Treue (Eichendorff)
Treue.
Frisch auf, mein Herz! wie heiß auch das Gedränge,
Bewahr’ ich doch mir kühl und frei die Brust!
Schickt Wald und Flur doch noch die alten Klänge,
Erschütternd mich mit wunderbarer Lust.
So frömmer nur sing’ ich aus treuer Brust;
Da bleicht das Wetter, Himmelblau scheint helle,
Das Meer wird still und zum Delphin die Welle.
„Was wollt’ Ihr doch mit Euer’m Lieder-Spaße!
So schallt’s hoffärtig nun auf jeder Gasse,
Und jeder steckt sich dreist sein glänzend Ziel.
Die Lieder, die ich stammelnd hören lasse,
Ew’ger Gefühle schwaches Wiederspiel, –
Denn ewig unerreichbar ist das Eine.
Doch lieben oft, der Sehnsucht Gluth zu mildern,
Gefang’ne wohl, das ferne Vaterland
An ihres Kerkers Mauern abzuschildern.
Da rührt’s lebendig sich in allen Bildern. –
Dem Auge scheint’s ein lieblich bunter Tand –
Doch wer der lichten Heimath recht zu eigen,
Dem wird der Bilder ernster Geist sich zeigen:
Du kräftig grüner deutscher Sangesbaum!
Rausch’ nur erfrischend fort mir in’s Gemüthe
Aus Deiner Wipfel klarem Himmelsraum!
Du aber, wunderbare, ew’ge Güte,
Erhalt’ auf Erden rüstig mir die Seele,
Daß ich, wo’s immer ehrlich gilt, nicht fehle!