Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Torn

Topographia Germaniae
Torn (heute: Toruń)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 50–52.
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Torn / Torunium, Turunia,

Vnd vom Alberto Crantzio, in seiner Vandalia, Turrea genant / ist eine an der Weissel 24. Meilen von Dantzig gelegene / und dem König in Polen gehörige / sonsten eine Preussische Hansee-Stadt / von der Aubertus Miraeus, in seinem [51] Chronico, schreibet / daß sie / mit Culm / Anno 1232. gegründet worden seye. Offtangezogener Hennenberger meldet / daß Anno 1231. ein grosse Eiche / auff einem Berge / mit Erckern bebollwerckt / und nur ein enger Weg darzu gelassen worden / (dann man sonst nirgends darzu kommen konte /) und heissens Thoran / daß sie die Preussen darmit wolten reitzen / sich daran zumachen. Etliche wollen / sagt er / es solle den Namen vom Thurn haben / so zum ersten in S. Johans-Kirchen gebauet. Aufs ander Jahr / nemblich 1232. legten sie eine Stadt dabey an / und eine Kirche in Gottes und S. Johannis Ehre / stunde aber nur 3. Jahr lang / denn / umb viel befliessens / baueten sie solche eine Meil weiter hinauff / auff einen Berg / Anno 1235. da nun Thorn noch ligt / an der Weissel / und ward Alt-Thorn abgebrochen. Anno 1263. ist ein Closter zu S. Niclaus genandt / Prediger-Ordens / in der Neuen Stadt / auff das Wasser Muckra gebauet worden; Item / ein Closter der Observanten graue Mönche in der alten Stadt / alda zu unser lieben Frauen genandt. Es ward hernach auch ein Nonnen-Closter S. Bernhardi Ordens gestifftet. Auß dem gedachten grauen-Closter machte ein Mönch alhie die erste Orgel / die hatte 12. Pfeiffen / man trat die Bälge / wie die Grobschmide pflegen. Und dieses sagt Hennenberger. Herr Augustin Freyherr von Mörsperg / Ritter Johanniter-Ordens / beschreibet / in seinen hinterlassenen Reisen / diese Stadt also: Thorn ist in 2. Theil getheilet / die alte / und neue / sind beede mit Ringmauren umbgeben / die alte ist schöner und besser erbaut / mit hohen Häusern / und starcken hohen Ringmauren. Auff 20. Schritt stehet alzeit ein hoher viereckichter Thurn / alles von Ziegelstein / darumb auch die Stadt Thurn heisset; ist auch eine Hauptstadt in Preussen / und reiche Handelsstadt / gräntzt an Polen / und hat ein schöne Brück über die Weixel. Alhier fahet sich der Brauch an / daß man mit dem Zinngeschirr pranget / und solches unten im Hause / an den Wänden herumb / ordenlich anhänget: Solch Gepräng ist in gantz Preussen. Und alhie fahet man an wieder gut Hoch-Teutsch zu reden / ist auch bessere Tractation, und viel ein herrlicher Land / als Polen. Biß hieher wolgedachter Herr. Joh. Angel. à Werdenhag. part. 3. de Rebusp. Hanseat. cap. 24. fol. 345. seq. in Beschreibung dieser Hansee-Stadt / sagt / daß sie Anno 1235. zu einer Handels-Stadt gemacht worden seye. Chytraeus schreibet lib. 29. et 30. Saxon. daß der König in Polen Anno 1593. zu Torn / die Hauptkirchen den Papisten zugesprochen / so dieselbe auch Anno 1596. eingenommen hetten. Nicol. Helduaderus sagt / in seiner Sylva Chronol. daß Anno 96. man in Preussen (deß Königl. Theils) viel Evangelische Pastores, auff den Dörffern / von ihren Pfarrdiensten vertrieben / und die Papisten in der Stadt Thoren / am Tag Johannis Baptistae die oberste Kirch eingenommen; welches auch in den beeden Städten Meve / und Stargard geschehen seye. So haben die Jesuiter auch in dieser Stadt / so deß berühmten Mathematici, Copernici Vatterland / eine Schul. In tomo 5. Theatri Europ. fol. 690. b. stehet / daß Anno 1645. der Culmische Bischoff / den Jesuitern alhie / durch die Stadtdiener / die Kirchen / biß auff einen kleinen Altar / an einem Pfeiler / so er ihnen noch vergönt / verbieten lassen; auß Ursach / dieweil sie vorhin sich solcher Kirchen / ohn einiges Recht / inpatronirt / und dieselbe einem anderen Münch-Orden abgenommen hätten. Die der Augspurgischen Confession zugethane / haben auch ihr Religions-Exercitium, und ein vornehme Schul / oder Gymnasium, alda; und in selbigem ein ansehenliche Bibliotheck / die D. Frölich part. 1. Viatorii lib. 3. pag. 248. et 416. beschreibet / und am 251. Blat saget / daß der Rector dieses Gymnasii auch zugleich der oberste Kirchendiener / oder Evangelisch Prediger alhie / seye. Die Rahthäuser in beeden Städten / der Alten / und Neuen (darzwischen Mauren / und Gräben /) seynd / neben andern offentlichen gemeinen und Privat-Gebäuen / auch sonderlich zu sehen. Sonsten werden die Steckrüben diß Orths / wie ingleichem die Leckkuchen / und Bratwürste / so da gemacht werden / vornehmlich gerühmet. An. 1419. nach der Tannenbergischen Schlacht / belagerte / und stürmete der König in Polen das Schloß zu Thorn 8. Wochen lang / kont es aber nicht gewinnen. Anno 1439. ist Thorn abermals vom König in Polen [52] belagert worden. An. 1454. da Thorn / von dem Teutschen Orden zum König in Polen gefallen / haben die Inwohner besagtes ihr Schloß erstigen / und solches abgebrochen. Ann. 1455. versuchte der Hochmeister vergebens Thorn wieder zugewinnen. An. 1456. ward eine Aufruhr in der Stadt darüber viel ihr Leben lassen musten. Ann. 1458. kam deß Ordens Volck von Culm / für Torn / an die Vorstadt bey S. Lorentz / und S. Georgen / plünderten dieselbe / zündeten sie an / erstachen viel Volcks / fiengen 40. Mann. Anno 1485. erhielten die Thorner eine Handlungs- oder Güter-Niderlag / vom König in Polen / in dieser Stadt. Ann. 1501. den 17. Junij / ist König Johannes Albertus auß Polen alhie gestorben. Anno 1544. im Winter / brach die Thornische Brücke / mehr als die Helffte / entzwey / durch daß Eyß. In einer Chronicken / so Christoff Falconius außgeschrieben / wie Hennenberger berichtet / hatte er auch die Länge dieser Brücken verzeichnet / namlich von der Stadt biß an das Werder 500. Elen / das Werder auch 500. Elen / vom Werder / biß an den Berg und Ende der Brücken / gleich 770. Eln / daß also die Länge Ann. 1556. von 1770. Eln ist gemessen worden. An. 1595. ist ein Synodus alhie gehalten worden / davon obgedachter Werdenhagen schreibet. An. 1628. haben die Schweden diese Stadt zu erobern sich vergebens bemühet: Die Burger haben die Vorstatt / und anders mehr / selbsten abgebrandt / und hinweg gethan / auch sich tapfer gewehrt; hergegen das Land herumb herhalten müssen. A. 1645. ward vom König in Polen / Wladislao IV. alhie ein Colloquium, zwischen den Römisch-Catholischen / Lutherischen / und Calvinischen angestelt; so aber ohne Frucht abgangen; wie davon in Tomo 5. Theatri Europ. fol. 576. b. 595. b. seq. 810. 890. seqq. 917. seq. 930. seqq. und 965. seqq. zu lesen.