Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Lausanne

Topographia Germaniae
Lausanne
<<<Vorheriger
Lentzburg
Nächster>>>
Loupen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 29–30.
[[| in Wikisource]]
Lausanne in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[29]
12. Lausanne, oder Losanna,

Auff ein halbe Stundt vngefehr vom Genffer See gelegen / daselbsten bey dem Schloß Riva dieser Statt Port / oder Schifflände ist. Solle den Namen von zweyen dardurch lauffenden Wasserflüßlein haben / deren das eine Lossa oder Losa / das ander aber Anna etwa geheissen. Theils wollen / dieser Statt Fundamenta seyen im Jahr nach Erschaffung der Welt 2790. gelegt / vnd sie Carpentras genannt worden; Welchen Namen Anno Christi 593. Bischof Martinus allda geändert / vnd darfür sie Lausunum, oder Lausodunum, oder Lausonium, genannt haben solle. Andere vermeynen sie seye die alte Römische Colonia Equestris, oder Civitas Equestris, weil auch noch jetziger Zeit die Hauptgaß / darinn die Gast-Herberg zum Engel / von altem her Vicus Equestris genannt seye: Vnd als sie mit Aventico vndergangen / vnnd hernach von den Königen in Burgund wieder erbawet worden / da habe sie den Namen von den obgedachten Wassern bekommen / dahin sich die Bischoffe von Aventico begeben / vnd hernach von den Käysern Ludovico I. Carolo II. et III. Item Henrico II. vnd König Rudolpho auß Burgund / viel Güter vnd herrliche Freyheiten bekommen haben. Stumpfius sagt / Es sey obiges vngewiß / es habe auch die Statt kein solches altes Ansehen. Der erste Aventinische Bischof (so in keiner gewissen Statt gewohnet / sondern der Aventier / oder Aventicorum Episcopus, genannt worden) ist gewesen / Prothasius, so zu den Zeiten Königs Clodovaei I. in Franckreich / gelebt / da Aventicum allbereit zerstöret lag / vnd Losanna, ohne Zweiffel / noch nicht gebawet war. Marius der vierdte Bischoff / so vmbs Jahr Christi 602. gestorben / ist der Aventier vnnd Losanner Bischoff genannt worden / vnnd An. 581. in sein Ampt getretten / daher gute Anzeigung / daß er der letzte gewesen / der noch den Titul der Aventier geführet / vnnd der erste / so den Namen von der Kirchen Losanna empfangen; Ist auch darauß wol zu verstehen / daß Losanna erst vmb diese Zeit ihren Anfang vnnd Namen bekommen habe. Hertzog Carl von Burgund / als er der Fürstin von Savoya Hülff gethan / hat solche Statt Losanna / so sonsten damahlen im Savoyschen Schutz war / ein Zeitlang ingehabt / nach dessen Todt sie wider an Savoya kam / biß Anno 1536. die Berner dieselbe dem von Savoya nahmen / vnd ein Hohe-Schul / (bey welcher fürnehmblich Viretus, Beza, Curio vnd Bucanus berühmt gewesen) an statt deß Bisthumbs / da anrichteten; Von welcher Zeit an die Bürger den Bernern die Pflichte leisten / so sie hievor einem Bischoff geleystet haben / vnd benebens bey ihren Freyheiten bleiben. Das Schloß aber wird von dem Bernerischen Land-Vogt bewohnet. In Anno 1521. war noch deß Bischoffs Reichs Anschlag / zum Römerzug / Monatlich einfach 14. zu Pferd / vnd 60. zu Fuß. Vnd hat die Statt Anno 1588. den 11. vnnd 12. Decembris / dem Hertzog von Savoya sollen verrahten werden; ward aber durch ein Sturmwind verhindert / vnnd entdeckt / auch viel [30] darüber gericht. Obgedachte Gassen / Vicus Equestris genannt / daran / wie gemelt / die Herberg zum Engel / wie auch die zum Löwen / ligen / hat diese besondere Freyheit / der Vbelthäter halber / die auß der Gefängnuß deß oberwehnten Schlosses Rivae, vom Bernerischen Vogt / dahin geführt werden / daß solche die Bürger / so auß ihren Häusern herfür tretten müssen / nach der Verhör / vervrtheilen vnnd richten. Die andere Vbelthäter in der Statt werden durch den Rath vervrtheylet. Es ist Losanna nicht wol befestiget / vnnd liget Bergicht / ist aber ziemblich / wiewol auff alte Manier / erbawen. Hat herrliche Kirchen / sonderlich ein schönes Münster / vorhin Bischoffliche Haupt-Kirchen / darauß die Bilder vnd Altär gethan worden seyn. Ligt oben in der Höhe / oder Obern Statt / ist sehr groß / mit grossen hohen Säulen / die theils von einem Stück auffgeführet seyn / darinn noch etlich Bischöffe ihre Marmolsteinerne Begräbnussen behalten haben. Das Collegium der Hohen-Schul / so schön erbawt ist / ligt auch in der Obern Statt. Anno 1439. ist das Concilium von Basel hieher nach Losanna transferirt worden. Sihe besagten Stumpfium, Item Munsteri Cosmographiam, J. J. Grasseri Schatz-Kammer / vnnd Martini Zeillers Itinerarium Germaniae.

[T17]