Topographia Saxoniae Inferioris:Segeberg

Topographia Germaniae
Segeberg (heute: Bad Segeberg)
<<<Vorheriger
Schwerin
Nächster>>>
Sommerscheburg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1653, S. 219–221.
[[| in Wikisource]]
Bad Segeberg in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite
[219]
Segeberg / Sigeberga.

Von diesem Ort schreibet Andreas Angelus, in seiner Holsteinischen Stätt-Chronick / im 17. Capitel / vnter anderm / also: Segeberge hat daher den Nahmen: Als Keyser Lotharius / auff eine Zeit / war zu Bardewick / welches damals noch eine gewaltige vnd herrliche Statt war / fand sich zu Ihm Vicelinus, der nachmals Abbt zu Segeberge ward / vnd zeigete Ihm an / daß in Wagria ein trefflicher Berg wäre / darauff ein Schloß zu setzen / vnd davon das gantze Land / beydes Christliche Lehr anzunehmen / vnd Tribut zu geben / könte zu zwingen seyn. Diese Wort deß Priesters bewegten den Keyser / daß Er sich auffmachte / vnd die Gelegenheit deß Orts selbst besichtigte / auch dazu beforderte die Befelchhaber / vnd Verwalter durchs Land. Da Er nun befand / daß alles gelegen wäre zu einer Vestung / that Er der Landschafft zu nähest vmbher Befehl / daß Sie an demselben Ort eine Vestung bawen solten / vnd nennete den Berg / darauff Er ein trophaeum, oder Siegszeichen stecken ließ / den Siegberg / (montem vicoriae) auff der Sachsen Spraache den Segeberg / der sonst zuvor hieß der Aelberg. Das Stättlein Segeberg ligt in Wagria / am Wasser die Trawe genant / vier Meilen von Lübeck. Wer es anfänglich erbawet / finde ich nirgents: Das Schloß aber daselbst / hat (wie gesagt) zu bawen befohlen Keyser Lotharius / im 1134. Jahr. Als nun das Schloß gefertiget / satzte der Keyser einen drauff / von seinen Hoffleuten / mit Nahmen Herman / vnd befahl Ihm / daß Er / vnten an dem Berge / eine Kirch bawen solte / vnd darüber Vicelinum zum Auffseher verordnen; so auch geschehen; vnd hat solches Closter der Keyser / zu Bardewick / im 1137. Jahr / den 17. Tag deß Mertzmonats / bekräfftiget. Nach dieses Keysers / vnd seines Statthalters Herrnmanni, Tode / hat Heinrich von Badewide / so mit der Graffschafft Stormarn begnadet worden / daß Schloß Segeberge eingenommen. Nicht lang darnach überzog Primislaus, (der Meckelburgische Fürst) der die Statt Lübeck innen hatte / Segeberg / im 1140. Jahr. Das Schloß war damals so wol befestiget / vnd besetzt / also / daß Er dasselbige nicht kunte einbekommen / (Andere sagen von Ja / vnd daß Er das Schloß auch verstöret habe / ist aber keine Gewißheit da) das Kloster / sampt dem Stättlein / stackte Er in den Brand. Nach Pribislai Tod / hat Graff Adolph der Ander in Holstein / im 1188. Jahr / Segeberg eingenommen. Vnd ob wol Hertzog Heinrich in Sachsen / mit dem Zunahmen der Löwe / Segeberg folgends belägert / hats doch Egge von Stüren / sampt seinen Verwanten / vnd Bundsgenossen / dahin gebracht / daß Er von der Belagerung hat müssen ablassen. Auch hat Hertzog Woldemar [220] der Ander zu Schleßwick / Segeberg lassen zweymahl bekriegen. Als Er zum andern mahl darfür gelegen / haben sich die Belagerten offt / durch ungewöhnliche Wege / herauß gemacht / vnd Profiant hinein geholet. Solchem aber ist der Hertzog zuvor kommen / hat Sie auff allen Seiten hart belagert / vnd mit Hunger zu zwingen gedacht. Die Belagerten hielten sich auch in der eussersten Noth auff / vnd schütteten offt Kalck herauß / daß es die Feinde für Mehl halten / vnd gedencken solten / Sie hätten noch an Victualien keinen Mangel. Letztlich / da Sie sich keiner Hülff zu trösten hatten / vnd der Hunger mit Ihnen überhand nahm / fiengen Sie erst an / sich zu bedencken / ob Sie ihr Leib / vnd Gut außdingen / vnd dem Hertzogen das Schloß auffgeben wolten / kunten solches auch kaum über ihr Hertz bringen / vnd Ihnen beständiglich fürnehmen. Ehe denn aber diß ins Werck gesetzet ward / kam Hertzog Woldemar die Pottschafft / daß sein Bruder / (Canutus, Anno 1202.) der König von Dennemarck / todt wäre. Darumb eilete Er bald ins Königreich / ließ Ihm die Kron / vnd Succession überantworten / vnd kam folgendes Jahres wieder herauß / vnd nahm gantz Holstein ein. Im 1315. Jahr / hat Hartwig von Reventlow darauff gedacht / wie Er Graff Adolphen das Schloß Segeberg möchte einnehmen / vnd es zustellen Graff Gerharden / Graffen Heinrichs Sohn / nach dem Er Ihn / als tüchtig zum Regiment / erkennete. Hat sich derhalben auffgemacht / in Jäger-Kleidung zum Schloß hinein / biß in die Schlaffkammer kommen / vnd hat also den Graffen erschlagen / das Schloß eingenommen / vnd es hernacher Gerhardo überlieffert. Da auch beyde Brüder / vnd Graffen / Nicolaus / vnd Henricus / einen grossen Zanck hatten / mit den benachbarten Stätten / Lübeck / vnd Hamburg / vnd die Stätte darauff / auff nachgeben Graffen Johansen in Wagrien / zwey hundert gerüste Pferde gen Segeberg legeten / auff daß Sie drinnen mercken möchten / die Schliche der Jenigen / so Ihnen Schaden zufügeten; ward Graff Heinrich / ein geschwinder Herr / sehr vngedultig / fiel bey Nacht ins Stättlein Segeberg / entführete die zwey hundert Pferde mit sich hinweg / nahm die Reutter / vnd Bürger / die Er da fand / vnd auff den Handel bestellet waren / gefangen / führete Sie in seine Verwahrungen / vnd schatzte Sie / biß Sie sich vollkömlich mit Gelde löseten. Im Jahr 1534. hat Graff Christoff von Altenburg / (oder Oldenburg) sampt denen von Lübeck / Segeberg geplündert / vnd außgebrant / ohn einige Absagung / nach Kriegsgebrauch. Haben auch das Schloß belägern wollen / weil es aber besetzt gewesen / haben Sie es müssen bleiben lassen. Das Wapen deß Stättleins Segeberg ist ein Schloß / oder Thurn / auff einem hohen Berg stehend / darauß zwey Kriegsfähnlein stecken. Biß hieher der gedachte Angelus. Andere sagen / es lige Segeberg gar lustig in der höhe / nicht weit von einem See / zwischen Lübeck / vnd Hamburg / vnd zwar 7. Meilen von Hamburg / 4. von Lübeck / vnd 6. von Kiel / vnd gehöre der Zeit dem König von Dennemarck / der daselbst über sein gantzes Gebiet in Holstein einen Statthalter habe: Seye ein feine Statt / so ihr Wappen / vnd Freyheiten / Anno 1260. von den Graven zu Holstein / Stormarn / Wagrien / vnd Schauenburg / bekommen: Es habe da vorhin gehabt ein Augustiner Closter / in dessen Tempel obgedachter Graff Adolph von Holstein / Johannis deß Andern Sohn / begraben / welcher in dem Schloß allhie / (so höher auff dem Berg / als die Statt / liget / vnd schön ist) von obernantem Hartvico Reventlavio, einem Holsteinischen Edelmann / seinem Amptmann / dessen Tochter Er / der Graff / geschwächt / mit sampt einem Knaben / den Er mit deß besagten Reventlow Tochter / wie man sage / bekommen / im Jahr 1315. vmbgebracht worden; wie solches auch seine Grabschrifft allhie außweise: In selbiger Kirche ligen auch viel vom Adel begraben / sonderlich die Walstorffer / deren Wappen da hangend zu sehen. Ausserhalb der Statt ist ein Obeliscus, so 52½. Schuch hoch / den Herr Heinrich von Ranzow / gewester Königlicher Statthalter allhie / Anno 1590. auffrichten lassen; davon Georg [221] Braun im 4. Theil seines Stättbuchs / vnd F. Sweertius, in seinen deliciis, pag. 579. Von dem Anfang aber deß gemelten Schlosses allhie / item dem obgedachten Vicelino, vnd andern mehrern / Joh. Angelius à Werdenhagen, in Antegressu part. 4. de Rebusp. Hanseat. fol. 467. seq. (da Er in etwas dem besagten Angelo zu wider ist) zu lesen. Als Anno 1621. König Christian auß Dennemarck sich allhie befande / ist zu Ihme Pfaltzgraff Friederich / Churfürst / eine kurtze Zeit gewester König in Böheim / den 28. Hornung / vnd / folgenden Tags / auch andere Fürsten deß Reichs / hieher kommen; vnd zoge Fridericus den 6. Martii, die Andern aber den 7. diß / wieder von hinnen ihren Weg. Anno 1644. haben die Schwedischen das Schloß allhie in den Brand gesteckt; wie in der Franckfurtsschen Herbst-Relation dieses Jahrs / stehet. In dem Tomo 5. Theatri Europaei, wird fol. 630. gemeldet / daß / als der Schwedische Feld Marschall Torstensohn / Anno 1644. wieder auß Holstein gangen / Er Renßburg vnbesetzt gelassen / vnd nacher Newmünster zugezogen seye / daselbsten Er die Armeé in SchlachtOrdnung gestellet / vnd von dannen hieher auff Segeberg / welches in Brand gesteckt worden; von hinnen aber auff Oldesloh zugangen seye; von dannen Er seinen Weg nach Ratzeburg / Boitzenburg / Vltzen / Helmstatt / Aschersleben / vnd Bernburg/ genommen habe.