und legt, nach abermaligem Kochen, um die Kohlensäure zum Entweichen zu bringen, ein Stückchen salpetersaures Silber in dieselbe, so bildet sich ein citrongelber Niederschlag. Der in kochendem Wasser ungelöste Rückstand besteht aus Yttererde, einer geringen Menge Eisenoxyd und einer Spur Kalkerde. Außerdem enthält das Mineral noch eine geringe und gewiß unwesentliche Quantität Kieselerde. Durch eine Analyse, welche aber nur mit der sehr kleinen Quantität von 0,166 Grm. Mineral angestellt wurde, erhielt ich das Resultat, daß das Mineral etwa 68 Procent Yttererde und Eisenoxyd enthalte. Die übrigen 32 Procent waren Phosphorsäure (durch Bleizucker-Auflösung gefällt) und Kieselerde.

Berzelius fand das spec. Gewicht der phosphorsauren Yttererde 4,557. Ich halte diese Angabe für richtiger als die meinige, theils weil ich nur etwa 0,6 Grm. zur Bestimmung des spec. Gewichts anwenden konnte, theils weil es möglich ist, daß einzelne der angewendeten [594] Krystalle nicht ganz frei von eingemengtem und damit verwachsenem Feldspath waren, der zuweilen eine ganz ähnliche Farbe wie die phosphorsaure Yttererde hat. Glocker giebt in seinem Grundriß der Mineralogie das spec. Gewicht des Ytterspaths zu 4,14 an. Woher diese Angabe entnommen wurde, ist mir nicht bekannt.

Die Krystallform des Ytterspaths hat Haidinger untersucht. Da unsere Universitätsbibliothek nicht im Besitze des Edinburgh Journal of Science ist, konnte ich mir keine nähere Einsicht in die Resultate dieser Untersuchung verschaffen. In Glocker’s genanntem Werke wird die Krystallform des Ytterspaths als quadratoctaëdrisch bezeichnet, das Quadratoctaeder mit Polkanten von ungefähr 120° und mit Mittelkanten von 90°. Wenn dieß die Angabe von Haidinger ist, so haben demselben wohl keine scharf ausgebildeten Krystalle zu Gebote gestanden.


  1. Glocker führt in seinem Grundriß der Mineralogie noch ein anderes Vorkommen des Ytterspaths an, nämlich mit Gadolinit zu Ytterby.
  2. Kongl. Vetensk. Acad. Handl. 1824, p. 334, so wie v. Leonhard’s Zeitschrift f. Min 1825, Bd. II S. 267 und Poggendorff’s Annal. Bd. III S. 203.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nämch