Totenklage
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Totenklage.
I. Auf den Grabstein meines Bräutigams.
In meinem Herzen steht dein Bild,
Dein Name klingt durch meine Lieder
Trotz Tod und Trennung nah ich mild
Zu deinem Grab mich liebend wieder:
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Denn zweier Seelen reine HarmonieTrennt selbst des Todes schriller Mißton nie.
II. Gebet am Grabe.
Du gabst ihn mir – du hast ihn mir genommen,
Du ew’ger Gott, der unser Schicksal lenkt,
Mit ihm ward mir das höchste Glück geschenkt
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Und nun ist mir das tiefste Leid gekommen.
Ich frage wohl: wie soll ich noch ertragen
Das Leben, das nun öde vor mir liegt
Seit ihn des Todes dunkle Macht besiegt
Und all umsonst mein Sehnen und mein Klagen?
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Und doch – ob alle Hoffnungen versankenErinn’rung bleibt mir an die Seligkeit,
Die nur der Liebe süße Macht verleiht –
Und dafür muß ich selbst in Thränen danken.