Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Sitten

Topographia Germaniae
Sitten
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 90.
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Sitten / Sedunum,

Auff Welsch Siun, Sion, Ist nicht allein das Haupt deß siebenden Zenden in Ober Wallis / sondern auch in dem gantzen Wallisserland / vnnd die einige Statt darinn / so mit Mauren vmbgeben ist. Sie ligt in einer Ebne / doch an einem Fuß eines freyen ledigen Bergs / der vom Auffgang darob ligt / daselbsten drey Schlösser seyn / deren das Erste zu nächst an der Statt / auff einem Grad vnd Felsen stehet / vnd die Meyerey / oder Majorey genannt wird / allda der Bischoff wohnet. Das ander Schloß ligt vorüber auff dem andern höhern Grad deß Bergs / gegen dem Fluß Rhodan / vnnd heisset Valeri, oder Valerium, darinn die Domherrn deß Capittels Sitten jhre Häuser / vnd Wohnungen / vnd auch ein besondere Domkirchen zu S. Catharinen haben. Das dritte Schloß ligt ob der Majori hinauff / zu oberst auff dem Berg Turbilion / oder nach gemeiner Spraach Türbelen genant. Ist sehr hoch / vnd das höchste / so nicht vberhöcht werden mag / vnd deß Bischoffs Haupt-Schloß / welcher auch auß dem vntern Schloß / oder Majoria, einen beschlossenen Gang hinauff hat / vnd Sommerszeiten oben wohnet / ob es wol gäh dahin zukommen / weiln daselbst der Lufft etwas temperirter / als vnten ist. Die Statt selbsten ligt an der rechten Seiten deß Rhodans / an dem Fluß Sitta, oder Sitten / ein vhralter Ort / der offt verbrennt / vnd zerstöret worden. In solcher ist die Bischoffliche Hauptkirch / nahend dem Bischoffhoff: Item / andere Kirchen / vnd der Spital. Die Inwohner reden Teutsch / vnnd Savoisch / oder grob Frantzösisch / so die Welsch heissen. Das Land herumb ist fruchtbar an Wein / Korn / Obst / Saffran. Es gibt auch da viel Honig / Fisch / allerley Vieh / gute Käß / Wildpret / Geflügel / vnnd andere nothwendige Sachen. Auff ein kleine halbe Meyl von der Statt / beym Dorff Bremis, haben etliche Münch ein gantz Klösterlein mit Kirchen / Kuchen / Zellen / vnd andern Gemachen / in einen Felsen gehawen / darzu kein Holtz kommen ist. Der Felß ist deß gantzen Klosters Dach / Rigelwänd / Thürgestell / vnd alle Gemach. Man muß hoch steigen / biß man darzu kompt. Anno Christi 411. ist S. Florentinus, ein Bischoff zu Sitten / gemartert worden. Nachfolgender Zeit hat man das Bistumb hinab gen Octodur / oder Martinach / gelegt / daher die Sedunisch- oder Sittische Bischöffe / Octodurenses seyn genannt worden / die man jederzeit vnter die Gallische gerechnet hat. Hernach hat König Sigismund auß Burgund / zun Zeiten der Söhne Königs Clodovaei M. in Franckreich / solches wider gen Sitten gelegt / als der in diesem Land zugebieten hatte / vnd ist der erste Bischoff damaln zu Sitten S. Theodorus, oder S. Theodolus gewesen / deme Eliodorus succedirt / der vmbs Jahr Christi 584. gelebt hat. Der vierdte Bischoff ist S. Amatus, zun Zeiten Königs Dagoberti, vnnd der fünffte S. Guarinus, oder Garinus gewesen. Zun Zeiten Keysers Caroli M. hat allhie der Bischoff VViliharius gelebt. Es ist der Bischoff dieses Orts / vnd der Herr deß gantzen Lands / jederzeit vor einen Fürsten deß Reichs gehalten worden / dessen Monatlicher Anschlag 225. zu Fuß gewesen / vber welchen hohen Anschlag er sich gleichwol allezeit beschwäret hat. Jetzt gibt er gar nichts / ist gleichwol An. 1594. durch Gesandten / auff dem Reichstag erschienen.

Ausser Lands haben die Wallisser das Stättlein Evian, Yfian, oder Yvian, vor Losanna vber / am Genffer See gelegen / so vorhin zu Savoja gehört hat.

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