Topographia Saxoniae Inferioris:Tonningen

Topographia Germaniae
Tonningen (heute: Tönning)
<<<Vorheriger
Tessin
Nächster>>>
Travemünde
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1653, S. 229–231.
Siehe auch:  Eiderstedt und  Bredstedt
[[| in Wikisource]]
Tönning in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite
[229]
Tonningen.

Von diesem Ort schreibet Andreas Angelus, in seiner Holsteinischen Stätt-Chronick / am 31. Kapitel / also: Tönningen soll den Nahmen von einer Tonnen haben. Wie denn auch Jonas von Elverfeldt bekennet / da Er schreibet:

Nec tamen illa minus cultus exercet agrestes,
Quae sua de parvo nomine vase tenet.

Auß was Vrsachen aber diß Stättlein solchen Nahmen bekommen / kan ich nicht wissen. Es ligt solches in Frisia Eydorensi, oder in der Peninsel Eydorstadt / vom Wasserfluß Eydora, (die Eydor) so die Gräntze ist zwischen Dithmarschen / vnd diesem Ländlein / also genant. Es ist diß Stättlein nicht gar alt / sondern nimmet noch immer von Tage zu Tage zu: Herr [230] Adolph / Hertzog zu Schleßwick / vnd Holstein / hat im Jahr 1583. (Al. 82.) Jahr / ein schönes Schloß allda / am Eyderstrom / lassen auffbawen. Diß Stättlein hat zum Wappen eine Tonne. Vnd so viel sagt Angelus. Andere melden / es gehöre Tonningen dem regierenden Hertzogen in Holstein / Herrn Friederichen / auff Gottorff etc. allda es einen herrlichen Hafen / oder Port / habe / so der gedachte Eyder-Strom machet / in welchem Schiffe auß dem Oceano, oder dem Teutschen Meer / einlauffen können; vnd daher auch allhie ein stattlicher Handel seye. G. Braun / im 5. Theil seines Stättbuchs / vnd C. Ens, in deliciis apodem. per Germaniam, pag. 525. seq. vnd Andere / schreiben / von dem obgedachten Lande Eyderstede / oder Eyderstadia, daß es allenthalben mit Wasser / als dem Meer / der Eyder / vnd Hever / außgenommen gegen Schleßwick / da es offen / vmbgeben seye / vnd an nichts / als an Saltz / vnd Hopffen / Mangel habe; darinnen 18. gar grosse / vnd Volckreiche Pfarren / viel gar nahend beysammen gelegene Dörffer / vnd zwey Stättlein / da man Gericht halte / zu finden: Die Gebäw / vnd Landgüter / seyen durch vnd durch prächtig erbawet; vnter welchen sonderlich ansehenlich deß Hertzogen von Holstein / der Ranzauen / Pogwisch / Blomen / Sivarden / Hoyer: Das gantze Land werde abgetheilt in drey Theil / Eyderstad / Everscup / vnd Vtholm / so von einem Landvogte / den Sie Stallerum nennen / regieret werden. Die Inwohner gebrauchen sich / ausser der Sächsischen / einer besondern Sprach / so Sie mit andern Ost- vnd Westfriesen gemein haben; vnd geniessen / noch heutigs Tags / ihrer Befreyungen / vnd lassen sich / über die Entrichtung deß schuldigen Zolls / mit anderwertigen Diensten nicht beschweren. Vnd weiln das Land sehr fruchtbar / vnd gedachter Fluß Eyder Schiff- vnd Fischreich / so ist dasselbe jederzeit für gar edel / vnd köstlich gehalten worden. Dann es ein solche Fruchtbarkeit allda hat / daß es auch Holland / nach der Holländer aignem Zeugnuß / nicht allein gleich ist / sondern auch dasselbe übertrifft / dieweil die Ochsen / vnd Kühe / in solchem Eyderstede / viel grösser / als in Holland / vnd in solcher grösse kaum in gantz Europa zu finden seyn sollen / vnd ein ainige Kuhe / im Sommer / deß Tags 9. Kanten Milch / das seyn 36. Lübeckische Pfund / gibet: Dahero zwischen dem ersten Mayen / vnd letzten Herbstmonats Tag / ein solche menge Käse / von dannen / zu Schiff hinweg geführt wird / daß man die Summ / über die 60. hundert tausent Pfund / oder 60. tausent Centner / schätzen thuet. Dieser Eydersteder Nachbarn / die Nortstrander / vnd Strander / So mit den Dänen gräntzen / nennet Ubbo Emmius, lib. 2. Rer. Frisicarum, auch rechte / vnd die letzte Friesen / gegen Mitternacht / denen der grosse Fleck Pülwurm / oder Pülworm / vnd der schöne Marcktfleck Brestede / gehörig: Reden noch Friesisch; wiewol Sie Dänisch- vnd Holsteinischer Herrschafft seyn: Leiden im übrigen viel Vngemach vom Meer. Vnd dieses auß den besagten Scribenten. Endlich schreibet J. Isac. Pontanus, in Chorogr. Daniae descript, daß die Strandii, oder Strandfrisii seyen die Frisii Minores, so nicht fern von Husem anfahen / vnd / von dannen / gegen Mitternacht / bey 4. Meilen / an einem engen Gestade / her wohnen; in dessen Raums mitte / Sie einen schönen / vnd wolgebawten Marckt / vielen Stättlein deren Orten zu vergleichen / Nahmens Brestede / haben / so die Gräntze deß fetteren Bodens an dieser Meers Gegend; das weitere seye meistentheils sandig: beederseits aber zween Flecken / auff Friesische art gebawet / deren der eusserste gegen Mitternacht / Langehorna genant / endlich daselbst gantz Frießland ende; von dannen man vier Meilen nach Flenßburg rechne: Saxo Grammaticus habe auch die Eidorenses, oder Eidersteder / so gegen dem Meersbusen Hever sich erstrecken / zu seinem Frießland gesetzt / vnd Dennemarck zugeeignet; welches Eiderstad / vor vielen Jahren / ein Peninsel gewesen / als der Fluß Milda noch seinen freyen Lauff gehabt; aber jetzt hange es an dem festen Lande; vnd werde noch / wie Saxo erzehle / die [231] Erdscholle / die Winterszeit vnter dem Meerwasser gelegen / gedörret / vnd zu einem gar wol geschmacken Saltz gesotten; sogar weiß seye / vnd die Inwohner einen grossen Nutzen haben thäten.