Topographia Westphaliae: Lügde

Topographia Germaniae
Lügde
<<<Vorheriger
Lubbeke
Nächster>>>
Manderscheid
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1647, S. 86–87.
Lügde in Wikisource
Lügde in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[86] Lügde / Lugde / von Theils Loye / vnnd Lude genannt / nahend dem Fluß Emmer / vnd [87] dem Hauß Pyrmont / gelegen. Von welchem Ort / oder Statt / (so die Schwedischen Anno 1639. außgeplündert haben) in der Braunschweigischen Chronic / vnter anderm / pag. 532. seqq. also stehet: Anno 1556. gegen den Frühling / brach ein Geschrey auß / von dem heiligen Brunn / in der Graffschafft Pyrmont / etwan einen Büchsenschuß von der Statt Lügde / dem Stifft Paderborn zuständig; daß nicht allein auß angräntzenden Provincien Teutsches Lands; sondern fast auß der gantzen Christenheit / Leute Hauffenweiß dahin kommen / ihrer Kranckheit / durch Krafft dieses heiligen Brunnen sich zu entledigen. In summa / es war gleich einem grossen Feldläger. Es wurden auch deß Wassers grosse Fässer / Tonnen / vnd Lecheln gefüllet / auff Karren vnd Wägen geladen / vnd vber zehen / zwantzig / dreyssig / vnd mehr Meilen / denen / so nicht selbst erscheinen konten / zum besten / mit grossem Kosten abgeholet / vnnd verbracht. Dieser grosse Zulauff hat gewähret / biß ins ander Jahr / vmb die Zeit / als Graff Philipp zu Spiegelberg / vnnd Pyrmont / für S. Quintin / Anno 1557. den 10. Augusti erschossen ward. Damals hat der gemeine Hauff sich gegen GOTT vndanckbarlich erzeiget / offentliche Schande / Sünde / Hurerey / vnd Büberey / daselbst getrieben / daher GOtt der Allmächtige dem Brunnen seine Macht genommen. Sonst hat das Wasser vielen / so mit Rändigkeit / Krätze / Grind / bösen Flüssen / offnen Schäden / Gicht / Podagra / beladen gewesen / wol geholffen; zuforderst / wann sie den Leib zuvor purgiert / vnnd alsdann darvon getruncken. Etliche alte Weiber liessen sich auch dahin bringen / vermeynten vielleicht Jung / oder alten Schaden loß zuwerden; sind aber entweder in der Cur / oder nicht lang hernach / gestorben. Es wurden auch Besessene dahin gebracht. Dann es war daselbst ein blinder Teuffelsbanner / Simon genannt / der sich vnterstund die Teuffel außzutreiben / vnd trieb also der böse Geist viel Gespenstes / stellet sich auch offt / als ob er außführe / vnnd redet Leibhafftig auß den Besessenen / kräet / als ein Hane / vnd schreyet / vnd brüllet grewlich / etc. Es ward zu solchem Teuffelsbanner / bey dem heiligen Brunnen / ein schöne Dirne gebracht / die auch mit dem Teuffel besessen war / denselben Teuffel trieb der blinde (wie sichs ansehen ließ) von ihr auß / vnnd ob er wol blind war / vnd ihre Schönheit nicht sehen konte / dannoch nam er sie zu der Ehe / vnd zog mit ihr gen Oßnabrück. Vnd als sie daselbst wohneten / führet ihn das Weib einsmals auff den Balcken. Da erschienen ihr zween weisse Münch / das sonder zweiffel / Teuffel gewesen sind / die halffen ihr / schüreten auch zu / daß sie ihren blinden Mann durch die Lucken herunter stürtzet. Stieg darnach herab / vnd als sie die zween weissen Münch ihr widerumb erschienen / ihr halffen / vnd zuschüreten / tödtet sie ihn fortan / hieb ihm den Kopff / Hände / vnd Füsse ab / vnd stieß ihn in einen Ofen / macht ein Fewer vmb ihn her / der Meynung / ihn auffzubrennen: Aber der Geruch von dem Braten / trang zum Hause / das rings vmbher versperret war / hinauß / daß man also das braten vber etliche Häuser riechen konte. Derowegen wurden die Nachbaren wach / brachen das Hauß auff / vnnd funden das Weib auff frischer That / die ihre Vbelthat frey bekennet / ist auch vom Erbarn Raht zum Tod vervrtheilet / vnd gebührlicher Weise hingericht worden. Biß hieher gedachte Chronic.