Topographia Hassiae: Schmalkalden

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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Schmalkalden / oder Smalkalden.


Es ligt diese Statt an dem starcken Bach / welchen man die Scmalkalde nennet / vnnd der nicht fern von Inselberg seinen Vrsprung hat. Ist ein feine wolerbawte Statt / deren Nam für ein Schmeltz- oder Gießhütten von einem außgelegt wird. Es wird viel Eysenwerck da geschmidet / auch viel Ertz / da man Stahl auß macht / (dahero der Stahlberg den Nahmen hat) daselbst gegen dem Thüringer Wald zu / gegraben / vnd werden vber die vierhundert Schmidt alldar gefunden. Die Eysen Wahren werden hin vnnd wider vnter die vmbligende Völcker / auch etwan in ferrn abgelegene Lande / Teutscher Nation / verhandelt. Käyser Philippus hat sie vmbs Jahr 1203. Landgraff Hermannen zu Thüringen / vnnd Hessen / zu verdrieß / außgebrannt. Anno 1319. hat Fürst Berthold von Henneberg die Capell S. Jacobs / so damals beym Schloß gelegen / in eine Stiffts Kirchen verwandelt / vnnd 12. Canonicos darzu verordnet. Nach diesem hat Anno 1360. Landgraff Heinrich zu Hessen / vnnd sein Sohn Ottho / genannt Schütz / beneben Graff Johann deß Ersten zu Henneberg / nachgelassener Wittiben / Frawen Elisabeth Gräffin zu Leuchtenberg / von Burggraff Albrechten zu Nürnberg / vnd dessen Gemahlin Sophien / die nechstbemelter Wittiben verstorbenen Herrn Bruders Tochter war / das Ampt Schmalkalden / Hauß vnd Statt / vnnd Scherpffenberg halb / auch die Vogtey zu Herrn Breitungen / vnd das Gerichte / vnd halben Zehenden zu Bernshausen / vor 4300. Gülden erkaufft. Vnd ward also Smalkalden ein Ganerben Statt.

Anno 1583. nach Absterben deß letzten Fürsten von Henneberg / kam das Ampt / vnd die Statt Smalkalden völlig an Hessen. Vnnd hat LandGraff Wilhelm die Wilhelmsburg / oder das Schloß allhie / hernach von grund auff ernewret / auffs herrlichste zugerichtet / vnnd mit einer schönen Kirchen / an statt oberwentes Thumbs / gezieret / vnnd ist das Schloß forthin nach seinem Nahmen genennet worden. Hat vorhin Hessen Darmbstatt / als ein Pfandtschilling von Cassel / vermög deß Anno 1627. den 24. Septembris / getroffenen vnnd geschwornen Vergleichs angehöret: ist aber jetzund / vermög deß im Jahr 1648. getroffenen newen vergleichs / davon oben / im Eingang dieses Anhangs bericht geschehen / wider Fürstlich Casselisch; nach dem allbereit vorher / deß Jahrs 46. den 10. 20. Augusti / diese Statt / von den Nider-Hessischen / vberstigen / vnd das Schloß zu Hayn: wie auch das Schloß Bibra; wie in der Franckfurtischen Herbst-Relation / dieses Jahrs / stehet / damahln von Ihnen erobert worden. Es ist diese Statt / wegen deß Bundes / so die Protestierende Teutsche Fürsten / vnnd Ständte / zu Käyser Carls deß Fünfften Zeiten / A. 1531. allhie [121] auffgericht / berühmt; wie dann auch selbiger Krieg der Smalcaldische ist genannt worden: Wie nicht weniger die jenige Articul / so wegen deß künfftigen Concilij allda im Jahr 1537. gemacht worden / diesen Nahmen führen. Daher der Vberwinder deß besagten Bundtes / nemblich Käyser Carolus V. diese Statt hat schleiffen lassen wollen / so aber Churfürst Mauritius zu Sachsen / vnnd Fürst Georg Ernst zu Henneberg / durch ihre Vorbitt / verhindert haben. Besihe Schleidanum lib. VII. et XI. Hortledern von Vrsachen deß Teutschen Kriegs lib. 8. cap. 2. fol. 1314. seqq. Warem. ab Erenberg de Foederibus lib. 2. pag. 317. seqq. Spangenberg in der Hennebergischen Chronic lib. 5. cap. 53. fol. 271.

Es gehören in das Ampt Schmalkalden die Vogtheyen Herrenbreitungen / Broterode / Steinbach / Bernshausen / vnd Hallenberg. Vnnd ist besagtes Herren-Breitungen ein schönes Schloß an der Werra / davon auch vnfern die Marckt Barchfeldt gelegen. Diß Breitungen ist etwa vor alten Zeiten ein Closter gewesen / welches Conrad von Grumbach / ein fleissiger Historicus seiner Zeit / vnd vmbs Jahr 1414. Probst daselbsten / Regis Breitingam nennet. An. 1634. seyn zu Smalkalden von den Crabaten / in einer Auffruhr / viel Bürger / hergegen von denen darüber ankommenen Schwedischen die Crabaten niedergemacht worden. part. 3. Theatr. Europ. Mer. Nicht weit darvon ligt Todtenwart / ein altes Adeliches Stamm-Hauß.

Obermelder Bach / die Smalkalde genannt / daran die Statt ligt / fällt nahend bey derselben in die Werra. Das Schloß allhie / oder die Wilhelmsburg / ligt zu nächst / Ostwerts / an der Statt. Ist viereckicht / voller schöner Fürstlichen Säle / Gemächer / vnnd Zimmer. Sonderlich ist die schöne Schloßkirchen zu sehen; daran der Alabaster / vnnd das Gold nicht gesparet worden; vnd in welcher / eine Orgel / mit einem schönen Helffenbeinenen Principal Stimmwerck. Hinder dem Schloß ligt ein schöne Rennbahn / vnd vor dem Schloß der Vorhoff / darauff man die gantze Statt vbersehen kan: Zur Lincken / Sudwerts / am Berge hinab / ist ein herrlicher schöner Springbrunnen / darzu man aber die Treppen / oder Stiegen absteigen muß. Vber diesem / ist zu Oberst eine schöne Altan. Vnden / am Fuß deß Berges / ligt der Henneberger Hoff / so vom Herrn Landgraff Moritzen stattlich außbawt / vnnd zum Marstall verordnet worden / der in der höhe voller schöner Gemächer ist. In der Statt / so groß / vnnd durch deren Gassen alle / genugsamb Wasser fleust / hat es die Cantzley / den Jägerhoff / vnd andere Gebäw. Es seyn bey dieser Statt / auch 3. Vorstätte.

Obbesagtes Herren-Breitungen / ist vor Jahren ein schönes Schloß an der Werra / vnnd deß letzten Fürsten von Henneberg Fraw Wittiben Sitz gewesen / ehe es im Jahr 1640. von den Schwedischen gantz abgebrant / vnd verwüstet worden ist. Die Wildfuhr / sonderlich am rothen Wildpret / ist / im Schmalkaldischen Ampt / die beste im gantzen Lande. Es gibt da auch viel Vrhanen / Birck: vnd Haselhüner / Schnepfen / vnd Krametsvögel / vnd am Kohlberg findet man häuffig Diamanten / so zu weilen die Böhmische übertreffen. So gibt es in dem Schmalkaldischen Gebürge der kleinen Vipern / oder Natern / darauß sonst der beste Venedische Teriack gemacht wird / deren Vipern sonst fast keine in gantz Teutschland zu finden seyn.

Nach diesem Ampt folget das Ampt Frawensee / auch jenseit der Werra / fast vmb / vnnd vmb / auff Fürstlichen Sächsischen Boden gelegen / so dabevor ein Closter / zum Stifft Hirschfeld gehörig / gewesen; aber nunmehr zur helffte (oder / weil jetzt das besagte Fürstliche Stifft / vermög Frieden-Schlusses / auch Hessisch / sonder zweiffels / gantz vnnd gar /) durch Pfandtschafft / zum Hause Hessen kommen ist. Hat ein sehr kleines / gantz newes / vnnd steinern Fürstliches Hauß / auff einem natürlichen Damm / zwischen zweyen grossen stehenden Seen. Es gräntzet dieses Ampt mit einem Orth / ans Gericht Heringen / jenseit der Werra / das Ampt Schmalkalden aber / rings herumb / an das Sächsische Gebiet. In einem dieser Tagen mir vbersandten Bericht / wird also gemeldet: Schmalkalden wird nunmehr / nach dem [122] es Hessen-Cassel zuerkannt worden / wider zum Fränckischen Craiß gezogen: wie dann der Herr LandGraff zu Cassel / auff dem Fränckischen Craißtag zu Bamberg Ann. 1651. den 3. 13. Februarij auch seinen Gesandten geschickt hat.

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