Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Marienburg

Topographia Germaniae
Marienburg (heute: Malbork)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 37–38.
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Marienburg / Margenburg /

Diese deß Königlichen Polnischen Theils in Preussen Hauptstadt / und / vor der Zeit / der Preussischen Hochmeister Ordinari Residentz oder Sitz / ligt an einem Arm der Weissel / so Nagot genant wird / und sich hernach in das Frische Haff ergiesset. Ist von den Teutschen Creutz-Herren erbauet / vnd nach einem Marienbild / so in der grossen hohen Schloß-Kirchen / vornen an der Spitze / auff einem halben Mond stehet / und deßgleichen in solcher Länge keines zusehen / Marienburg genant worden; wie Herr Augustin Freyherr von Mörsperg / Ritter Johanniter Ordens / in seinen geschriebenen Reisen / berichtet. Ligt bey 6. Meilen von Dantzig / und 4. von Elbing / dahin man gar eigentlich sehen kan / weilen der Prospect von Margenburg auß / gegen Mitternachtwerts / sehr schön / und das Land überauß wolgebauet / und fruchtbar ist: Hergegen die Stadt / alda es viel Römisch-Catholische gibt / unsauber / und übel gebauet ist; aber alda ein köstlicher Mett / auß Honigwasser / und Hopffen / gemacht wird. Es gehet über den Fluß disseits eine grosse hültzerne Brücke. Das fürnemste / so alhie zusehen / ist das Schloß / so ehender / als die Stadt / namlich Anno 1281. zu erbauen angefangen worden / und welches man folgends unter die 3. herrlichste Schlösser in der Christenheit gezehlet hat; wie der Vers lautete

Margenburg ex Luto, Offen ex Saxo, ex Marmore Meyland.

Und ist solches unter die vestiste / und daß kein vesters gegen Mitternacht hätte / gerechnet worden: wiewol Herr Johann Wilhelm Neumeyer / von und zu Ramsla / es Anno 1605. so vest nicht befunden / dieweil rings herumb nicht ein einige Streichwehr alla moderna, vnd gegen dem Lande nichts / als Mauren / und Thürne / gewesen; ob man wol noch damals dieses Schloß für deß Königs in Polen beste Vestung gehalten hat. Es ligt diß Schloß disseits nächst an dem Fluß / ist ein groß weitläufftig Gebäude von Ziegelsteinen. Das innere Schloß ist viereckicht / doch gar schlecht gebaut; hat 3. Gräben / ehe man hinein kompt. Hinter dem Schloß ist ein gar weitläuffiger Umbfang mit vielen Mauren / und Thürnen; daselbst stehen auch viel grosse Häuser / welche vorzeiten zur Kriegsrüstung / gebraucht worden; und pflegt in dem Vorgebäude deß Schlosses / deß Königs in Polen Quardi zuseyn. Anno 1410. hat König Wladislaus auß Polen die Stadt eingenommen; aber vor dem Schloß kunte Er nichts außrichten. Anno 1454. ward solches Schloß von den Polen wieder vergebens belagert. Anno 1457. bekam endlich König Casimirus in Polen dasselbe / aber durch Kauff in dem Er deß Teutschen Ordens Soldaten / denen ihr Sold nicht geben werden kunte / 476. tausend Gulden bezahlte / daß Sie Ihme Marieburg / Gilau / und Dirschau / übergaben; wie Cromerus, der Polnische Historicus, lib. 24. schreibet. Der offterwehnte Preussische Scribent / Caspar Hennenberger / der von dieser Stadt fol. 266. seqq. weitläufftig handelt / sagt daß von deß Hochmeisters Soldnern / und Leuthen / gedachtes Schloß / den Polen / umb 201. tausend Gulden Ungarisch / und 9. tausend Gulden seye verkaufft worden. Und obwoln diesem König Casimiro die Stadt auch gehuldet / so hab Sie es doch hernach mit dem Hochmeister / wider die Polen / so im Schloß lagen / gehalten / biß Sie sich / auß Mangel deß Entsatzes / und Proviant / und wegen der Dantzger Gewalt / so vor der Stadt lagen / Anno 1460. an Polen auch ergeben [38] Und damit stimmet auch Cromerus überein; welcher meldet / daß zuvor im Jahr 1558. die Polen die Stadt vergebens belagert; aber Anno 60. durch Ubergab bekommen hätten. Anno 1626. haben die Schweden / Stadt / und Schloß / ohne Schwerdstreich / erobert: Und als eben zu derselbigen Zeit in die zwölff tausend auff Marienburg zugezogen / dem Schwedischen Einfall zubegegnen; so ist darüber ein starckes Treffen angangen / dabey die Polen den kürtzern gezogen / und Ihrer bey viertausend erschlagen worden seyn sollen. Es ist aber bey dem Anno 35. auff 26. Jahr gemachten Anstande zwischen Schweden / und Polen / dieser Orth wieder an Polen kommen. Anno 1644. in Früling / ist das Schoß (darinn ein Thurn gewisen wird / dessen Steine / und Kalch von Milch sollen angemacht / und bereitet worden seyn) biß auff das Gemäuer / abgebronnen / namblich / alles Holtzwerck darinn / weil ein Büchsenmeister / auß Unachtsamkeit / eine brennende Lunten ligen lassen / als man damalen von den Thürnen deß Schlosses / mit leinen Stücklein / wegen deß Fronleichnams-Tages / Freuden-Schüsse gethan hatte.